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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dieser Stelle zu weit, doch der überdurchschnittlich intellektgeprägte Leser wird zweifellos auf das von Emerson und mir bei der Oxford University Press publizierte Werk zurückgreifen. Das unterirdische Gewölbe war weitläufig und in einem herrlich chaotischen Zustand; die Decke war an mehreren Stellen eingestürzt, und wir mußten uns durch schmale Ritzen zwängen und zogen uns Hautabschürfungen zu – insbesondere Emerson, der erheblich größer und kräftiger ist als ich. Die horizontale Galerie, in welche die seitliche Öffnung des Schachts einmündete, setzte sich fort bis zu einer weiteren kurzen Treppe, die in einen kleinen Raum führte, der vielleicht als Grabkammer hatte dienen sollen. Der Lichtkegel der von uns mitgebrachten Kerzen hatte nur einen begrenzten Radius. Um uns herum herrschte Finsternis. Ein eingeschränktes Gesichtsfeld schränkt auch die geistige Wahrnehmung ein; man sieht nicht das Ganze, sondern lediglich eine Reihe einzelner Facetten. Die Luft war heiß und stickig. Unter besagten Bedingungen funktioniert das Gehirn nur träge.
    Laut der von Signor Barsanti veröffentlichten Planskizze führte ein zweiter Durchgang zu einem langen, parallel zur Nordseite der Pyramide verlaufenden Tunnel. Er hatte angedeutet, daß sich Nischen in der Wand dieses Tunnels befänden. Die Genauigkeit seines Plans machte mich mißtrauisch; hatte er tatsächlich jede dieser in das Felsgestein gehauenen Nischen exakt ausgemessen? Waren sie wirklich alle identisch? Welchem Zweck dienten sie?
    Antworten auf diese Fragen zu finden gehörte zu unserem Hauptanliegen an jenem Morgen. Selim ging voraus und hielt die Kerze, und Emerson folgte ihm mit einem Stahlmaßband. Mein Notizbuch in der Hand, trug ich sämtliche mir von Emerson zugerufenen Maße ein. Wir folgten dem Anschlußtunnel bis zu seinem Ende, schritten ihn dann in Gegenrichtung ab und machten uns laufend Notizen.
    »Die Nischen dienten sicherlich der Aufbewahrung von Gegenständen«, bemerkte ich, und meine Begeisterung ließ sich auch nicht von der Tatsache trüben, daß ich kaum atmen konnte. »Sieh mal da. Ist das nicht –«
    Emerson packte mich an meinem Gürtel und zog mich zurück. »Komm nach oben, Peabody, wir sind schon seit über zwei Stunden hier drin. Du bekommst keine Luft mehr.«
    Selim, der uns begleitet hatte, trat als erster auf die Planke und hielt mich gemeinsam mit Emerson fest, obwohl ich den Steg auch ohne ihre Hilfe problemlos passiert hätte. Trotz der heißen, stickigen Luft blieb Emerson kurz stehen und warf einen Blick in den Schacht. »Eine unprofessionelle Vorrichtung«, bemerkte er mißfällig, während er auf ein um den Steg gewickeltes Seil deutete. »Auf diese Art haben wir das Geröll in Körben aus dem Schacht geschleppt. Wenn wir weitermachen wollen, müssen wir uns etwas Stabileres einfallen lassen.« »Es war gut, daß du dich durchgesetzt hast, Emerson«, bemerkte ich. »Eigentlich ist das hier eine sehr hübsche Pyramide. Verzeih mir meine diesbezüglichen abfälligen Bemerkungen.«
    Am Eingang der Pyramide wartete Nefret auf uns. »Gütiger Himmel, wie überhitzt und staubig ihr beiden seid! Kommt sofort in den Schatten und trinkt etwas. Ihr seid so lange dort unten geblieben, daß ich mir schon Sorgen machte.«
    »Ramses aber offenbar nicht«, bemerkte ich, als er, die Hände in den Taschen, den Helm zurückgeschoben, auf uns zuschlenderte.
    »Hat es dir gefallen, Mutter?« wollte er wissen. »Sehr. Es erstaunt mich, daß du nicht zu uns gestoßen bist.«
    »Bei eingeschränkter Sauerstoffzufuhr ist es besser, wenn sich nicht so viele Leute dort tummeln. Ich nehme an, daß es da unten ohnehin nichts für mich zu tun gibt?« »Keinerlei Inschriften, wenn du das meinst«, japste sein Vater. »Trotzdem gibt es jede Menge zu tun.« »Das Aufregendste an der Sache ist«, bemerkte ich, während ich den Schmutz von meinem Gesicht wischte, »daß der Schacht tiefer als von Barsanti angegeben ist. Er hat ihn gar nicht komplett freigelegt! Der Boden besteht nicht aus Felsgestein, sondern aus Geröll und Sand!« Emerson bedachte mich mit einem verschwörerischen Grinsen, und seine weißen Zähne strahlten in seinem schmutzverkrusteten Gesicht. »Vermutlich möchtest du, daß ich den Rest des verfluchten Schutts auch noch abtrage.«
    »Wie kannst du daran auch nur eine Sekunde lang zweifeln?« Ich nahm die mir von Nefret gereichte Tasse Tee und fuhr mit wachsender Begeisterung fort. »Vielleicht befinden sich im tieferen

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