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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zu verdanken, daß wir zur Dahabije zurückkehren mußten, um uns umzuziehen. Als wir uns alle wieder auf Deck versammelten, wirkte Emerson recht erleichtert, denn ich hatte meine Regeln, was das Tragen der von ihm verabscheuten Abendgarderobe anbelangt, etwas gelockert. Nachdem Ramses verzweifelt versucht hatte, sich in seinen Abendanzug vom letzten Jahr hineinzuzwängen, hatte ich zugeben müssen, daß er ihm wirklich zu klein geworden war. Seine neue Garderobe war in Auftrag gegeben und in der Herstellung begriffen, und das einzig Passende, was wir noch gefunden hatten, war ein ähnlicher Tweedanzug, wie David ihn trug. Nefrets goldbraune Haut stand in reizendem Kontrast zu ihrem weißen, mit Spitzen und Perlen besetzten Chiffonkleid; und ich glaube, auch meine Abendgarderobe aus scharlachroter Seide tat dem beeindruckenden Gesamterscheinungsbild der Gruppe keinen Abbruch.
    Die anerkennenden Blicke unserer Freunde unterstrichen diese Vermutung noch zusätzlich, und als ich meinen Platz am Kopf der Tafel im Speisesalon einnahm, bemerkte ich, daß Howard Carter, der zu meiner Rechten saß, seinen Blick nicht von Nefret abwenden konnte. Ich hoffte nur, daß er sich nicht in sie verliebte. Ich glaube, daß mich niemand der Überheblichkeit bezichtigen kann, und ich mochte Howard wirklich sehr gern; aber er war von bescheidener Herkunft, er verfügte nicht über finanzielle Mittel, und da ihm eine Fachausbildung fehlte, würde er in seiner gegenwärtigen Position als Inspektor der Antikenverwaltung von Oberägypten beruflich nicht sehr viel weiter aufsteigen.
    Mein Blick glitt forschend über die Gesichter der anwesenden Herren. Mr. Reisner, der junge amerikanische Grabungsexperte; unser alter Freund Percy Newberry; Mr. Quibell, Howards Kollege in Unterägypten; der Apotheker Mr. Lucas; Monsieur Lacau, der im Museum von Kairo die Sarginschriften kopierte … Nein, keiner von ihnen entsprach meinen Vorstellungen. Wenn sie nicht ohnehin bereits verheiratet waren, waren sie entweder zu alt, zu arm oder zu langweilig. Trotzdem wäre es eine Schande, wenn sie keinen Archäologen heiratete; all ihre Interessen und Neigungen verbanden sie mit diesem Beruf.
    Howard berührte meinen Ellbogen. »Entschuldigen Sie, Mrs. Emerson, aber Sie scheinen so in Gedanken versunken. Womit beschäftigen Sie sich gerade? Verfolgt Sie wieder irgendein Schurke, oder sind Sie erneut auf der Jagd nach einem verlorenen Schatz?«
    »Sie scherzen, Howard«, sagte ich mit einem angedeuteten Lächeln. »Ich habe an etwas ganz anderes gedacht – aber das Thema ist so brisant, daß ich es nicht preisgeben kann. Aber da Sie es einmal erwähnen …« Ich bedeutete ihm, daß er näherrücken sollte, und senkte meine Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern. »Was befindet sich denn eigentlich in Grab 20-A?«
    Howard blickte mich entsetzt an. »Verflucht … Ach, gütiger Himmel, Mrs. Emerson, vergeben Sie mir! Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist!«
    Emerson waren unser Flüstern und Howards Aufschrei nicht entgangen. Der arme Kerl leidet unter der (zugegebenermaßen schmeichelhaften) Wahnvorstellung, daß jeder Mann, mit dem ich zusammentreffe, romantische Absichten hegt. Er brach sein Gespräch mit Mr. Quibell ab und fragte laut: »Was finden du und Carter denn so aufregend, Peabody? Teilt es uns doch mit – wenn es nicht ausschließlich privater Natur ist.«
    Der arme Howard zuckte zusammen. Er war schon einmal das Opfer von Emersons Verdächtigungen geworden – das unschuldige Opfer, wie ich kaum zu betonen brauche –, und er litt immer noch darunter.
    ANMERKUNG DER HERAUSGEBERIN: Dieser Vorfall findet seine Aufklärung vermutlich in einem der fehlenden Tagebücher Mrs. Emersons. Vielleicht aber auch nicht.
    »Selbstverständlich nicht, Sir«, erklärte er. »Ich meine … äh, Mrs. Emerson fragte nach einem der Gräber, und ich wollte sie gerade darüber aufklären, daß sich dort nichts ver … nichts Nennenswertes befindet, was das Interesse eines Wissenschaftlers von ihrem – äh, Ihrem – Format fände. Äh … das heißt …«
    »Hmhm«, sagte Emerson. »Wie sehen denn Ihre Pläne für diese Ausgrabungssaison aus, Carter? Plagen Sie sich immer noch mit dem Riesengrab von Hatschepsut ab?«
    Zu Howards offensichtlicher Erleichterung wurde das Gespräch allgemeiner. Als wir uns schließlich trennten, geschah das mit der Aussicht, auf viele unserer Freunde, einschließlich Howard, später wieder zu stoßen. Ich plauderte gerade mit Mr.

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