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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Gassen des Basar-Viertels und zu einem der Eingänge des Khan el-Khalili. Emerson ging durch dieses Gewirr voraus, ohne stehen zu bleiben oder sich zu verlaufen, und das trotz der einbrechenden Dunkelheit. Die Balkone in den Obergeschossen der alten Häuser neigten sich über die schmale Straße. Das sorgte tagsüber für angenehme Kühle in den Gassen und nachts für rabenschwarze Finsternis. Im Parterre solcher Häuser sind nur selten Fenster, und die einzige Beleuchtung stammte von den vereinzelten Laternen, die umsichtige Hausbesitzer über ihren Eingangstüren angebracht hatten.
    »Hast du deine Taschenlampe nicht mitgebracht?«, fragte ich, froh, dass ich festes Schuhwerk statt leichter Slipper gewählt hatte.
    »Willst du wirklich sehen, in was du gerade getreten bist?«, erkundigte sich Emerson. »Hak dich bei mir ein, mein Schatz, wir sind gleich da.«
    Das Restaurant befand sich in der Nähe der Moschee des Hussein, gegenüber dem Osteingang zum Khan elKhalili. Mr Bassam, der Inhaber, eilte herbei, um uns zu begrüßen und mit Vorwürfen zu überschütten. All diese Wochen in Kairo und noch kein einziger Besuch bei ihm! Jeden Abend hatte er gehofft, uns unterhalten zu dürfen, jeden Abend hatte er unsere Lieblingsspeisen vorbereitet! Er fing an, diese aufzuzählen.
    »Allah ist dir gnädig«, schnitt Emerson ihm das Wort ab. »Jetzt sind wir hier, Bassam, also bring uns das Essen. Wir haben Hunger.«
    Wie sich herausstellte, hatte Mr Bassam unsere Lieblingsspeisen an besagtem Abend nicht vorbereitet. Er hatte nicht mehr mit uns gerechnet. Nach all diesen Wochen in Kairo …
    »Dann bring uns, was du hast«, knurrte Emerson. »Je eher, desto besser.«
    Als Erstes musste unser Tisch in den Eingangsbereich des Restaurants gestellt werden, in Türnähe. Das passte mir hervorragend. Genau wie Mr Bassam, der wollte, dass solch auserlesene Gäste gesehen wurden. Er wischte die Stühle sogar mit einem Handtuch ab. Ich hoffte, dass es nicht dasselbe war, das er zum Geschirrtrocknen benutzte.
    »Und was bekommt sie?«, erkundigte er sich, als Ramses Seshat auf einen Stuhl hob.
    »Sie frisst alles«, erwiderte Nefret viel sagend in Englisch.
    »Ach? Aha! Ja, ich werde – äh – rasch etwas vorbereiten.«
    »Verärgere ihn nicht, Nefret«, schalt ich. Seshat richtete sich auf und inspizierte die Tischplatte. Da sie außer ein paar Krümeln nichts Interessantes entdeckte, sprang sie vom Stuhl.
    »Nimm sie an die Leine, Ramses, und sag ihr, dass sie auf dem Stuhl bleiben muss«, wies ich ihn an. »Ich will nicht, dass sie draußen herumstromert und Aas frisst.«
    »Sie frisst doch ständig Mäuse«, wandte Emerson ein, als Ramses die Katze erneut auf den Stuhl hob und dann seine Taschen durchwühlte – vergebliche Liebesmüh, wie ich sehr wohl wusste, denn ich hatte es versäumt, die Leine zu erwähnen, und er hätte niemals selbst daran gedacht. Das Halsband diente in erster Linie Identifikationszwecken; es trug unseren Namen und Seshats.
    »Das sind unsere Mäuse«, konterte ich.
    »Nimm das.« Nefret wickelte den Schal von ihrem Hals und reichte ihn ihrem Bruder.
    Nachdem Ramses ihr die Sachlage geschildert hatte, nahm Seshat die Unannehmlichkeit widerspruchslos hin. Die anderen Gäste, die uns fasziniert beobachteten, starrten uns mit offenem Mund an.
    Mr Bassam überhäufte den Tisch mit Speisen, darunter auch ein scharf gewürztes Hühnchenragout. Seshat fraß beileibe nicht alles, im Gegenteil, ihr Geschmacksempfinden war ausgeprägter als das vieler ihrer Artgenossen; sie leckte die Gewürzkruste von dem Geflügel, bevor sie es mit mehr Anstand verspeiste, als ihn gewisse andere Gäste demonstrierten, und wandte sich dann unserem Dessert – Melone und Sorbet – zu.
    Als wir unser Essen beendeten, war es draußen stockfinster. Das gegenüberliegende Tor des Khan lag in der Dunkelheit, doch ringsherum schimmerten die Lichter der kleinen Geschäfte und Stände. Kaufinteressierte und Touristen gingen ein und aus, darunter eine Gruppe europäisch gekleideter Leute und einige in Uniform.
    »Noch nichts«, flüsterte ich Emerson zu, alldieweil Ramses und Nefret belustigt darüber stritten, wie viel Melone man Seshat zugestehen dürfe. »Es ist nicht weit von hier. Wir würden etwas hören, oder?«
    »Vielleicht. Vermutlich. Zum Teufel, wenn ich das wüsste.« Emersons schroffe und widersprüchliche Kommentare bewiesen mir, dass er ähnlich nervös war wie ich. Am Rande des Geschehens zu sitzen ist nicht unbedingt

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