Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Nun, was zum Teufel sollen wir jetzt tun?«
    Cyrus stellten wir mit mehreren doppelten Whiskeys wieder her, die er auf amerikanische Art in einem Zug leerte. Wir hatten uns auf die Veranda zurückgezogen und uns damit soweit wie eben möglich von den armseligen Überresten entfernt; ich hatte das Gefühl, daß viel frische Luft nicht schaden konnte. Die Sterne Ägyptens, die stumm und hoch über uns am Firmament schimmerten, waren Hinweise auf die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und die Hoffnung auf Unsterblichkeit.
    Ich nippte an meinem Whiskey. »Es liegt jetzt in Ihren Händen, Howard. Als Inspektor für Oberägypten …«
    »Nein, Ma’am, Mrs. Emerson«, protestierte Howard. »Das liegt fernab meiner Autorität und der der örtlichen Polizei. Das ist Sache der britischen Behörden. Wer auch immer diese bedauernswerte Frau gewesen sein mag, sie war keinesfalls Ägypterin.«
    »Oh, es ist Mrs. Bellingham«, sagte ich. »Daran kann kein Zweifel bestehen. Ich kenne ihren Vornamen nicht, aber die in ihre Unterwäsche eingestickten Initialen lauten LB.«
    David räusperte sich. »Diese Unterwäsche – war das üblich … Ist das die Wäsche, die Damen … Aber vielleicht sollte ich besser nicht fragen.«
    »Ganz recht, David«, sagte ich, dankbar über die Entdeckung, daß er unwissend in solchen Angelegenheiten war. »Ohne mich zu sehr in unzutreffenden und unwichtigen Details zu verlieren, möchte ich darauf hinweisen, daß anständige junge Damen normalerweise Unterwäsche bevorzugen, die … äh … mehr Schutz gegen die Elemente bietet und weniger Mühen bei der Reinigung erfordert.«
    »Oh«, sagte David in einem Ton, der eher Enttäuschung als Verständnis signalisierte.
    »Sie meint damit«, sagte Ramses, der sich als dunkle Silhouette gegen den mondbeschienenen Sand abhob, »daß diese speziellen Kleidungsstücke dünner und unpraktischer sind als Baumwoll- oder Wollunterwäsche und auch sehr viel teurer. Sie gehörten einer jungen, reichen Frau, die die neueste Mode bevorzugte. Ältere Damen sind konservativer.«
    »Und woher weißt du das?« forschte ich.
    »Das ist doch eine zutreffende Analyse, oder etwa nicht, Mutter?«
    »Doch, aber woher …«
    Ramses ließ sich nicht beirren und fuhr fort. »David, jemand muß sie ausgezogen und erst nach Abschluß des Austrocknungsprozesses wieder angekleidet haben. Die Flüssigkeiten, die während des Mumifizierungsprozesses austreten, hätten Flecken verursacht …«
    Nefret unterbrach ihn mit einem Geräusch, das man kaum wiedergeben kann und das ungefähr klang wie »Iiigiiitt«.
    »Wir alle sind mit diesem Prozeß vertraut«, sagte Emerson.
    »Ja, aber wie ist er ausgeführt worden?« fragte Howard. »Wir wissen, wie die Ägypter ihre Toten mumifizierten, aber ich habe nicht einen einzigen Einschnitt bemerkt.«
    »Ich auch nicht«, sagte Emerson. »Die klassischen Verfahren fanden in diesem Fall keine Berücksichtigung. Der Körper wurde umhüllt und nicht mit Bandagen umwikkelt, und die inneren Organe sowie das Gehirn scheinen auch nicht entfernt worden zu sein. Eine eingehendere Untersuchung würde uns sicherlich weitere Aufschlüsse liefern, aber selbst wenn ich zu einer solchen Untersuchung befugt wäre, könnte ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Morgen früh werde ich nach Kairo telegraphieren. Gute Nacht, Vandergelt. Gute Nacht, Carter.«
    Unsere Freunde waren Emersons knappe Verabschiedungen gewohnt. Cyrus leerte sein Glas und erhob sich.
    »Ich komme mit Ihnen nach Luxor. Um wieviel Uhr?«
    Sie einigten sich auf eine Uhrzeit, und unsere Freunde machten sich auf den Heimweg. Howard entschuldigte sich noch einmal, daß er uns nicht weiter behilflich sein konnte. Da bei Kom Ombo, das zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörte, Grabschändereien größeren Ausmaßes bekanntgeworden waren, war er gezwungen, gegen Sonnenaufgang aufzubrechen.
    »Ich hoffe, daß ihr heute nicht mehr zur Dahabije zurückkehren wollt«,sagte ich zu Ramses. »Es ist bereits sehr spät, und ihr solltet zu Bett gehen.«
    »Ich gehe heute nacht nicht mehr auf die Dahabije«, sagte Ramses. »Aber ich gehe auch noch nicht ins Bett.«
    »Was willst du denn …« fing ich an.
    Emerson packte mich am Arm. »Komm, Peabody.«
    Daraufhin zogen wir anderen uns zurück, während Ramses wie ein brütender Geier auf seinem Lieblingsplatz sitzenblieb.
    Am nächsten Morgen versuchte Emerson, sich ohne mich aus dem Haus zu schleichen, aber da ich etwas derartiges vermutet hatte,

Weitere Kostenlose Bücher