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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Durcheinander gewesen, als sie mir das erste Mal auf dem Boden der Grabkammer liegend aufgefallen waren.
    Neben mir stehend, studierte David sie mit dem gleichen Stolz und Interesse. Unseren gemeinsamen Anstrengungen war es zu verdanken, daß die prächtigen Stücke in ihrer gegenwärtigen Form ausgestellt werden konnten. Wir hatten Stunden damit zugebracht, die Muster der Bruchstücke zu untersuchen, die nicht auseinandergefallen waren, und hatten Hunderte winziger Perlenstränge in der entsprechenden Anordnung neu aufgefädelt. Ich hatte wirklich eine Menge Erfahrung mit solchen Tätigkeiten, aber ich darf sagen, ohne David wäre es mir niemals so gut gelungen. Er war von einem der herausragendsten Antiquitätenfälscher in Luxor ausgebildet worden, und er besaß künstlerisches Augenmaß.
    Als ich seinen Arm kurz drückte, blickte er mich mit einem vielsagenden Lächeln an. »So etwas wie das werden wir nie wieder erleben«, sagte er leise.
    »Du hast mit deinen achtzehn Jahren wohl kaum den Höhepunkt deiner Karriere erreicht«, versicherte ich ihm. »Das Beste kommt sicherlich noch, David.«
    »Ganz recht«, sagte Emerson. Juwelen gilt nicht unbedingt sein Hauptinteresse, und es war ihm jetzt langweilig. »Nun, meine Lieben, was sehen wir uns als nächstes an?«
    »Die königlichen Mumien«, sagte Nefret prompt.
    Emerson war einverstanden. Mumien gilt sein Interesse, und er war sich sicher, daß er irgend etwas an der Ausstellung zu bemängeln fände.
    Die Königsmumien stammten größtenteils von zwei Fundorten, einmal von den Klippen über dem Dair AlBahri, zum anderen aus dem Grab von Amenophis II. In dem alten Museum waren sie in unterschiedlichen Räumen ausgestellt gewesen. Hier hatte Maspero sie am Ende der gleichen Halle zusammengelegt, wo sich auch der Juwelenraum befand. Es war eine sehr populäre Ausstellung, und als wir zu Emerson traten, platzte dieser heraus: »Seht euch nur diese Idioten an! Ich sagte Maspero, daß er nicht das Recht hätte, diese unglückseligen Kadaver auszustellen, als wären sie Artefakte; wie würden Sie es finden, fragte ich ihn, wenn man Sie nackt den Augen der Öffentlichkeit präsentierte?«
    »Das ist sicherlich ein grauenvoller Gedanke«, sagte Ramses.
    Nefret nahm eine Hand vor den Mund, um ihr Lächeln zu verbergen, und ich blickte Ramses, der so tat, als bemerkte er es nicht, zurechtweisend an. Monsieur Maspero war recht beleibt, aber das war noch lange kein Grund, sich über ihn lustig zu machen.
    David hatte den üblen Witz über den armen Monsieur Maspero nicht mitbekommen. Er war ein ernsthafter, sensibler Kerl, der sich vermutlich einer engeren Beziehung zu den Ausgrabungen rühmen konnte als irgendeiner dieser Touristen, die sie lediglich anstarrten. Mit verwirrtem Blick meinte er ernst: »Du hast recht, Professor. Vielleicht sollten wir unseren Unmut darüber in der Form ausdrükken, daß wir uns die Mumien nicht ansehen.«
    »Das ist eine ganz andere Geschichte«, erklärte Emerson. »Wir sind Wissenschaftler. Schnöde Ignoranz hat uns nicht zu interessieren.«
    Ramses, der wie gewöhnlich die Führung übernommen hatte, wurde plötzlich von einer Gestalt zur Seite gedrängt, die aufgeregt durch die Menge eilte. Dann stieß diese Person blindlings mit Emerson zusammen, den so leicht nichts umhauen kann. Da es sich um eine Frau handelte, schob mein höflicher Ehemann sie nicht einfach beiseite. Er half ihr, als sie sich wieder aufrappelte – denn ein Zusammenstoß mit Emerson ist wie eine Kollision mit einem Felsblock –, und sagte nachsichtig: »Passen Sie auf, wo Sie hintreten, Madam. Im Augenblick stehen Sie auf meinem Fuß.«
    Die Dame rieb sich ihre Schläfen und sah zu ihm auf. Sogleich unterbrach sie ihre gestammelten Entschuldigungen und rief: »Ist es denn möglich, Sie, Professor Emerson? Aber … aber ich glaube, wir treffen uns in einer Stunde zum Tee. Was für ein merkwürdiger Zufall!«
    »Nicht unbedingt«, sagte ich. »Wir besuchen das Museum häufiger, und ich schätze, so verfahren die meisten kunstinteressierten Besucher Kairos. Es ist schön, Sie wiederzusehen, Mrs. Fraser. Sollen wir kurz beiseite treten, damit wir den wartenden Besuchern nicht im Weg stehen?«
    Emerson, der sie wie gebannt angestarrt hatte, riß sich zusammen und stellte ihr den Rest unserer Gruppe vor. Ich glaube, wir waren beide gleichermaßen schockiert darüber, wie sie sich verändert hatte. Sie war ein attraktives junges Wesen gewesen, vital und anmutig wie eine

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