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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seine Kinder fehlten. Er brachte mir ständig kleine Geschenke aus den Basaren rund um Gizeh mit – zierliche Tonvasen oder ein silbernes Amulett oder buntes Spitzenband.
    Seine gewohnte Redseligkeit schien ihm an diesem Abend abhanden gekommen zu sein. Es wäre auch schwierig gewesen, etwas zum Gespräch beizusteuern, da Emerson umgehend anfing, Jack und Geoffrey auszuhorchen.
    Geoffrey war konzilianter als Jack, der den Abend teilweise damit zubrachte, Emersons Kritik an Reisner zu entkräften, und den Rest der Zeit darauf verwendete, Nefret verträumt anzustarren.
    »Ich fand es bedauerlich, daß wir im westlichen Pyramidengebiet nicht mehr bewerkstelligen konnten«, bemerkte Geoffrey mit ruhiger, wohlklingender Stimme. »Alle Gräber entstammten den frühen Dynastien, und einige waren nicht einmal ausgeraubt worden. Ein Grab, das mehrere schöne Schmuckstücke aus Elfenbein und Karneol enthielt, war das einer Frau. Neben ihr lag das winzige Skelett ihres Neugeborenen. Das ist es doch, was die Vergangenheit zu neuem Leben erweckt.«
    »Hmhm«, brummte Emerson unwirsch, um einen Anflug von Sentimentalität zu überspielen. »Dann schlagen Sie also vor, wir sollten die westlichen Grabfelder näher untersuchen?«
    »Das ist selbstverständlich Ihre Entscheidung, Sir.« »Nein, das entscheidet allein Ramses«, erwiderte Emerson. »Mrs. Emerson bedrängt mich wegen der Innenanlage der Pyramide, und ich werde vermutlich noch eine ganze Weile an diesem Projekt arbeiten, da –«
    »Also wirklich, Emerson«, ereiferte ich mich. »Wie kannst du behaupten, ich würde dich bedrängen? Das liegt mir fern. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, daß wir den Boden des Schachts freilegen sollten, um uns Gewißheit zu verschaffen, ob sich dort noch ein Zugang zu einem weiteren unterirdischen Gang befindet.«
    »Das glaube ich kaum«, warf Jack Reynolds mit einem überheblichen Lächeln ein. »Der Schacht kann so tief nicht sein.«
    »Bislang«, erwiderte Emerson betont sanftmütig, »sind wir weitere fünf Meter in die Tiefe vorgedrungen und haben die Felsformation immer noch nicht erreicht.«
    »Was? Oh. Nun ja – äh – haben Sie denn irgend etwas gefunden?«
    »Anhaltspunkte«, bemerkte Emerson. »Anhaltspunkte.«
    So verhielt es sich in der Tat; er hatte Anhaltspunkte – Scherben der allgegenwärtigen Töpferkunst, Fragmente von Korbwaren und Holzspäne – gefunden, doch Emersons ominöser Tonfall und sein geheimnisvoller Blick ließen auf etwas wesentlich Interessanteres schließen. Nachdem er die Neugier unserer Gäste geweckt hatte, wechselte er das Thema.
    »Die Friedhöfe überlasse ich vorübergehend Ramses. Ich glaube, daß er mit dem nördlichen Gebiet anfangen will. Es ist spät geworden.« Emerson erhob sich und klopfte seine Pfeife aus. »Zeit für den allgemeinen Aufbruch.«
    Die beiden jungen Männer sprangen wie von der Tarantel gestochen auf. Schmollend folgte Maude ihrem Beispiel. Nefret und Ramses tauschten Blicke aus, dann räusperte sie sich und straffte ihre Schultern.
    »Es besteht absolut kein Grund für euren Aufbruch.
    Wir können uns – äh – in unseren Salon zurückziehen, wo wir dich nicht stören, Professor.«
    »Was? Wo? Ach so.« Emerson warf mir einen vielsagenden Blick zu und hüstelte. »Ach so. Ja.«
    Karl lehnte die Einladung als einziger ab. Er war einige Jahre älter als die anderen, und ich denke, daß er das an diesem Abend auch spürte, da selbst sein Schnurrbart schlaff herabhing, als er sich in seiner formellen deutschen Art über meine und Nefrets Hand beugte. Wir verabschiedeten uns, und ich zog Emerson mit mir fort. »Wann ist das entschieden worden?« wollte er wissen. »Die Sache mit dem Salon? Aber Emerson, du weißt doch, daß wir uns darauf geeinigt hatten, Ramses und Nefret größere Unabhängigkeit einzuräumen.«
    »Ja, aber –«
    »Nefret fragte mich vor einiger Zeit, ob sie nicht einen eigenen Raum haben könnten, um Freunde zu empfangen. Sie hat ihn selbst eingerichtet. Er ist überaus geschmackvoll.«
    »Gewiß. Aber–«
    »Wir leben im 20. Jahrhundert, Emerson. Die gute alte Zeit der Anstandsdamen ist vorbei – Gott sei Dank, kann ich nur sagen. Sicherlich vertraust du Nefret, daß sie sich stets wie eine Dame benimmt.«
    »Natürlich! Aber –«
    »Wir können ihr lediglich Verständnis entgegenbringen, mein Lieber. Und bei Ramses verhält es sich nicht anders. Gelegentlich ist es erforderlich, die Zügel ein wenig zu straffen, wenn man einen

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