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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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lümmelte sich träge auf der restlichen Sitzfläche. Er fauchte, als sie ihm das Halsband anlegte; er war so verwöhnt wie ein fetter Pascha und hatte absolut nicht das Bedürfnis zu laufen, sofern er jemanden fand, der ihn trug. Allerdings erklärte sich dazu nicht einmal Emerson bereit.
    Zu unserer Begrüßung hatte sich eine ganze Reihe unserer treuen Männer eingefunden, allesamt Mitglieder aus Abdullahs umfangreicher Familie, die seit vielen Jahren für uns arbeiteten. Einige wohnten in Luxor, andere wiederum in dem Dorf Atiyah südlich von Kairo. Ihre Willkommensrufe galten uns allen; dennoch standen die heimkehrenden Verwandten diesmal im Mittelpunkt des Interesses. Mir war klar, daß Selim und Daoud ihrer Heimkehr entgegenfieberten, wo das ganze Dorf auf die Berichterstattung ihrer Abenteuer wartete. Deshalb verabschiedeten wir uns vorübergehend von ihnen und stiegen in unsere Droschke.
    Der Verkehr wurde von Jahr zu Jahr schlimmer; mittlerweile machten die Automobile den Karren, Pferdewagen, Kamelen und Eseln ihre Rechte streitig, ganz zu schweigen von den Fußgängern, die ihr Leben aufs Spiel setzten, sobald sie eine der Hauptverkehrsstraßen betraten. Es dauerte fast eine halbe Stunde, um vom Bahnhof zum Kai zu gelangen, trotzdem beschwerte sich nicht einmal mein ungeduldiger Gatte über diese Verzögerung. Es war einfach herrlich, zurückgekehrt zu sein, die heiße, trockene Luft einzuatmen, im Dezember blühende Rosen und Bougainvillea zu betrachten, die vertraute Geräuschkulisse Kairos wahrzunehmen – den traurigen Singsang der Begräbniszeremonien, das Rufen der Wasser- und Limonadenverkäufer. Und es war beinahe überwältigend, am Ende der kurzen Fahrt die vertrauten Umrisse meiner geliebten Dahabije wiederzusehen, auf der ich so viele schöne Stunden verlebt hatte.
    Emerson hatte das Hausboot gekauft und nach mir benannt. Ich brachte es nicht über mich, es aufzugeben, obwohl es für unsere ständig wachsende Familie und unsere ausgedehnte Bibliothek (ganz zu schweigen von Nefrets aus allen Nähten platzendem Kleiderschrank) viel zuwenig Raum bot.
    Endlich wieder in heimatlichen Gefilden, sittsam verschleiert und bekleidet und eifrig bemüht, ihre Aufgaben als Haushälterin wieder aufzunehmen, plagte sich Fatima mit den schlimmsten Selbstvorwürfen. Sie hätte nicht nach England reisen dürfen. Sie hätte in Kairo bleiben und dafür sorgen sollen, daß die Dahabije für unsere Ankunft vorbereitet war. Dazu war niemand außer ihr in der Lage. Ihre Nichte Karima war verantwortungslos. Ihr Neffe, Karimas Mann, war ein fauler Nichtsnutz und – was noch gravierend hinzukam – ein Mann. Mit absoluter Sicherheit waren die Böden schmutzig, die Betten nicht gemacht und das Essen ungenießbar …
    Meiner Ansicht nach hatte Karima eine wesentlich bessere Arbeit geleistet als der gute alte Abdullah, der diese Aufgabe früher verantwortet hatte, doch während wir von einem Zimmer zum anderen schlenderten, kritisierte Fatima ihre Nichte in einem fort. Mit der Ankündigung, daß sie alles noch einmal machen müsse, flüchtete Fatima in ihre Kajüte, um ihre gute Garderobe abzulegen, und ich verabschiedete mich unter Dankesbezeugungen von Karima. Sie war überaus froh, daß sie endlich gehen konnte. Vermutlich werden wir mit steigendem Alter verwöhnter und anspruchsvoller. Das Badezimmer, das mich während meines ersten Rundgangs auf der Philae (so hieß das Hausboot damals) tief beeindruckt hatte, erschien mir jetzt entsetzlich unpraktisch. Da ich als letzte davon Gebrauch machte, traf ich auch als Schlußlicht im Salon ein. Dieses geräumige Zimmer befand sich im Schiffsrumpf und verfügte über große Fenster, unter denen sich ein langes Sofa befand. Ramses und Emerson packten bereits die mitgebrachten Bücher aus, hatten diese Tätigkeit jedoch – typisch Mann! – auf halbem Wege unterbrochen und die Bände auf dem Boden, den Stühlen und Tischen liegengelassen. Nefret saß auf dem Sofa und Horus zu ihren Füßen; er schnurrte und vergnügte sich mit irgendwelchen Papierfetzen, vermutlich den Überresten von Briefen und Umschlägen. Ramses kauerte im Schneidersitz auf dem Boden und war in einen schwergewichtigen deutschen Folianten vertieft, während Emerson die unter der gepolsterten Sitzbank angebrachten Schränke durchwühlte.
    »Keine Kritik, Peabody«, erklärte er, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte. »Wir können die Bücher nirgends unterbringen, da die Regale bereits überfüllt sind.

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