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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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daß ich einmal der Tutor des jungen Ramses war? Ich kann nicht sagen, daß ich ihm viel beigebracht hätte. Es war eher umgekehrt. Ich habe noch niemals einen solchen Schwätzer wie diesen Jungen kennengelernt.«
    Cyrus warf mir einen fragenden Blick zu, den ich mit einem Schulterzucken beantwortete. Wie wir alle wissen, sind Geistesgestörte unberechenbar. Cyrus hatte Donald noch nicht erlebt, wenn er in ekstatischer Anbetung gen Himmel blickte, oder seinen irrsinnigen Wiedererkennungsschrei gehört. Ich wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis er wieder einen Anfall bekam.
    Trotzdem war ich überrascht, als Donald ohne die geringste Veränderung seines Tonfalls oder seines Gesichtsausdrucks fortfuhr: »Mrs. Emerson, Miss Forth hat mir erzählt, daß die Mumie, die Sie gestern entdeckt haben, nicht die der Prinzessin Tasherit ist. Ich hätte schwö ren können, daß ich sie wiedererkannt habe.«
    Ich sagte: »Äh … nein, Mr. Fraser, Sie irrten sich.«
    »Sind Sie sicher?« Er fragte, als handelte es sich dabei um eine Zufallsbekanntschaft. »Dann werden wir weitersuchen müssen. Sie war nicht in der Lage, die genaue Richtung anzugeben, da sich die Umgebung in den letzten dreitausend Jahren stark verändert hat, aber sobald sich Mrs. Whitney-Jones mit der Geographie vertraut gemacht hat …«
    Mit tiefrotem Gesicht schob Enid ihren Stuhl zurück und stand auf. »Donald! Du meine Güte, hör auf! Du klingst wie …«
    Glücklicherweise versagte ihr an diesem Punkt die Stimme, und sie beendete den Satz nicht. Was auch immer Donald helfen konnte, diese Methode war mit Sicherheit nicht die richtige, um seinen Geisteszustand zu verbessern. Ich erhob mich ebenfalls, packte Enid fest an den Schultern und war drauf und dran, sie leicht zu schütteln, als ich bemerkte, wie sich ihre Augen weiteten und sie sich entspannte.
    »Oh«, sagte sie.
    »Ich bitte, meine Verspätung zu entschuldigen«, sagte Ramses. »Ich hoffe, ihr wartet noch nicht allzu lange.« Er hatte Dolly im Schlepptau. Ich zweifelte nicht daran, daß sie sich ihrer anziehenden Ausstrahlung voll bewußt war. Das Band ihres blumengeschmückten Huts berührte seine Schulter, und ihre kleine behandschuhte Hand ruhte auf seinem Ärmel. Ramses hatte, wie ich glaubte, einige Schwierigkeiten, sie abzuwimmeln, und verfrachtete sie dann auf einen Stuhl.
    »Wo ist Mr. Tollington?« fragte ich. »Ramses! Du hast doch nicht etwa …«
    »Ich habe ihn fortgeschickt«, sagte Dolly und strich ihre Handschuhe glatt. »Er war unhöflich gegenüber Mr. Emerson.«
    Ich sah Ramses an, der mit auf dem Rücken verschränkten Armen stehengeblieben war und seinen Blick gesenkt hatte – um meinem auszuweichen, nahm ich an. Ich hatte keinen Zweifel daran, daß er Mr. Tollingtons Unhöflichkeit erwidert hatte.
    »Es ist Zeit zu gehen«, sagte Nefret. »Tante Amelia?«
    »Ja, wir sind spät dran«, sagte ich irgendwie abgelenkt, denn schon empfand ich wieder so etwas wie Verantwortung für Dolly, die ohne Anstandsdame und ohne Begleitung und hoffnungslos undiszipliniert war. Ich konnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, das Mädchen nach den Enthüllungen ihres Vaters allein zu lassen. »Miss Bellingham, haben Sie schon unsere Freunde kennengelernt? Mrs. Fraser, Miss …«
    »Wir kennen uns bereits«, sagte Enid mit einem knappen Nicken. »Guten Tag, Miss Bellingham, ich hoffe, Sie haben sich nicht erkältet.«
    Mich beschlich die vage Vermutung, daß mehrere Leute den Atem anhielten. Dolly gehörte nicht dazu. Mit einem honigsüßen Lächeln erwiderte sie: »Sie waren diejenige, die keinen Schal trug, Mrs. Fraser. Eine Dame Ihres Alters sollte vorsichtiger sein. Der Garten wird gegen Mitternacht recht kühl.«
    David schlug eine Hand vor seinen Mund und drehte sich um.
    »Hast du dich etwa verschluckt?« fragte ich. »Ramses, gib ihm doch einfach einen leichten Klaps auf den Rücken.«
    »Mit Vergnügen«, sagte Ramses und schlug so herzhaft zu, daß David schwankte.
    Ich stellte die Herren Dolly vor, und Cyrus, der den durchtriebenen amerikanischen Scharfsinn bewies, auf den ich zählte, befreite mich von meinem Problem. »Ich schätze, ich geselle mich auf eine Tasse Tee zu meinen neuen Freunden«, erklärte er mit einem vielsagenden Blick in meine Richtung. »Und versichere Ihnen, daß ich diese junge Dame später sicher wieder zu ihrem Daddy nach Hause bringe. Ich kenne Ihren Vater, Miss Bellingham, und Mrs. Emerson wird Ihnen bezeugen können, daß Sie sich bei

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