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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sie früher gelegentlich hattest.«
    Wie schon häufiger hatte ich von Abdullah geträumt. Die Szenerie dieser Visionen war immer die gleiche. Auf unserem Weg zum Tal der Könige standen wir bei Sonnenaufgang auf den Klippen von Dair al Bahri. Im Verlauf der Jahre hatten es sich Abdullah und ich zur Gewohnheit gemacht, dort oben nach dem steilen Aufstieg stehenzubleiben, zu verschnaufen und den Blick zu bewundern, den er vermutlich genauso liebte wie ich. Re-Harakhte, der Falke des Morgenlichts, erhob sich über den östlichen Klippen, und seine glänzenden Flügel reflektierten das Sonnenlicht auf den Fluß, die Felder, die Sandwüste und die Gesichtszüge des Mannes an meiner Seite.
    Als wir uns zum ersten Mal begegneten, war Abdullahs Bart bereits ergraut. In meinen Träumen waren sein Haar und sein Bart tiefschwarz und ohne die geringste Spur von Grau; seine Gesichtshaut war glatt, seine große Gestalt drahtig und kraftstrotzend. Träume verfolgen ihre eigene Logik; von daher erstaunte mich sein Äußeres nicht, obwohl ich es zu Lebzeiten nie so kennengelernt hatte; ich war einfach nur froh, daß ich ein weiteres Mal seine Gesellschaft genießen durfte.
    »Die Hochzeit war sehr schön«, erklärte ich, wie man einem Freund Neuigkeiten mitteilt, den man lange nicht gesehen hat. »Wir waren lediglich betrübt, daß du nicht dort sein konntest.«
    »Woher weißt du, daß ich nicht dort war?« Wie immer, wenn er mit mir scherzte, funkelten Abdullahs schwarze Augen. Dann wurde er ernst. »Ich freue mich für sie, Sitt; doch die See wird stürmisch werden.«
    »Was weißt du von der stürmischen See, Abdullah, wo du nie den Ozean überquert hast?«
    »Lehrt nicht dein Glaube, daß die, welche das Himmelstor passiert haben, allwissend sind? Wie dem auch sei, ich kenne die Stürme, und ich habe gesehen, daß sich der Himmel über deinem Pfad verdunkelt.«
    »Ich wünschte, du wärest nicht so verflucht hochgestochen, Abdullah. Wenn du mich warnen willst, könntest du dich auch etwas deutlicher ausdrücken.« Als er lächelnd den Kopf schüttelte, fuhr ich fort: »Du kannst mir doch zumindest sagen, ob wir die uns drohende Gefahr heil überstehen.«
    »Warst du jemals einem Sturm ausgesetzt, dem du nicht getrotzt hättest, Sitt? Indes, du wirst allen Mut aufbringen müssen, um diesen zu überstehen.«
    Dann wachte ich auf und vernahm noch den Nachhall seiner Abschiedsworte in der Dunkelheit. »Maas salama – Allah sei mit dir.«
    Ich hatte nicht die Absicht, dieses Gespräch vor Nefret zu wiederholen. Sie hätte mich für hoffnungslos überdreht und abergläubisch gehalten. Es hatte mich schon genug frustriert, daß ich für den Rest der Nacht keinen Schlaf mehr fand, aber ich hatte auch meine Pflicht gegenüber einem guten alten Freund erkannt.
    »Ich wäre besserer Laune, wenn wir Fortschritte hinsichtlich unserer Ermittlungen bei den Fälschungen machten«, gestand ich. »Wir scheinen auf der Stelle zu treten.« »Vielleicht liefert unser Kriegsrat irgendwelche Resultate. Wann treffen die Vandergelts ein?«
    »Morgen.«
    »Sofern der verfluchte Kahn nicht absäuft«, wandte eine Stimme aus dem Nebenzimmer ein. »Warum kann Vandergelt nicht wie jeder vernünftige Mensch den Zug nehmen, statt auf seiner verdammten Dahabije herumzureisen?«
    »Weil er daran hängt.«
    »Hmhm«, brummte besagte Stimme.
    Eigentlich wollte ich kein weiteres gekochtes Ei, trotzdem klopfte ich mit meinem Löffel darauf herum und pellte es schließlich. »Hat Ramses irgendwas von Mr. Wardani gehört?«
    »Nein.« Als sie meinen skeptischen Blick bemerkte, fügte Nefret entschieden hinzu: »Das hätte er mir … uns mitgeteilt.«
    »Ich hoffe nur, er ist nicht wieder in der Nacht draußen herumgeschlichen. Das mag ich nicht, es ist viel zu gefährlich.«
    »Ich auch nicht. Er hat mir hoch und heilig versprochen, es nicht zu tun. Tante Amelia, bist du jetzt aufbruchbereit? Du hast den Professor lange genug gequält.« Ich hörte, wie Emerson fluchend vor der Tür herumstapfte. »Ein Mann sollte sich seiner Autorität nie zu sicher sein«, erklärte ich.
    »Verstehe«, erwiderte Nefret grinsend.
    Bei unserer Ankunft an der Ausgrabungsstätte war Geoffrey bereits eingetroffen und plauderte mit Selim und Daoud. »Ich frische mein Arabisch auf«, erklärte er, während er uns reihum die Hand schüttelte. »Daoud hat mir einiges von Ihren Funden berichtet, Professor. Ihr Leben ist sicherlich überaus abenteuerlich verlaufen!«
    Emerson schielte

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