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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aufsetzen! Tante Amelia –«
    »Beruhige dich, Liebes«, beschwichtigte ich sie, während ich Ramses beobachtete, der sich mit Hilfe seines Vaters mühsam erhob, aber sehr gut in der Lage war, auf eigenen Füßen zu stehen. »Und unterlasse das Fluchen. Er scheint nicht ernsthaft verletzt zu sein.«
    Das entsprach der Wahrheit. Nachdem wir uns in den Schatten zurückgezogen hatten, ließ er sich ungnädig von Nefret untersuchen. Das Hemd war ohnehin ruiniert, auch wenn sie nicht darauf bestanden hätte, es ihm vom Leib zu schneiden. Im Umgang mit der Schere war Nefret beinahe ebenso destruktiv wie mit ihrem Messer. Schließlich gab sie zu, daß sich das Ausmaß seiner Verletzungen auf Kratzer, Abschürfungen und Prellungen beschränkte. Ramses weigerte sich, es als Glück oder Gottes Gnade zu werten; er beharrte darauf, daß er bemerkt habe, wie der Stützpfeiler nachgab, und daß er umgehend eine Haltung eingenommen habe, die seine empfindlichsten Körperteile wirkungsvoll schützte. Er klang so selbstgefällig, daß ich es Nefret kaum übelnahm, als sie wie zufällig eine halbe Flasche Alkohol auf seinem Brustkorb verschüttete.
    Ramses war entschlossen, erneut in seine Mastaba hinabzusteigen, und ich hatte keine Vorstellung, wie ich ihn davon abhalten sollte. Er ließ sich dazu herab, einen Schluck Brandy aus meiner Taschenflasche zu nehmen, und stolzierte dann mit entblößtem Oberkörper davon, wobei er versuchte, nicht zu hinken. Auf Emersons Kopfnicken hin trotteten ihm Daoud und Selim nach. Ich hoffte, daß sie ihn erfolgreicher davon abhielten, eine weitere törichte Handlung zu begehen.
    »Was meinen Sie, soll ich ihm meine Hilfe anbieten?« Geoffrey, der auf dem Teppich saß, sprang auf.
    »Ich bin ja so froh, daß Sie Handschuhe trugen«, bemerkte ich. »Ich kann Ramses und Emerson nie dazu bringen, und deshalb verletzen sie sich ständig ihre Hände und schürfen sich die Fingerknöchel auf.« Handschuhe boten einen gewissen Schutz, trotzdem vermutete ich in Geoffreys Fall eine leichte Eitelkeit. Er hatte schlanke, feingliedrige Hände, und seine Nägel waren immer sorgfältig manikürt. »Wir schulden Ihnen Dank für Ihre rasche Reaktion und ihr schnelles Eingreifen.«
    »Ich befürchte, ich war Ihnen keine große Hilfe.«
    »Und ich war völlig nutzlos«, bemerkte Karl voller Betroffenheit. Er hockte auf dem Teppich und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. »Ach Gott, es war ein so entsetzlicher Anblick. Ich war mir sicher, er hätte sich sämtliche Knochen gebrochen. Ich konnte nichts tun. Es ging alles so schnell …«
    Emerson hatte seine Pfeife herausgeholt und rauchte.
    Er behauptete, daß diese schlechte Angewohnheit beruhigend auf seine Nerven wirkte, was vielleicht sogar zutraf.
    Vermutlich fiel nur mir auf, welche Anstrengung es ihn kostete, ruhig sitzen zu bleiben und sich zu unterhalten. »Haben Sie gesehen, wie es passierte?« fragte er. Karl rang die Hände. »Es ging alles so schnell! Er war in die Grube geklettert, um sich die Töpfereien anzusehen, und dann schrie Miss Nefret auf … Ich habe nichts gesehen.«
    »Hmhm«, äußerte sich Emerson. »Nun, meine liebe Peabody, deine Erlaubnis vorausgesetzt, werden wir das Innenleben unserer Pyramide noch einen weiteren Tag auf sich beruhen lassen. Ich denke, ich werde kurz – äh – sehen, ob ich Ramses irgendwie helfen kann.«
    »Gewiß, mein Lieber«, meinte ich mitfühlend. »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
    Karl entschuldigte sich mit der Begründung, daß er zu aufgewühlt sei, um an diesem Tag noch zu arbeiten, und trabte auf seinem kleinen, angemieteten Esel davon. Wir anderen arbeiteten bis zum frühen Nachmittag und traten dann den Heimweg an. Geoffrey und Nefret ritten voraus, und als Ramses zu ihnen aufschließen wollte, rief ihn Emerson zurück.
    Seite an Seite ritten wir gemächlich weiter. Aufgrund des mir eigenen Taktgefühls schwieg ich und fragte mich insgeheim, wer von den beiden zuerst das Wort ergreifen würde.
    Sie sprachen beide gleichzeitig.
    »Vater, ich –«
    »Ramses, du–«
    Sie brachen ab, mieden jeglichen Blickkontakt, und ich meldete mich zu Wort. »Also wirklich! Emerson, du zuerst.«
    »Es war nicht dein Fehler«, erklärte Emerson zähneknirschend.
    »Dasselbe wollte ich gerade sagen, Sir.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Ich will keineswegs abstreiten, daß die grundsätzliche Verantwortung bei mir liegt. Allerdings …« Er ereiferte sich. »Ich möchte verflucht noch mal wissen, was ich falsch gemacht

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