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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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an, daß er dieses Wort benutzte, auch wenn er dabei ein wenig stockte) eine leerstehende Kabine zu geben, kam er zurück.
    »Sind Sie denn verrückt, Emerson? Diese ver… äh … vermaledeite Frau ist eine Spionin.«
    »Und ihre Verletzungen rühren wohl von dem Bemühen her, einer andernfalls nicht sehr überzeugenden Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen?« fragte Emerson spöttisch. »Wie aufopferungsvoll muß sie ihren Peiniger lieben.«
    Cyrus’ hageres Gesicht verdüsterte sich. »Das ist keine Liebe. Es ist die Sorte Angst, die Sie nie kennenlernen werden.«
    »Sie haben recht, Cyrus«, sagte ich. »Viele Frauen kennen sie – nicht nur die hilflosen Sklavinnen in einer Gesellschaft wie dieser, sondern auch Engländerinnen. Einige der Mädchen, die Evelyn auf der Straße aufgelesen hat … Es gereicht Ihnen zur Ehre, Cyrus, daß Sie für eine Lage, die Ihnen völlig fremd sein muß, Verständnis und Mitgefühl aufbringen.«
    »Ich dachte eigentlich an Hunde«, sagte Cyrus und errötete. Er war zu ehrlich, um mein Lob unverdientermaßen anzunehmen. »Ich habe gesehen, wie arme Kreaturen schwanzwedelnd zu dem Halunken zurückgeschlichen kamen, der sie geschlagen und getreten hatte. Wenn man es richtig anstellt, kann man jeden Menschen dazu bringen, sich so zu erniedrigen.«
    Emerson stieß eine große blaue Rauchwolke aus. »Wenn Sie beide Ihre philosophische Erörterung jetzt beendet haben, könnten wir vielleicht diese Angelegenheit regeln. Das Auftauchen des Mädchens wirft noch eine weitere Frage auf, die ich gerade ansprechen wollte, als Miss … äh … Peabody mich unterbrach. Vincey ist vielleicht nicht der einzige, der in die Sache verwickelt ist.«
    Cyrus äußerte sein Erstaunen, als er diesen Namen hörte, und ich übernahm die Aufgabe, es ihm zu erklären. »Seine Stimme kam mir schon damals bekannt vor. Aber er hatte sein Aussehen derart verändert, daß ich mir nicht sicher war. Emerson hat nun meine Vermutung bestätigt, und ich glaube nicht, daß er sich irrt. Kennen Sie Mr. Vincey?«
    »Dem Namen nach«, erwiderte Cyrus stirnrunzelnd. »Was ich von ihm gehört habe, läßt durchaus darauf schließen, daß er zu so einer Gemeinheit fähig ist.«
    »Er war sicherlich nicht der einzige Beteiligte«, fuhr ich fort. »Abdullah behauptet, er habe mindestens zehn der Schurken getötet.«
    Cyrus bedachte meine kleine Anmerkung mit einem Lächeln; Emerson verzog keine Miene. »Gesindel aus der Gegend«, meinte er barsch. »Solche Leute kann man in jeder Stadt Ägyptens und überall auf der Welt anheuern. Das Mädchen ist auch nichts weiter als ein Werkzeug. Vincey hat einen schlechten Ruf, was Frauen angeht.«
    »Frauen dieses … dieses Schlages, meinen Sie wohl«, sagte ich. Ich erinnerte mich, wie betont höflich sich Vincey mir gegenüber gezeigt hatte, und mir fielen auch Howards versteckte Andeutungen wieder ein. Ich unterdrückte meine Empörung und fuhr fort: »Ich finde es interessant, daß Sie das Wort ›Werkzeug‹ benutzen. Sie steht ihm vielleicht in diesem Sinne immer noch zu Diensten. Cyrus hat recht …«
    »Ich bin nicht so naiv« – Emerson warf mir einen finsteren Blick zu –, »dieser Frau ihre Geschichte vorbehaltlos abzukaufen. Auch wenn sie eine Spionin ist, werden wir mit ihr fertig. Aber wenn sie die Wahrheit sagt, braucht sie Hilfe.«
    »Muß eine gutaussehende Frau gewesen sein, bevor er sie so zugerichtet hat«, sagte Cyrus.
    Diese scheinbar zusammenhanglose Bemerkung, die natürlich einen Zweck verfolgte, entging Emerson nicht. Er grinste ganz besonders widerwärtig und bleckte dabei die Zähne. »Ja, das war sie. Und das wird sie wieder sein. Also reißen Sie sich am Riemen, Vandergelt, ich lasse es nicht zu, daß meine Expedition durch Ablenkungen dieser Art gestört wird.«
    »Wenn es nach mir ginge, würde ich sie heute nacht über Bord werfen«, erklärte Cyrus empört.
    »Aber, aber. Wo bleibt denn da die berühmte amerikanische Ritterlichkeit. Die Frau bleibt hier.« Nun wandte Emerson dieses ganz besonders widerwärtige Grinsen mir zu. »Sie wird Miss Peabody Gesellschaft leisten.«
    *
    Nachdem sie gegangen waren, suchte ich einige Kleidungsstücke heraus und ging zur Kabine der Frau. Die Tür war von außen abgesperrt, doch der Schlüssel steckte; ich schloß auf, kündigte mein Erscheinen an und trat ein.
    Sie lag, immer noch eingehüllt in ihr staubiges schwarzes Gewand, ausgestreckt auf dem Bett. Ich hatte einige Mühe, sie zu überreden, es auszuziehen,

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