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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hockte, schien sich unbehaglich zu fühlen. Er war ein attraktiver junger Mann mit den großen dunklen Augen und den markanten Gesichtszügen seiner gutaussehenden Familie, und er sah seinem Neffen David, der nur wenige Jahre jünger war, sehr ähnlich. Mit einem beschwörenden Blick auf Abdullah sagte er: »Keine neuen Gräber, Vater der Flüche. Nichts. Lediglich Gerüchte. Die üblichen Gerüchte …«
    »Was für Gerüchte?« wollte Emerson wissen.
    »Also, Emerson, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für eine solche Diskussion«, sagte ich, da mir die niedergeschlagenen jungen Leute leid taten. Mir war klar, daß Emerson Abdullah bereits zur Rede gestellt hatte, doch Abdullah hatte den Großteil des Sommers nicht in Luxor, sondern bei seiner Familie im Umland von Kairo verbracht, deshalb konnte er über die Vorgänge in Theben gar nicht so gut informiert sein wie Selim. Zumindest verschaffte ihm diese Behauptung eine gute Ausrede.
    »Was ist mit den Antiquitätenhändlern?« fuhr ich fort. »Ist irgend etwas ungewöhnlich Interessantes aufgetaucht?« Damit befand ich mich auf sicherem Boden, denn sobald die Händler ein gestohlenes oder geplündertes Objekt feilboten, drang das an die Öffentlichkeit. Selims Gesicht hellte sich auf, und er rasselte eine Liste von Kunstgegenständen herunter, die auf den Markt gekommen waren. Doch selbst Emerson konnte davon nichts Aufsehenerregendes ableiten. Das verärgerte ihn maßlos; er hatte auf einen Anhaltspunkt gehofft, daß die Gurnawis ein prachtvolles, unerforschtes Grab entdeckt hatten, was ihm die Ausrede für eine nähere Erkundung geliefert hätte.
    Am Morgen nach unserer Ankunft versuchte ich Emerson erneut von einer überlegteren Vorgehensweise zu überzeugen. Meine Methode war wie immer geschickt und hintergründig.
    »Cyrus und Katherine Vandergelt haben uns heute abend zum Essen eingeladen«, bemerkte ich, während ich die eingegangenen Mitteilungen durchsah.
    Emerson schnaubte. Der halbe Frühstückstisch war mit seinen Notizbüchern übersät, die er gerade durchblätterte. Ich nahm eines von seinem Teller, wischte die Butterbrotkrümel ab und versuchte es erneut. »Cyrus plant, dieses Jahr im Asasif tätig zu werden. Ich bin sicher, er wäre für Unterstützung dankbar. Sein Mitarbeiterstab …«
    »… reicht für diese Ausgrabungen.« Emerson blickte auf und funkelte mich unheilvoll an. »Fängst du schon wieder damit an, Amelia? Wir werden heute mit der Arbeit an den Gräbern in dem engen Seitental beginnen – wenn ich die von mir im letzten Jahr erstellte Planskizze finde. Ramses, hast du dir schon wieder meine Aufzeichnungen ausgeliehen?«
    Ramses schluckte – er hatte gerade seinen letzten Löffel Porridge in den Mund geschaufelt – und schüttelte den Kopf. »Nein, Vater. Jedenfalls nicht diese Aufzeichnungen. Ich habe mir erlaubt …«
    »Schon gut.« Emerson seufzte. »Ich nehme an, daß du und David uns nicht begleiten werdet.«
    »Wie ich dir bereits erklärt habe, Vater, beabsichtigen wir, die Inschriften des Tempels von Seti dem Ersten zu übertragen. Aber wenn du uns brauchst …«
    »Nein, nein.« Ein weiterer inbrünstiger Seufzer entwich Emersons muskulösem Brustkorb. »Deine Publikation über die Säulenhalle des Tempels von Luxor war eine hervorragende Arbeit. Du mußt dich auf die Übertragung von Inschriften spezialisieren. Eine Reihe solcher Bücher wird für deine Bekanntheit sorgen und ein wertvolles Zeugnis darstellen.«
    »Wenn uns die Jungen helfen würden, wären wir schneller fertig«, mischte ich mich ein.
    »Nein, Peabody, das lasse ich nicht zu. Ich finde, Ramses hat recht.«
    »Ramses hat recht?« entfuhr es mir. »In welcher Hinsicht?«
    »Hinsichtlich der Bedeutung der Erhaltung von Exkavationen. Sobald ein Monument, ein Tempel oder eine Grabstätte entdeckt worden ist, setzt die Zerstörung ein.
    Bereits in naher Zukunft wird der Zeitpunkt gekommen sein, wo Kopien wie die von den Jungen erstellten den einzigen Bezug auf wichtige historische Daten darstellen.
    Was Ramses und David tun, ist von größerem Wert für die Ägyptologie als mein Gesamtwerk.«
    Seine Brauen waren zusammengezogen, seine Stimme leise und stockend. Er senkte den Kopf.
    »Gütiger Himmel, Emerson!« schrie ich entsetzt. »So habe ich dich ja noch nie gehört. Was fehlt dir denn?« »Jemand, der mir widerspricht«, sagte Emerson in seinem normalen Tonfall.
    Nachdem Emerson sich an seinem kleinen, auf unsere Kosten gehenden Scherz erfreut

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