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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mißtrauisch zu Daoud, woraufhin dieser den Blick senkte. »Glauben Sie ihm kein Wort. Daoud, hör endlich auf, Lügengeschichten über mich zu verbreiten, und mach dich an die Arbeit. Wo ist Karl? Wo sind unsere Arbeiter? Verflucht, diese ständige An- und Abreise kostet zu viel Zeit. Zelte. Genau das brauchen wir, einige Zelte. Selim –«
    »Emerson, sei einen Augenblick still«, entfuhr es mir.
    »Herr von Bork wollte einen Blick auf die Mastaba werfen«, bemerkte Geoffrey.
    Ramses drehte sich auf dem Absatz um und eilte im Laufschritt davon. Nefret lachte. »Er hat Angst, daß jemand unerlaubt seinen kostbaren Schutthaufen anrührt. Kommst du mit, Geoff?«
    Er reichte ihr seinen Arm. Das war zwar überflüssig, trotzdem hakte sie sich bei ihm ein und, so dachte ich bei mir, schmiegte sich an ihn, während sie losmarschierten.
    »Hmmm«, meinte ich. »Ich frage mich …«
    »Ich auch«, erwiderte Emerson. »Ich dachte, ich hätte es bei mir. Ich hätte schwören können, daß es in diesem Notizbuch steckte.«
    Er hatte den Inhalt seines Rucksacks auf dem Tisch ausgebreitet und durchwühlte die Unterlagen mit der ihm eigenen Hektik. Ich fragte, wonach er suche, fand es zwischen den Seiten seines Notizbuches und wollte ihm gerade einen kleinen Vortrag zu Ordnung und Systematik halten, als ich den Schrei einer Frau sowie ein gewaltiges Krachen vernahm. Beides kam von der Nordseite der Pyramide.
    Emerson befand sich drei Meter vor mir und rannte in einem Wahnsinnstempo los, bevor der Nachhall des ohrenbetäubenden Lärms erstarb. So schnell ich konnte, folgte ich ihm mit zitternden Gliedern. Es mußte schon etwas Schwerwiegendes passiert sein, wenn Nefret schrie.
    Als ich den Schauplatz des Geschehens erreichte, lag die Unglücksursache klar auf der Hand. Die Holzpfosten waren abgerutscht oder gebrochen oder hatten nachgegeben, und die Wand war eingestürzt; Geröll und Mörtel hatten eine Gestalt unter sich begraben, die bäuchlings und reglos auf dem Boden der Grube lag. Ich erkannte sogleich, daß es sich um Ramses handelte. Geoffrey kniete neben ihm und beseitigte eigenhändig die Steinbrocken. Nefret versuchte, sich Daouds Umklammerung zu entwinden, der einen Stoßseufzer der Erleichterung von sich gab, als er Emerson sah.
    »Der Effendi befahl mir, sie nicht in die Grube zu lassen«, erklärte er.
    »Ganz recht«, erwiderte Emerson. »Dort unten ist lediglich Platz für eine Person. Halt sie fest, Daoud. Kommen Sie da unten raus, Godwin.«
    Er untermauerte seinen Befehl, indem er Geoffreys Jacke packte und ihn förmlich aus dem Graben herauszerrte. Dann ließ er sich elegant in das Loch gleiten und befreite Ramses mit einer Kompetenz, die nur er hätte demonstrieren können. Der größte Teil des Gerölls verteilte sich auf Ramses’ Beinen und seiner Kehrseite. Ausnahmsweise trug er seinen Tropenhelm, außerdem stellte ich fest, daß er die Arme unter seinem Kopf verschränkt hatte und es von daher gut möglich war, daß seine Nase und sein Mund nicht voller Sand waren. Allerdings schien er bewußtlos. Vorsichtig tastete Emerson seine Arme und Beine ab, bevor er ihn langsam auf den Rücken drehte.
    Ramses’ Tropenhelm fiel ihm sogleich vom Kopf. Er hatte den Halsriemen nicht zugeschnallt. Auf seinem Gesicht, das beileibe nicht so bleich wie das seines Vaters wirkte, war eine winzige Blutspur, und mir fiel auf, daß er gleichmäßig atmete, was seinem vorübergehend kopflosen Vater allerdings entgangen war; er schob seine Arme unter Ramses’ Kniekehlen und Achseln, und ich bezweifle keine Sekunde lang, daß seine übernatürlichen Kräfte, die sich aufgrund väterlicher Sorge noch intensivierten, ausgereicht hätten, um den Jungen mit einem Schwung aus der Ausgrabungsstätte zu heben. Allerdings ließen ihn Nefrets und mein Geschrei innehalten.
    »Du darfst ihn nicht bewegen!« brüllten wir im Duett.
    Ramses öffnete die Augen. Er blickte seinen Vater an und wandte dann den Kopf, um seine Umgebung zu sondieren. »Verflucht, Vater!« schnaubte er. »Du hast diesen Topf zerstört! Er war ein herausragendes Beispiel für die blauglasierte Keramik der 18. Dynastie!«
    »Unmöglich«, entgegnete Emerson. »Was sollte ein solches Stück hier verloren haben?«
    »Das Grab ist bereits in das Sedimentgestein abgesunken. Meine geschätzte Datierung lautet –«
    »Hör auf damit!« Nefrets Gesicht war dunkelrot angelaufen. »Ramses, du hirnrissiger Idiot, hast du dir irgendwas gebrochen? Professor, er darf sich nicht

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