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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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möglich gewesen. Leider verhielt es sich nicht so. Und zum Glück war es auch gar nicht mehr nötig. Am Ende dieses düsteren Tunnels brannte ein Licht. So lange Emerson lebte, war alles möglich. Und wenn etwas möglich ist, sorgt Amelia P. Emerson dafür, daß es auch geschieht.
    Es dauerte eine Weile, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Zuerst mußte ich Abdullah trösten. Er kauerte auf dem Boden und weinte wie ein Kind; einerseits vor Erleichterung und andererseits vor Trauer, weil er seinen Helden in einem solchen Zustand erleben mußte. Dann wollte er nach draußen stürmen und noch ein paar Leute umbringen, aber es war niemand mehr da. Wir hatten gesiegt, und da unseren Männern nicht daran gelegen gewesen war, Gefangene zu machen, hatten die Überlebenden der Schlacht kriechend und humpelnd das Weite gesucht. Unter den Flüchtigen befand sich, wie ich zu meinem Bedauern erfuhr, auch ihr Anführer.
    »Aber wir werden ihn finden«, stieß Abdullah zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich sah ihn beim Kampf, ehe er davonlief. Eine Kugel aus seiner Waffe hat Daoud verwundet. Ich werde ihn wiedererkennen. Und Emerson wird wissen …«
    Mit einem zweifelnden Blick auf mich hielt er inne. »Ja«, sagte ich mit Nachdruck. »Das wird er. Und nun, Abdullah, beruhige dich und sei vernünftig. Daoud ist doch hoffentlich nicht schwer verletzt? Und wie geht es den anderen Männern?«
    Wundersamerweise war keiner unserer Retter getötet worden, obwohl einige von ihnen Wunden davongetragen hatten. Daoud, der sich bald zu uns gesellte, präsentierte seinen blutigen Ärmel wie eine Ehrenmedaille und bestand darauf, sich am Transport der Trage zu beteiligen, auf der Emerson lag. Mir war es nicht recht, ihn wegzubringen, doch wir hatten keine andere Wahl. Wir konnten hier nicht bleiben, und im Dorf gab es keine Unterkunft, in der man auch nur einen kranken Hund hätte gesund pflegen können. Emerson war bewußtlos und rührte sich nicht, nicht einmal, als der Wagen, den Abdullah besorgt hatte, den Pfad zum Flußufer entlangrumpelte.
    Es muß nicht eigens erwähnt werden, daß ich keine Sekunde von seiner Seite wich. Obwohl ich meinen Erste-Hilfe-Koffer nicht bei mir hatte, sagte mir mein Fachwissen (auch wenn Emerson sich so oft darüber lustig macht), daß sein Herz kräftig und regelmäßig schlug und sein Atem, obgleich flach, mühelos ging. Allein schon die Drogen, die man ihm verabreicht hatte, hätten genügt, um ihn in diesen Zustand zu versetzen.
    Allerdings nahm ich auch an, daß man ihn, was Nahrung und Wasser betraf, kurz gehalten hatte. Abgesehen von der Wunde am Hinterkopf, die mir am meisten Sorgen machte – ich führte seinen Gedächtnisschwund darauf zurück –, waren seine Verletzungen nicht schwerwiegend.
    Was mir wie eine kluge List erschienen war, um sich der Befragung zu entziehen, entsprach der schrecklichen Wahrheit. Er phantasierte nicht und redete kein wirres Zeug. Seine Worte waren vernünftig, sein Geist klar gewesen. Bis auf eine, ziemlich wichtige Kleinigkeit.
    Als wir das Schloß erreichten, war es vom Keller bis zum Speicher hell erleuchtet. Ich lief voraus, um alles vorzubereiten, damit wir Emerson so schnell wie möglich zu Bett bringen konnten. Cyrus wartete schon an der Pforte.
    Ich versuche nicht, seine Bemerkungen hier wiederzugeben. Amerikanische Flüche stehen in keinerlei Zusammenhang mit der englischen Sprache. Obgleich ich fest dazu entschlossen war, mir Gehör zu verschaffen, gelang es mir nicht, seinen Redeschwall zu unterbrechen. Erst als die Träger mit ihrer kostbaren Last in Sicht kamen, brach Cyrus mit einem Laut, der ihm im Hals geschmerzt haben mußte, ab.
    Ich nutzte seine momentane Sprachlosigkeit und sagte: »Keine Fragen, Cyrus. Helfen Sie mir, ihn in sein Zimmer zu tragen. Und sorgen Sie dafür, daß man den Arzt sofort zu ihm läßt. Ich habe Daoud nach ihm geschickt, als wir durch Luxor kamen.«
    Nachdem ich meinen verwundeten Gatten zu Bett gebracht hatte (denn ich hätte nicht zugelassen, daß ein anderer diese zärtliche Pflicht erfüllte), gesellte Cyrus sich zu mir. Mit verschränkten Armen blickte er auf Emerson hinab. Dann beugte er sich vor und hob eines seiner geschlossenen Augenlider.
    »Betäubt.«
    »Ja.«
    »Was fehlt ihm sonst noch?«
    Ich hatte alles getan, was ich konnte. Nachdem ich das Ende des Verbandes um sein zerschundenes Handgelenk festgesteckt hatte, setzte ich mich und zwang mich, die schreckliche Wahrheit zuzugeben.
    »Offenbar

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