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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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treffen.«
    Mein Vortrag wurde von Emerson unterbrochen, der auf uns zueilte und wissen wollte, wer auf was und warum geschossen hatte. Meine Erklärung vermochte seine liebevolle Besorgnis nicht zu zerstreuen; er wandte sich an seinen deutschen Kollegen, der ihm auf den Fersen gefolgt war, und überschüttete ihn mit Vorwürfen.
    »Sie haben recht, Herr Professor«, murmelte Schmidt betreten. »Ich bin ein ausgemachtes Rindvieh.«
    »Du machst viel Lärm um nichts, Emerson«, sagte ich. »Die Kugel hat nicht in meiner Nähe eingeschlagen.«
    »Kurz gesagt, es war keine böse Absicht und es ist auch kein Schaden entstanden«, sagte Professor Eberfeit zur Verteidigung seines Schülers.
    »Außer, daß mein Führer vor Schreck davonlief«, fügte ich hinzu. »Lassen Sie uns versuchen, ihn zu finden und zu beruhigen. Er hat ein neues Grab entdeckt, das er mir gerade zeigen wollte.«
    Doch weder der Führer noch das von ihm erwähnte Grab waren auffindbar, obwohl wir eine geraume Zeit suchten. »Vielleicht kommt er ja morgen zurück, wenn er sich von seinem Schrecken erholt hat«, sagte ich schließlich. »Er war jung, und er kam mir sehr furchtsam vor.«
    Unsere Besucher rüsteten sich zum Aufbruch; das Boot, das sie gemietet hatten, wartete bereits auf sie, und sie wollten noch in der gleichen Nacht nach Kairo zurückkehren. Während wir beobachteten, wie die Esel in der aufsteigenden Dunkelheit im Osten verschwanden, strich sich Emerson über das Kinn, wie gewöhnlich, wenn er tief in Gedanken versunken ist.
    »Ich glaube, wir haben hier genug getan, Peabody«, sagte er. »Der Zug von Luxor nach Kairo hält morgens in Rikka. Sollen wir ihn nehmen?«
    Ich sah keinen Grund, der dagegensprach.
    Sofort nach unserer Ankunft im Hotel bat ich den Safragi, mir ein schönes heißes Bad einzulassen. Während ich mich im duftenden Wasser aalte, beschäftigte sich Emerson mit den Briefen und Nachrichten, die während unserer Abwesenheit eingetroffen waren, und las sie mir – mit entsprechenden Kommentaren versehen – vor. »Ob wir mit Lady Wallingford und ihrer Tochter dinieren möchten? Nein, wir möchten nicht. Captain Richardson nebst Gattin freuen sich, uns auf ihrer Soireè begrüßen zu dürfen … Sie freuen sich vergebens. Mr. Vincey hofft, daß wir ihm die Ehre erweisen, mit ihm am Dienstag zu Abend zu speisen … Das ist eine Ehre, die ihm nicht gebührt. Der Generalstaatsanwalt … Aha! Ein Weizenkorn unter all dieser Spreu! Ein Brief aus Chalfont.«
    »Mach ihn auf«, rief ich. Ein schlitzendes Geräusch sagte mir, daß er schon dabei war.
    Der Brief war ein Gemeinschaftswerk: Evelyn hatte ihn begonnen, und die anderen hatten dann ihren Teil hinzugefügt. Die Beiträge von Evelyn und Walter waren kurz. Sie versicherten uns nur, daß es ihnen und ihren Schutzbefohlenen gutgehe. Nefrets knappe Äußerung enttäuschte mich ein wenig; sie klang wie der pflichtschuldige Brief eines Kindes an einen ungeliebten Verwandten. Ich sagte mir, daß ich eigentlich nichts anderes erwarten konnte. Ihr Vater hatte ihr zwar Lesen und Schreiben beigebracht, doch bislang hatte sie noch nicht viel Gelegenheit gehabt, sich in dieser Kunst zu üben. Es würde noch eine Weile dauern, bis sie sich elegant und ausführlich auszudrücken verstand.
    Doch der Beitrag von Ramses machte sämtliche Mängel in dieser Hinsicht wett. Mir war klar, warum er es sich ausbedungen hatte, als letzter schreiben zu dürfen, denn seine Ausführungen waren – gelinde gesagt – freimütiger als die seiner Tante.
    »Rose gefällt es hier nicht. Das sagt sie zwar nicht, doch sie zieht immer ein Gesicht, als hätte sie gerade in Essig eingelegte Zwiebeln gegessen. Ich glaube, das Problem besteht darin, daß sie sich mit Ellis nicht verträgt. Ellis ist das neue Hausmädchen von Tante Evelyn. Sie kommt aus der Gosse, wie die anderen auch.«
    An dieser Stelle hielt Emerson lachend inne, und ich rief: »Du meine Güte, wo hat das Kind nur solche Ausdrücke aufgeschnappt? Aus reiner Herzensgüte stellt Evelyn vom Schicksal geschlagene junge Frauen ein, deren Leben nicht so verlaufen ist, wie man es sich wünschen würde, aber …«
    »Die Beschreibung besitzt an Treffsicherheit, was ihr an Taktgefühl mangelt«, sagte Emerson. »Weiter schreibt er:
    Rose meint, sie wolle Ellis das nicht zum Vorwurf machen. Das will ich auch nicht, auch wenn ich nicht mit Gewißheit sagen kann, was mit diesem Ausdruck gemeint ist. Aber ich komme mit Ellis ebenfalls nicht zurecht. Sie

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