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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bewußt, daß Ramses das nicht gutheißen würde.
    »Ich glaube dir, mein Schatz. Selbst wenn es stimmte – ich weiß, daß es sich nicht so verhält, aber selbst wenn es so wäre –, muß jede Frau, die töricht genug ist, ihr Leben wegen eines Mannes zu beenden, das allein vor sich selbst verantworten.«
    »Oh, Mutter!« Ein seltenes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Du hast für jede Gelegenheit den treffenden Aphorismus.«
    Emerson räusperte sich geräuschvoll und griff erneut zur Pfeife. »Verfluchte Zeitverschwendung, das Ganze«, brummte er. »Keiner würde ernsthaft vermuten …«
    »Einige schon«, wandte Ramses ein. »Alle bösen Zungen Kairos werden doch das Schlimmste von einer Frau wie Maude annehmen – schließlich war sie jung, vergnügungssüchtig und undiszipliniert. Ob der Tatbestand nun Mord, Selbstmord oder Unfall lautet, man wird jedenfalls vermuten, daß ein Mann dahintersteckte.«
    »Da ich sämtliche Kairoer Klatschmäuler kenne, befürchte ich, daß du recht hast«, seufzte ich. »Laß uns trotzdem keine übereilten Schlüsse ziehen. Wir müssen zum Haus zurückkehren; ich versprach Nefret, sobald wie möglich nachzukommen. Selim, würdest du uns bitte gemeinsam mit Daoud begleiten? Vielleicht brauchen wir eure Hilfe.«
    »Aywa, Sitt Hakim, wir kommen mit und tun, was wir können. Das ist eine traurige Geschichte.«
    »Ramses«, bemerkte sein Vater, »woher wußtest du, daß sie dort unten war? Verflucht, ich habe das nicht so gemeint! Ich fragte mich nur, weshalb du dich so überstürzt in den Schacht hinabgelassen hast. Ich konnte nichts entdecken.«
    Ramses griff in seine Jackentasche und zog einen Stoffetzen heraus. Es handelte sich um golddurchwirkte, transparente Seide. »Das hing an einem Felsbrocken. Es stammt von dem Schal, den wir ihr schenkten.«

    Wie von mir vorausgesehen, gestalteten sich die Ermittlungen hinsichtlich Maude Reynolds Tod zur Farce. Warum mußten die Betroffenen posthum gequält werden, obwohl der Todesfall eindeutig war?
    Genau diese Frage stellte ich Mr. Gordon, dem amerikanischen Konsul, nachdem ich ihn aufgesucht hatte, um mich über die unengagierte Vorgehensweise zu beschweren. Als ich einwarf, daß es sinnvoll sein könnte, zu untersuchen, ob sie zu besagtem Zeitpunkt unter Drogen- oder Alkoholeinfluß stand oder ob ihr die Verletzungen gewaltsam zugefügt worden waren, oder ob – Bevor ich fortfahren konnte, unterbrach er mich mit einem entsetzten Aufschrei, was vermutlich sinnvoll war, da ihn mein nächster Vorschlag noch mehr schockiert hätte. Eine vollständige medizinische Untersuchung hätte den Namen des armen Mädchens von jedem Makel befreit. Ich selbst glaubte nicht, daß Maude schwanger war, doch halb Kairo vermutete das – die ›bösen Zungen‹, wie Ramses sie bezeichnete. Es wäre sinnlos gewesen, sie darauf hinzuweisen, daß sich die altmodischen Ansichten aus ihrer Jugendzeit geändert hatten – Gott sei Dank, kann ich nur sagen! Eine moderne, wohlhabende junge Frau mußte sich nicht aus Scham das Leben nehmen oder weil es keinen anderen Ausweg aus einem solchen Dilemma gab.
    Eine Woche lang wurde in Kairo getratscht und getuschelt. Kein Skandal hielt länger an, da sich ständig neue Möglichkeiten der Zerstreuung boten. Maudes letzte Ruhestätte befand sich auf dem protestantischen Friedhof der Kairoer Altstadt. Ringsum von einer Mauer umgeben, war er ein hübscher Ort mit Baumgruppen und importierten Grünpflanzen, und er ähnelte gewissermaßen einem englischen Dorffriedhof. Die Beerdigung war gut besucht, und Jack erwies sich als der Prototyp männlicher Tapferkeit, als er die erste Schaufel Erde in ihr Grab warf.
    Der Tatbestand lautete auf Unfall mit tödlichem Ausgang.
    Für die Lebenden hatte die Tortur gerade erst begonnen. Ob Jack wußte, was man von seiner Schwester behauptete, kann ich nicht mit Gewißheit sagen. Er hätte es auch kaum abstreiten können, da selbst die schlimmsten Klatschmäuler nicht gewagt hätten, ihm das offen ins Gesicht zu sagen. Nachdem er die Benommenheit der Trauer überwunden hatte, befand er sich in einem kritischen Gemütszustand, verließ nur noch selten sein Haus und suchte – wie mir zu Ohren gekommen war – Trost im Alkohol.
    Seine Freunde, zu denen ich mich selbstverständlich auch zählte, waren erleichtert, daß Geoffrey in sein Haus einzog und bei ihm blieb. Einige Tage nach der Beerdigung schickte mir der junge Engländer eine Nachricht mit der Bitte, mich aufsuchen zu

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