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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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irgendwas.«
    Ramses verspürte den plötzlich unbändigen Drang zu lachen. Er hatte Angst, er machte sich entsetzliche Sorgen und wagte kaum, sich gewisse Eventualitäten auszumalen; und trotzdem fühlte er sich irgendwie besser. Das Bündel kicherte, und ein Arm griff nach ihm.
    »Ich muß mich erst waschen, bevor ich dich auf den Arm nehmen kann«, meinte Ramses, während er an seine diversen Aufenthaltsorte im Verlaufe dieses Tages dachte.
    Sie nahm den Daumen aus dem Mund und murmelte irgend etwas.
    »Was? Ach so – waschen? Ja. Natürlich. Bin gleich zurück«, fügte er hinzu.
    Ihm blieb nicht die Zeit für ein Bad – dafür war die Situation offensichtlich zu angespannt –, deshalb wusch er sich lediglich Hände, Arme und Gesicht und tauschte seine europäische Kleidung gegen eine Dschellaba aus. Bei seiner Rückkehr streifte Sennia seine Jacke ab, sprang von Emersons Knie und stürmte auf ihn zu. Ihr kleiner brauner Körper war bis auf einen Lendenschurz nackt. Ramses hob sie hoch und fragte sich, was er von diesem Kleidungsstück halten sollte; die Kinder der untersten sozialen Schichten erledigten ihre Notdurft, wo auch immer sie dieses Bedürfnis überkam. Ihr Gesicht und ihr Körper waren unversehrt bis auf einige Kratzer und blaue Flecke, die sich kleine Kinder normalerweise zuziehen. Das hatte er bereits festgestellt, als Fatima sie baden wollte.
    Erneut wickelte er sie in seine Jacke und hielt sie umschlungen, bis sie sich in seine Armbeuge schmiegte und den Daumen wieder in den Mund steckte.
    »Es ist Schlafenszeit«, sagte er. »Jetzt bist du in Sicherheit. Gelegentlich bin ich zwar unterwegs, aber ich kehre immer zurück, und wenn ich nicht hier bin, werden sie auf dich aufpassen. Weißt du, wer das ist? Das sind meine Mutter und mein Vater. Wir müssen ihnen gehorchen.«
    Seine Mutter hüstelte unüberhörbar.
    »Und«, beeilte sich Ramses hinzuzufügen, »die beiden sind berühmte Zauberer! Da sie jetzt deine Freunde sind, kann dir niemand mehr etwas anhaben. Fatima ist ebenfalls deine Freundin. Geh mit Fatima.«
    Fatima streckte ihre Hand aus, und diesmal ging die übermüdete Kleine widerstandslos mit ihr.
    »Es tut mir leid«, meinte Ramses keineswegs zerknirscht. Er freute sich wie ein Schneekönig, daß die Kleine so an ihm hing.
    »Ha«, entfuhr es seinem Vater. »Sie scheint eine weitere, für diese Familie charakteristische Eigenschaft geerbt zu haben – den Eigensinn. Wie wär’s mit einem Whiskey, mein Junge? Du siehst aus, als könntest du einen vertragen. Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? War Nefret nicht bei den Vandergelts?«
    »Nefret«, wiederholte Ramses. Der einzig positive Aspekt seiner fieberhaften Suche hatte darin bestanden, daß er vorübergehend jeden Gedanken an Nefret verdrängte. Er wollte nicht an sie denken. Es schmerzte zu tief. »Ich habe nicht nach Nefret gesucht.«
    »Ach«, entfuhr es seinem Vater. Er griff zur Pfeife. »Hast du sie gefunden? Wie hieß sie noch gleich?«
    »Rashida. Nein, leider nicht.«
    Seine Mutter stellte ihr Glas auf dem Tisch ab. »Das war vielleicht ein Tag«, meinte sie. »Es tut mir leid, daß ich darüber ganz vergaß, das Schicksal des bedauernswerten Mädchens zu berücksichtigen. Man darf ihr nicht übelnehmen, daß sie die Lügen des alten Halunken nicht entkräftet; eine Frau in ihrer Situation kann sich den Luxus der Moral keineswegs leisten.«
    »Gut gesagt, Peabody«, erwiderte Emerson, und sein Gesicht entspannte. »Wir werden sie finden, Ramses, und ich werde Kalaan eigenhändig in Stücke reißen und diese überall in el Was’a verteilen. Ich wünschte, das könnte ich mit jedem Kairoer Zuhälter machen, aber solange es solche verachtenswerten Männer gibt, die diese Frauen gedankenlos aufsuchen, wird es auch diejenigen geben, die diese unglückseligen Geschöpfe ausnutzen. Weißt du, möglicherweise hält man sie versteckt. Vielleicht dauert es eine Weile, bis wir sie finden. Wo hast du nach ihr gesucht?«
    Fatima war zurückgekehrt. Sie lächelte und nickte Ramses zuversichtlich zu, dann huschte sie durch den Innenhof und zündete die Lampen an. Die dunkelroten und orangefarbenen Hibiskusblüten und ihre sattgrünen Blätter schimmerten im Dämmerlicht; der Kontrast zwischen der ruhigen, friedlichen Schönheit dieses Hauses und der von ihm an besagtem Nachmittag aufgesuchten Plätze war beinahe unerträglich. Plötzlich war er so müde, daß er kaum noch die Augen offenhalten konnte.
    »Ihre von mir angemieteten

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