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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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anschließenden Ladens krachte geräuschvoll zu Boden. Rechts und links der Gasse wurden die Lichter gelöscht und die Türen verschlossen.
    »Was ist passiert?«, wollte Nefret wissen. Sie trat näher an Ramses heran und fasste ihn am Ärmel. Er schüttelte ihre Hand sanft, aber bestimmt ab und packte Seshat gerade noch rechtzeitig, um zu vereiteln, dass sie von seiner Schulter sprang. Er setzte sie zu Boden und gab Nefret den Schal. »Halt sie fest.«
    »Hölle und Verdammnis«, knurrte Emerson. »Sie wissen es. Aber woher?«
    Es grenzte an Hexerei, dieses unbewusste Erkennen der Gefahr, das Menschen wie ein Blitzstrahl durchzuckt, die mit der Unsicherheit und der Furcht vor dem Gesetz leben. Allein der Anblick einer Uniform oder eines wohl bekannten Gesichts war Warnung genug.
    »Wissen?«, wiederholte Nefret. Es war so dunkel, dass ich ihre Gesichtszüge kaum erkennen konnte. »Was wissen?«
    »Dass sich Probleme zusammenbrauen«, erwiderte Emerson nüchtern. Schlagartig einsetzender Lärm und ein Pistolenschuss ließen ihn hinzufügen: »Leider schon hochgekocht sind. Folgt mir.«
    Ein anderer Mann hätte uns möglicherweise befohlen, dort zu bleiben, wo wir waren. Emerson war klar, dass wir eine solche Anweisung ohnehin nicht befolgt hätten, und solange wir die Situation nicht präzise erfasst hatten, war es sicherer zusammenzubleiben. Er schaltete seine Taschenlampe ein und ging voraus.
    Aslimis Ladentür war als einzige geöffnet. Als wir dorthin stürmten, drehte sich einer der davor stehenden Männer fluchend um und zückte seine Waffe. Emerson schlug sie ihm aus der Hand.
    »Sei kein Narr. Was geht hier vor?«
    »Du bist es, o Vater der Flüche?«, rief der Bursche. »Wir haben ihn gestellt – Wardani – oder einen seiner Männer. Es sind 50 Pfund Belohnung ausgesetzt!«
    Ich vernahm Nefrets tiefen Seufzer, dann fragte Ramses: »Wo ist er?«
    »Im Hinterzimmer. Die Tür ist verriegelt, aber wir werden sie in Kürze aufgebrochen haben!«
    Daran zweifelte ich ebenso wenig wie an der Tatsache, dass sie während dieses Vorhabens sämtliche Artefakte in dem Laden zerstören würden. Kein schmerzlicher Verlust, wenn ein begeisterter Axtschwinger eine Reihe gefälschter Gefäße von einem Regal fegte. Aber …
    »Hölle und Verdammnis!«, schnaubte Emerson und zog sich so überstürzt zurück, dass ich Mühe hatte, ihm zu folgen.
    Im Khan el-Khalili gibt es weder Seitengassen noch die üblichen Hintereingänge. Die meisten Geschäfte sind lediglich kleine Räume mit einem Fronteingang. Vermutlich gehörten wir zu den wenigen Europäern, die wussten, dass Aslimis Laden einen weiteren Eingang hatte – oder, in diesem Fall, einen Ausgang. Er befand sich zwischen zwei benachbarten Gebäuden; allerdings war der Weg so schmal, dass der zufällige Beobachter ihn nicht für einen Durchgang gehalten hätte, und obwohl wir die ungefähre Lage kannten, hätten wir ihn ohne Emersons Taschenlampe in der Dunkelheit nicht gefunden.
    »Schalt die Taschenlampe aus«, drängte Ramses.
    Emersons einzige Reaktion bestand in einer schwungvollen Bewegung seines Arms, die Ramses und Nefret gegen die benachbarte Wand drängte. Dann stellte er sich breitbeinig in die Öffnung, ließ das Licht der Taschenlampe für Sekundenbruchteile über sein Gesicht gleiten, ehe er den Strahl auf den Durchgang richtete. Als ich unter seinem Arm hindurchspähte, nahm ich eine Gestalt wahr, die für Augenblicke stehen blieb und dann verschwand.
    »Ich denke, er hat mich gesehen«, meinte Emerson mit Genugtuung. »Mir nach, Peabody. Bring die Nachhut mit, Ramses, wenn ich bitten darf.«
    »Sollen wir nicht besser zur Polizei gehen?«, fragte ich.
    »Das hat jetzt keinen Sinn, in diesem Gewirr von Gassen würden sie ihn niemals aufspüren.«
    »Aber wir!«, ereiferte sich Nefret. Sie zitterte vor Aufregung.
    »Vielleicht brauchen wir das gar nicht«, erwiderte Emerson.
    Mein Gatte hielt sich für rätselhaft und geheimnisvoll, doch ich wusste natürlich, was er meinte. Ich weiß stets, was Emerson meint. Er hatte sich vorsätzlich zur Zielscheibe gemacht, so dass der Flüchtige ihn erkannte und, wie Emerson hoffte, Bereitschaft signalisierte, mit ihm zu verhandeln. Ich verweise stets darauf, dass Offenheit und Ehrlichkeit ihre praktischen Vorzüge haben. Jedermann in Kairo wusste, wenn der Vater der Flüche sein Wort gab, würde er es auch halten.
    Wie sich herausstellte, war Emersons Hoffnung berechtigt. Nachdem wir uns durch den Gang gequetscht

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