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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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altmodischen Prinzipien bezeichnete, hatte sie Fatima mitgenommen. Die Jungen waren irgendwohin gegangen; schon seit längerem informierten sie mich nicht mehr über ihre Aktivitäten, dennoch hatte ich keinen Grund zu der Annahme, daß sie irgend etwas Verbotenes taten. Warum beunruhigte mich dann aber eine leise Vorahnung, obwohl ich eigentlich guter Dinge hätte sein können?
    Die Vorahnungen hatten nichts mit meinem alten Widersacher und (wie er behauptete) Bewunderer, dem Meisterverbrecher, zu tun. Emerson hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, Sethos hinter jedem bedrohlichen oder unerklärlichen Zwischenfall zu vermuten. Selbst die Tatsache, daß er sich normalerweise irrte, hatte seinen Argwohn nicht besänftigt, und ich wußte (obgleich er das vor mir zu verbergen versucht hatte), daß er die Souks und Kaffeehäuser durchstreifte, um den Beweis zu erbringen, daß Sethos uns nach Ägypten gefolgt war.
    Ich hatte eigene Gründe, warum ich mir sicher war, daß das nicht der Fall war – und diese Gewißheit war, um ganz ehrlich zu sein, ein Grund für meine Unzufriedenheit. Zum erstenmal seit vielen Jahren bestand keinerlei Aussicht auf ein interessantes Abenteuer, nicht einmal auf einen Drohbrief unbekannter Schurken! Mir war gar nicht bewußt geworden, wie sehr ich mich an solche Dinge gewöhnt hatte. Zugegeben, unsere Abenteuer waren im Rückblick betrachtet wesentlich angenehmer als zum Zeitpunkt ihres aktuellen Geschehens, doch wenn ich mich zwischen Gefahr und Langeweile entscheiden müßte, würde ich immer ersteres wählen. Es war verflucht entmutigend, insbesondere im Hinblick darauf, daß unsere Exkavationen keinerlei Aussicht auf irgend etwas Aufregendes versprachen.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr an meinem Revers. Nefret hatte sich zwar noch nicht verspätet; da wir jedoch keine bestimmte Zeit vereinbart hatten, sollte sie mittlerweile eingetroffen sein. Ich beschloß, ihr entgegenzugehen.
    Als ich an ihre Zimmertür klopfte, erhielt ich nicht umgehend Antwort, und ich schloß daraus, daß sie noch nicht zurückgekehrt war. Als ich mich jedoch abwenden wollte, wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, und Nefrets Gesicht tauchte auf. Sie wirkte etwas zerzaust.
    »Oh, du bist das, Tante Amelia. Bist du schon fertig zum Tee?«
    »Ja, bereits seit einer Viertelstunde«, erwiderte ich auf Zehenspitzen stehend, um hinter ihr in den Raum zu spähen, aus dem ich unterdrückte Laute vernahm. »Ist jemand bei dir im Zimmer? Fatima?«
    »Äh … nein.« Sie versuchte, mir die Sicht zu versperren, was ihr natürlich nicht gelang. Mit einem verschmitzten Lächeln trat sie beiseite und öffnete die Tür. »Das sind nur Ramses und David.«
    »Ich verstehe nicht, warum du ein solches Geheimnis daraus machst«, bemerkte ich. »Guten Tag, Jungen. Begleitet ihr uns zum Tee?«
    Sie standen, doch einer der beiden mußte auf dem Bett gelegen haben, denn die Tagesdecke war zerwühlt. Ich ersparte mir allerdings jeden Kommentar, da die beiden korrekt gekleidet waren – bis auf Ramses’ Krawatte, die ich weder an seinem Hals noch irgendwo im Zimmer entdecken konnte.
    »Guten Tag, Mutter«, sagte Ramses. »Ja, wenn ihr nichts dagegen habt, nehmen wir den Tee mit euch zusammen ein.«
    »Selbstverständlich nicht. Wo ist deine Krawatte? Such sie und binde sie um, bevor du nach unten kommst.«
    »Ja, Mutter.«
    »Dann treffen wir uns auf der Terrasse.«
    »Ja, Mutter.«
    »In einer halben Stunde.«
    »Ja, Mutter.«
Aus Manuskript H
    Nefret schloß die Tür, wartete dreißig Sekunden und öffnete sie erneut einen Spaltbreit, um hinauszuspähen. »Sie ist fort.«
    »Hast du gedacht, daß sie an der Tür lauscht?« fragte David. Keiner von ihnen unterzog sich der Mühe einer Antwort. Vorsichtig zog Ramses die Tagesdecke zurück und seufzte erleichtert auf.
    »Nichts passiert«, berichtete er. »Aber wir können nicht ständig so weitermachen.«
    »Wir werden es nicht wieder tun«, sagte Nefret. »Aber wir mußten ihn uns einfach genauer ansehen, und das konnten wir auf dem Boot nicht riskieren. Unsere Kajüten sind einfach zu unordentlich, und Fatima platzt ständig rein, um zu fragen, ob wir irgend etwas wünschen. Es war klug von dir, Tante Amelia davon zu überzeugen, daß sie Zimmer im Hotel buchte.«
    »Sie hält es für ihre Idee«, sagte Ramses.
    David hatte ein Behältnis entworfen und gefertigt, das jeweils dreißig Zentimeter des Papyrus enthüllte und die Rolle zu beiden Seiten in einer Verankerung festhielt.

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