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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wesentlich effizienteren Mechanismus entwickelt hatte. Mittlerweile beförderte eine massive Holzwinde mit Seil den Schutt nach oben. Am Ende des Seils befand sich eine Art Kiste ohne Deckel, mit der die vollen Körbe oder die Arbeiter transportiert wurden. Eine Fußraste sorgte dafür, daß sich das Seil nicht zu schnell abwickelte. Sicherlich hätte Selim mir das alles erklärt – in der Tat war es sogar schwierig, ihn davon abzuhalten. Ich hatte ihm versichert, daß ich ihm voll vertraute und seine Maschine für völlig sicher hielt.
    Sie war nicht mehr da. Mit einem inbrünstigen Fluch kniete sich Emerson an den Rand des Abgrunds und spähte in die Tiefe. Dann blickte er auf. Ein weiterer lautstarker Fluch folgte. »Hölle und Verdammnis! Kommt alle nach oben. Auf der Stelle.«
    »Was ist passiert?« fragte ich. Allerdings ahnte ich bereits, was geschehen war, und Emersons Reaktion erhärtete meinen Verdacht.
    »Steinschlag«, erklärte Emerson, während er mich fortzerrte. »Wie zum Teufel das passieren konnte, ist mir schleierhaft; als ich neulich den oberen Teil des Schachts untersuchte, wirkte das Gestein recht intakt. Niemand geht mehr nach unten, bis ich sichergestellt habe, daß keine Gefahr besteht.«
    Bei dem Gedanken an besagten Tag lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Emersons Kopf hatte sich nur Zentimeter unter den Steinquadern befunden. Wenn sich einer davon gelöst hätte …
    Wir kehrten ans Tageslicht zurück und suchten mein schattiges Plätzchen auf, wo ich ein Tuch befeuchtete und mir notdürftig den Schmutz von Gesicht und Händen abwischte. Emersons Reinigungsaktion war rascher und zwangloser: er streifte sein Hemd ab, goß sich einen Krug Wasser über Kopf und Schultern und schüttelte sich wie ein Hund.
    »Jetzt geht es mir wieder besser«, bemerkte er. »Also dann, Peabody, lasse ich dich jetzt allein, damit du alles schriftlich fixierst, solange deine Erinnerung noch frisch ist.«
    »Was hast du vor? Geh nicht ohne deinen Helm in die Sonne. Und ohne Hemd.«
    »Es ist viel zu heiß«, brummte Emerson, während er das Weite suchte.
    Meine Ermahnungen waren rein gewohnheitsmäßig. Mir war ohnehin klar, daß er sie nicht befolgte. Emerson von einer Kopfbedeckung zu überzeugen ist eine Leistung, die selbst ich nicht vollbringe, und seine Angewohnheit, während der Arbeit ständig irgendwelche Kleidungsstücke abzulegen, konnte ich ihm auch nie austreiben. Jeder normale Mann hätte einen Sonnenbrand, Sonnenstich oder Hitzschlag davongetragen, doch Emerson ist kein normaler Mann. Nach einer Woche Ägyptenaufenthalt ist er gleichmäßig dunkel gebräunt, und die Hitze scheint ihm nicht das geringste auszumachen.
    Ich wußte, wohin er wollte, und als ich meine eigene Reinigungsaktion beendet hatte, folgte ich ihm. Auch Ramses trug weder Helm noch Hemd. Er und Emerson standen am Rand einer Grube und blickten nach unten. Die Öffnung war ungefähr einen halben Meter breit, eineinhalb Meter tief, und Nefret befand sich auf ihrem Grund. Ich konnte nicht erkennen, was sonst noch dort unten war, da ihre zusammengekauerte Gestalt den Boden der Furche verdeckte. Die Tatsache, daß sie ihren Tropenhelm trug, war jedenfalls beruhigend.
    »Was für eine nette, tiefe Furche«, bemerkte ich. »Ähhm – was macht Nefret eigentlich da unten?«
    »Sie dachte, sie hätte ein Skelett entdeckt«, entgegnete Ramses. »Du weißt doch, wie verrückt sie nach irgendwelchen alten Knochen ist. Trotzdem hast du recht, Mutter. Nefret, da unten ist es zu eng zum Arbeiten. Komm hoch, und wir werden die Furche erweitern.«
    Nefret richtete sich auf. Sie hielt einen Besen in der Hand, und jetzt konnte ich auch eine unverwechselbar gerundete Form erkennen, die aus dem Geröll hervorlugte. Die Grube war tiefer als von mir zunächst angenommen; Nefrets Kopf befand sich einige Zentimeter unter der Oberfläche. Sie streckte die Hände nach oben. »Ihr habt völlig recht.«
    Ramses beugte sich vor und packte sie an den Ellbogen, dann richtete er sich auf und zog sie mit einem eleganten Schwung nach oben.
    Leise vor sich hin murmelnd stand Emerson brütend am Rand der Grube. »Behauener Stein«, brummte er. »Wie tief –«
    »Etwas über drei Meter. Selbstverständlich werde ich die genauen Maße feststellen, sobald wir das gesamte Grab freigelegt haben. Bislang haben wir drei der vier Seiten ausmachen können, und ich entschied, versuchsweise an dieser Stelle zu graben, um –«
    »Das brauchst du mir nicht zu

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