Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
soll sie Horus darstellen. Den jungen Horus, Verteidiger seines Vaters, Widersacher Seths, den goldenen Falken und so fort. Überaus passend.«
    »Schwerlich. Vater ist nicht Osiris und wird es auch niemals sein, und normalerweise verteidigt er mich und nicht umgekehrt. Ich würde zwar gern mit unserem Freund Sethos Tacheles reden, aber selbst dem hat Vater stets einen Riegel vorgeschoben. Deine Phantasie geht wirklich mit dir durch.«
    Sie ließ sich durch seine Kritik nicht beirren. »Wann hat sie dir das gegeben?«
    »Gestern abend.«
    »Oh. Ihr habt euch gestern abend getroffen?«
    »Sie bat mich vorbeizuschauen.« Er spürte fast, wie sich ihre Augen in seinen Nacken bohrten. Macht nichts, wenn sie es weiß, dachte er und drehte sich zu ihr um.
    »Noch weitere Fragen?« wollte er wissen.
    Nefret blickte von ihm zu der Statue und dann erneut zu ihm. »Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden.«
    »Insbesondere der Kopf.«
    Nefret kicherte. »Deine Nase ist zwar etwas zu lang geraten, trotzdem hat sie nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Schnabel. Ich meinte die Statur. Insbesondere Brustkorb und Schultern. Du solltest wirklich nicht mit entblößtem Oberkörper arbeiten, das ist nicht fair gegenüber dem armen Mädchen. Neulich konnte sie den Blick kaum von dir abwenden.«
    Ramses biß die Zähne zusammen, um nicht zu fluchen. In solchen Augenblicken überkam ihn häufig das Bedürfnis, das von ihm geliebte Mädchen zu schütteln, bis ihre Zähne klapperten. Ihre blauen Augen funkelten ihn gnadenlos an, während sie ihn spöttisch anlächelte.
    Er war nicht fähig gewesen, sich eine plausible Ausrede für Maudes Einladung auszudenken, insbesondere, nachdem sie ihn so flehentlich angesehen und erklärt hatte, daß sie ein Geschenk für ihn habe. Beim Anblick der kleinen Statue war er für Sekundenbruchteile sprachlos gewesen – er konnte sich einfach nicht vorstellen, weshalb sie annahm, daß ihm eine solche Scheußlichkeit gefiel –, trotzdem war es ihm gelungen, sich gebührend zu bedanken. Daraufhin hatte sie sich erneut wegen ihrer »seltsamen Anwandlung« in der Pyramide bei ihm entschuldigt; während er den Kaffee trank, den sie ihm aufgedrängt hatte, sann er fieberhaft auf einen plausiblen Grund, das Weite suchen zu können. Es handelte sich keineswegs um ein intimes Rendezvous – die aufenthaltsberechtigte Tante (er konnte sich den Namen der armen alten Dame einfach nicht merken) saß die ganze Zeit in einer Ecke und strickte, doch nachdem er sich verabschiedet hatte, war Maude ihm in den sternenhellen Garten gefolgt.
    Nefret hatte ihm schon häufiger zu verstehen gegeben, daß er von Frauen keine Ahnung hatte. Diesmal hatte sie recht behalten. Er hatte Maude für ein verwöhntes kleines Geschöpf gehalten, das bekam, was es sich in den Kopf setzte. Das war sie zweifellos; aber keine Frau hätte die Dinge geäußert, die sie ihm gesagt hatte, sofern sie auf ihren Stolz bedacht war. Es war schauderhaft und ziemlich pathetisch gewesen, und als sie dann schreien wollte …
    Nefret besaß die unheimliche Gabe, seine Gedanken zu erraten. »Hat sie geschrien?« fragte sie teilnahmsvoll. »Und dann hast du sie geküßt? Das hättest du nicht tun sollen. Jemanden aus Mitleid zu küssen ist immer ein Fehler.«
    »Hast du jetzt deinen Spaß gehabt?« fragte Ramses mit frostiger Stimme. Er wußte, daß sie das maßlos verärgerte.
    Einen Augenblick später senkte sie die Lider und errötete. »Du weißt genau, wie du einem Menschen Schuldkomplexe vermitteln kannst. In Ordnung, ich entschuldige mich. Sie liebt dich. Das ist keineswegs lustig, weder für sie noch für dich. Hast du –«
    »Nein!«
    »Woher weißt du, was ich sagen wollte?«
    »Egal, was du sagen wolltest, die Antwort lautet nein. Soweit ich weiß, verliebt sie sich ständig, und die Tatsache, daß ich neu im Rennen bin, macht mich zur Hauptattraktion. Sie hat bereits die meisten Offiziere und alle altersmäßig relevanten Ägyptologen hinter sich gebracht. Im nächsten Jahr, vielleicht sogar schon im nächsten Monat, wird sie einen neuen Helden finden.«
    Nefret wickelte Horus, den Verteidiger seines Vaters, erneut in das Seidenpapier und legte ihn in das Schubfach zurück. »Hast du schon ein Geschenk für sie?«
    »Muß ich das? Verflucht, vermutlich ja. Ich habe keine Vorstellung, was.«
    »Eine heikle Sache«, sinnierte Nefret. »Es soll eine höfliche, aber keine ermutigende Geste sein. Überlaß es mir, ich werde schon etwas Passendes

Weitere Kostenlose Bücher