Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Teil des Schachts noch weitere Gänge, die zu der tatsächlichen Grabkammer führen. Diese Aussicht mußt sogar du verlockend finden, Ramses.«
    »Großartig«, erwiderte Ramses.
    »Laß dich von deinem archäologischen Gespür nicht ins Bockshorn jagen, Peabody«, warnte mein Gatte. »Es ist unwahrscheinlich, daß sich dort unten etwas anderes als Geröll befindet. Es macht mir zwar nichts aus, zwei oder drei unserer Burschen damit zu beauftragen, den Schacht komplett freizulegen, trotzdem stehen wichtigere Projekte an.«
    »Wie beispielsweise die umliegenden Grabfelder«, warf Ramses ein. »Während ihr unten wart, habe ich den Blick von der Pyramidenspitze genossen. Das nördliche Gebiet erscheint mir vielversprechend. Ich glaube, dort ist zumindest eine große Mastaba, die Mr. Reisner nicht lokalisiert hat.«
    »Wo?« Emerson sprang auf. »Zeig sie mir.«
    Ich packte ihn am Ärmel. Dieser war durchnäßt wie sein gesamtes Oberhemd, was teilweise an seiner Perspiration, teilweise aber auch an dem Wasser lag, das er sich über seinen erhitzten Kopf gegossen hatte. »Emerson, setz dich und ruh dich zunächst noch etwas aus.«
    »Später, meine Liebe, später.«
    Lächelnd beobachtete ich, wie er angeregt plaudernd mit Ramses verschwand. Zumindest kann ich das für Emerson behaupten. Ramses gab sich meist reserviert. Ich hoffte inständig, daß er irgend etwas fand, was ihn wirklich interessierte. In den letzten Jahren hatte er sich zum vagabundierenden Wissenschaftler entwickelt, studierte in einer Stadt, arbeitete in der nächsten und verbrachte nur noch wenige Monate mit uns gemeinsam. Emerson vermißte ihn sehr. Allerdings gab er Ramses das nie zu erkennen, da er befürchtete, dieser würde es als Vorwurf oder Aufforderung werten. Er muß seinen eigenen Weg finden und diesen verfolgen, so Emersons edelmütige Aussage.
    Ramses war ein erfahrener Exkavator, doch sein Hauptinteresse galt den unterschiedlichen ägyptischen Sprachformen, und es war unwahrscheinlich, daß wir hier Inschriften finden würden; keine der frühen Pyramiden wies etwas Vergleichbares auf, und bei unserer Ruine handelte es sich vermutlich um ein sehr frühes Exemplar.
    »Was er braucht, ist eine hübsche Mastaba«, murmelte ich. »Voller Tonscherben mit Hieroglypheninschriften.«
Aus Manuskript H
    »Ich habe angeklopft«, meinte Nefret kleinlaut.
    Ramses blickte von seinem Buch auf. »Ich habe aber nicht ›Herein‹ gesagt.«
    »Normalerweise verschließt du die Tür, wenn du nicht willst, daß ich dein Zimmer betrete.« Sie wirkte überaus selbstzufrieden, ihre Augen glänzten, ihre Wangen waren gerötet und ihre Lippen leicht geöffnet. Vereinzelte Haarsträhnen hatten sich aus ihrem Knoten gelöst, und ihr Gesicht war staub verschmiert. »Ich habe eine Überraschung für dich. Komm und sieh sie dir an!«
    Er legte sein Buch beiseite und erhob sich. »Du hast doch nicht schon wieder irgendein Tier angeschleppt, Nefret? Mutter hat sich kaum von diesem gräßlichen Hund erholt, da würde ein Kamel oder eine verwaiste Mäusefamilie das Faß vermutlich zum Überlaufen bringen.«
    »Narmer entwickelt sich zu einem hervorragenden Wachhund«, behauptete Nefret. »Sobald ich ihm beigebracht habe, daß er keine Skorpione und Spinnen anbellen darf. Sei nicht so zynisch, Ramses, und komm.«
    Sie führte ihn in den gegenüberliegenden Seitenflügel und riß eine Tür auf.
    »Was ist das denn?« fragte er. Der Raum war schlicht und im ägyptischen Stil möbliert. An einer Wand stand ein langer, niedriger Diwan mit buntem Blumenmuster; darüber hingen Bücherregale und Drucke. Wer europäische Sitzmöbel vorzog, konnte sich auf einigen wenigen Stühlen niederlassen. Orientteppiche in dunkel schimmernden Rottönen bedeckten den Boden.
    »Unser Salon. Ich sagte dir doch, daß ich Tante Amelia fragen wollte, ob wir nicht einen eigenen Bereich haben könnten. Mein Zimmer befindet sich auf der einen und deins auf der anderen Seite. Dazwischen ist eine Verbindungstür.«
    Er hoffte, daß ihn sein Gesichtsausdruck nicht verriet. Es war schon schwierig genug, mit ihr unter einem Dach zu wohnen. Eine Verbindungstür … Ich kann mich immer noch einschließen und den Schlüssel aus dem Fenster werfen, dachte er in einem Anflug von Selbstironie.
    Dieser Teil des Hauses hatte früher den Harem beherbergt. Wunderschön geschnitzte Holzblenden bedeckten die Fenster und ließen Licht und Luft durch die filigranen Ornamente herein. Ramses steckte seine Finger durch die

Weitere Kostenlose Bücher