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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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einheimischen Händlern und Kaufleuten, die sich aus Leibeskräften brüllend vorwärts schoben und ihre Waren feilboten. Doch selbst die Hartnäckigsten unter ihnen machten Emerson Platz, der wie ein Pharao am Kai entlangschritt. Man wird mich sicherlich nicht der Übertreibung bezichtigen, wenn ich behaupte, daß uns die meisten Ägypter inzwischen kannten, und wer noch nicht von uns gehört hatte, wurde aufgrund des vielstimmigen Begrüßungschors umgehend über unsere Identität in Kenntnis gesetzt: Marhaba, Sitt Hakim! Salam aleikum, Vater der Flüche! Nur Misur, das Licht von Ägypten, ist zurückgekehrt! Willkommen, Bruder der Dämonen …
    Letzteres, so muß ich leider sagen, ist der ägyptische Kosename für meinen Sohn. Bettler, Taschendiebe und Hehler begrüßten ihn überaus überschwenglich, und er schien sie alle namentlich zu kennen.
    Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung hatte ich meinen Schirm geöffnet, deshalb bemerkte ich die näher kommende Gestalt erst, als Ramses leise fluchte. Ich hob den Kopf. Obwohl die Person nur mittelgroß war, wirkte sie in der prächtigen Uniform eines Offiziers der ägyptischen Armee (die von ungnädigen Zeitgenossen mit der eines Wiener Hofmarschalls verglichen wird) und mit ihrem blasierten Stechschritt wesentlich imposanter. Sein Gesicht, von dem ich früher einmal angenommen hatte, daß es dem meinen glich, wurde teilweise von einem besonders gewaltigen Backenbart verdeckt. Bart, Haar und Augenbrauen waren zu einem fahlen Braun gebleicht, und seine puterrote Hautfarbe zeugte von einem ordentlichen Sonnenbrand.
    Er hatte uns fast erreicht, als er Emerson auffiel. Einen strategischen Augenblick lang war mein Gatte aufgrund seiner Verblüffung sprachlos.
    »Aber, Percy«, sagte ich. »Was zum Teufel machst du denn hier?«
    Mein ungeliebter Neffe riß seinen Fez herunter und verbeugte sich. Mit einem selbstgefälligen Lächeln deutete er auf die goldenen Tressen, Epauletten, Schwert, Schärpe und eine Reihe vergoldeter Knöpfe. »Wie du siehst, liebste Tante Amelia, bin ich in die ägyptische Armee eingetreten. Ich hatte so gehofft, daß ihr es noch nicht wüßtet; ich wollte euch überraschen.«

    Die Fahrt mit dem Schnellzug von Alexandria nach Kairo dauert gut und gern drei Stunden, trotzdem fluchte Emerson immer noch, als der Zug in den Hauptbahnhof einlief. Percy hatte uns nicht lange aufgehalten; er erklärte uns, daß er der Sondereinheit »Alex« angehöre, einer Mission von entscheidender Bedeutung, und daß er der Versuchung nicht habe widerstehen können, uns als einer der ersten zu begrüßen. Ganz offensichtlich schien er nur darauf zu warten, daß wir Fragen zur näheren Erläuterung seiner Mission stellten, damit er sich geheimnisvoll und wichtig geben konnte. Aber keiner von uns tat ihm den Gefallen.
    »Ich frage mich, ob er vorübergehend von der Polizei von Alexandria eingesetzt wird oder von der britischen Kriminalpolizei«, meinte Ramses nachdenklich. »Russell hat den Auftrag, den Import von Haschisch zu unterbinden, und er wird zusätzliches Personal benötigen, um erfolgreich zu agieren.«
    »Hölle und Verdammnis!« schnaubte Emerson. Allerdings weckte Ramses’ Äußerung sein Interesse, so daß er das Fluchen einstellte und seinen Kommentar beisteuerte. »Hmmm. Zusätzliche Männer helfen Russell auch nicht weiter, da der Küstenstreifen viel zu ausgedehnt ist. Was der braucht, ist ein Informant, der für eins der ganz großen Tiere wie Abd el-Quadir el-Gailani arbeitet und der ihn bei einer Lieferung vorwarnen kann.«
    »Augenscheinlich«, erwiderte Ramses.
    Sein Vater warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Ich verbiete es dir ausdrücklich. Ich brauche dich für die Exkavation.«
    »Ich hatte gar nicht vor –«, hub Ramses an.
    »Das will ich auch nicht hoffen!« entfuhr es Nefret. »Unser vorrangiges Ziel ist das Aufspüren dieses verfluchten Fälschers. Soll Percy ruhig den Spitzel spielen und sich lächerlich machen. Ich frage mich, ob er wohl im Schlaf noch seine Stechschritte einübt.«
    »Genug von Percy«, erwiderte ich streng. »Ich habe keineswegs die Absicht, mich auf ihn einzulassen, und ich finde jede Diskussion über diesen Jungen müßig. Wir sind da; Emerson, zieh bitte deinen Mantel, Krawatte und Hut an. Du auch, Ramses. Nefret, binde Horus die Leine um.«
    Da Nefret wie eine streitschlichtende Mama notgedrungen zwischen Ramses und dem Kater sitzen mußte, kauerte mein Sohn in der Ecke, Nefret neben ihm, und Horus

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