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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Tragödie unaufhaltsam ihren Lauf nahm.

    Nachdem Emerson drei Tage »vergeudet« hatte, konnte er es kaum erwarten, seine Exkavation wieder aufzunehmen. Schon bei Tagesanbruch waren wir alle auf den Beinen. Cyrus und Katherine wollten den Tag in Kairo verbringen, deshalb ließen wir sie schlafen, obwohl ich nicht verstand, daß Emersons laute Aufforderung zur Eile sie nicht aufweckte. Kurz nach Sonnenaufgang brachen wir auf. Sosehr ich die kurze Unterbrechung durch unsere liebenswerten Gäste und die angeregten Gespräche auch genossen hatte, war es um so herrlicher, wieder in der klaren, frischen Morgenluft unterwegs zu sein. Wir nahmen die Landstraße durch das Ackerbaugebiet (Emerson weigerte sich, mich näher an die Pyramiden von Gizeh heranzulassen); die sanften Wogen des Flusses schimmerten rosafarben im Licht der aufgehenden Sonne, und die Wasservögel plantschten in den Bewässerungsgräben. Nefrets überschäumendes Temperament forderte seinen Tribut; sie schlug Ramses ein Wettrennen vor, und die beiden galoppierten los. Wir folgten ihnen in etwas gemäßigterem Tempo; ich ritt auf Davids eleganter Stute Asfur, und sie bewegte sich wie der Vogel gleichen Namens.
    Die Aussicht auf einen weiteren Besuch im Innern der Pyramide hob mein Glücksgefühl. Unter Emersons Anleitung hatten die Männer das Geröll in dem Schacht oberhalb des Durchgangs entfernt. Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, daß Emerson diese gefährliche Aufgabe eigenhändig ausgeführt hatte, da er eines Abends mit einem zerquetschten Daumen zurückkehrte, den er vergeblich vor mir zu verbergen versuchte. Er war erpicht darauf, sein neuestes Spielzeug auszuprobieren – eine moderne, funktionstüchtige elektrische Taschenlampe, die ihm die Vandergelts zu Weihnachten geschenkt hatten. (Meine Aufrichtigkeit zwingt mich zu dem Eingeständnis, daß es sich um ein amerikanisches Produkt handelte.)
    Aufgrund unserer frühen Ankunft waren unsere Männer noch nicht eingetroffen, was Emerson natürlich mißfällig knurrend zur Kenntnis nahm. Erneut äußerte er seine Drohung, am Ausgrabungsort sein Lager aufzuschlagen. Ich versicherte ihm, daß ich ernsthaft darüber nachdenken würde. (Das hatte ich bereits.) Nefret sagte, daß sie gern einen Blick ins Innere werfen würde, da Ramses keine weiteren Skelette für sie entdeckt hatte, woraufhin unser Sohn einwarf, daß er sie begleiten wolle. Er wäre uns allen vorausgeeilt, wenn ich ihn nicht aufgefordert hätte, mir unterstützend seinen Arm zu reichen.
    »Dein Vater ist recht gut in der Lage, Nefret in einer kritischen Situation zu helfen«, bemerkte ich. »Hast du Grund zu der Annahme, daß etwas passieren könnte?«
    »Lediglich die Tatsache, daß der Ernstfall schon mehrfach eingetreten ist. Die Ausgrabungsstätte ist nicht bewacht worden.« Er zögerte einen Moment lang und erklärte dann: »Ich habe frische Hufspuren bemerkt.«
    »Aber doch sicherlich nicht im Sand.«
    »Nein.«
    »Na also. Nun, ich kann mir nicht vorstellen, daß uns ein Widersacher eine Falle stellen könnte, die dein Vater nicht umgehend entdeckte.«
    Der vor uns liegende Gang wirkte wie von zuckenden Blitzen erhellt, da Emerson heftig mit seiner heißgeliebten neuen Taschenlampe herumfuchtelte. Wir schlossen zu ihm und Nefret auf, und er strahlte mich an. »Großartig. Wir müssen noch ein Dutzend weitere besorgen, was? Ich frage mich, ob der Strahl bis zum Fundament reicht. Der Schacht ist mittlerweile fast sieben Meter tief.«
    Selim hatte die aufgrund des Steinschlags zerstörte Winde durch eine neue ersetzt, und der Holzkasten baumelte leer an den Seilen. Emerson beugte sich über den Rand und leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Tiefe.
    Ramses’ Sehvermögen ist genauso hervorragend ausgeprägt wie sein Gehör. Er hauchte nur ein einziges Wort. Bevor wir anderen uns rühren konnten, trat er den Riegel beiseite und sprang in den Kasten. Wie ein Senkblei stürzte er nach unten, und Ramses mit ihm.
    Meine Vernunft suggerierte mir, daß er nicht am Boden aufprallen würde, da die Länge der Seile sorgfältig ausgemessen worden war. Dennoch hielt mich diese Logik nicht davon ab, unwillkürlich aufzuschreien. Emerson stieß einen Schwall übelster Flüche aus und stürzte sich auf den Griff der Winde. Unter Aufbietung sämtlicher Kräfte gelang es ihm, ein weiteres Abwickeln der Seile zu verhindern; allerdings befand sich Ramses zu diesem Zeitpunkt bereits am Boden.
    Schließlich bemerkten wir dort unten Licht.

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