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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und riss die Tür auf. Das ist mein normales Vorgehen, wenn ich mit einem ungebetenen Gast rechne, aber ich gebe zu, dass das Knallen der Tür vor die Wand häufig auch andere Leute als den Eindringling erschreckt. In diesem Fall provozierte es einen unterdrückten Fluch von Emerson, dessen Näherkommen ich nicht bemerkt hatte. Er stürmte zu mir und legte seine Hand auf meinen Arm.
    »Peabody, was zum Teufel hast du jetzt –«
    Der Satz endete mit einem Aufstöhnen.
    Durch die Balkonfenster fiel genug Licht herein, um die reglose Gestalt in dem Bett zu erhellen, die bis zum Kinn zugedeckt war, so dass nur noch der dunkelhaarige Schopf auf dem Kissen zu sehen war. Eine weitere Gestalt lag bäuchlings auf dem Boden zwischen Bett und Fenster. Sie wirkte wie die eines Bauern, denn die Füße waren nackt und das dunkelblaue Gewand schäbig und zerrissen.
    Ich drückte Emerson die Lampe in die Hand und kniete mich neben den Gestürzten.
    »Ramses! Was ist passiert? Bist du verletzt?«
    Ich erhielt keine Antwort, was die Sachlage mehr oder weniger klärte. Während ich die schlaffe Gestalt meines Sohnes rüttelte, stellte Emerson die Lampe auf einen kleinen Tisch. »Ich hole einen Arzt.«
    »Nein«, erwiderte ich schroff. Es war mir gelungen, Ramses auf den Rücken zu drehen. Mein entschlossener Griff hatte das Gewand auseinander gerissen, seine Brust und das blutdurchtränkte Tuch entblößt, das ungeschickt um seinen Oberarm und seine Schulter gewickelt war. Es musste sich um ein Stück von seinem Unterhemd handeln, da besagtes Kleidungsstück in Fetzen hing. Außer dem Gürtel mit seinem Messer trug er nur noch ein Paar knielange Baumwollunterhosen, die die Kleidung eines Ägypters der ärmeren Schichten vervollständigten.
    »Nein«, wiederholte Ramses. Er hatte die Augen geöffnet und versuchte sich aufzusetzen. Ich umfasste ihn und zog seinen Kopf auf meinen Schoß. Ramses murmelte irgendetwas Unverständliches und Seshat fauchte.
    »Nein?« Emerson runzelte die Stirn. »Verstehe. Deine medizinische Ausrüstung, Peabody?«
    »Schließ die Tür hinter dir«, wies ich ihn an. »Und weck um Himmels willen nicht die Bediensteten auf!«
    Ich zog Ramses’ Messer aus der Scheide und fing an, die provisorische Bandage zu durchtrennen. Er blieb ruhig liegen, beobachtete mich mit verständlicher Bewunderung. Das Messer war sehr lang und ausgesprochen scharf.
    »Großer Gott, wie hast du nur den Verband angelegt«, entfuhr es mir.
    »Ich war etwas in Eile.«
    Ich hielt einen Augenblick inne in der zugegebenermaßen heiklen Operation und musterte forschend sein Gesicht. Als ich mit meiner Fingerspitze sein Kinn abtastete, bemerkte ich mehrere leicht klebrige Flecken. »Was ist mit dem Bart und dem Turban sowie den anderen Bestandteilen deiner Tarnung passiert?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Einmal war ich im Wasser …« Er wurde starr, als ich die nächste Stoffschicht mit der Messerspitze durchtrennte, und sagte dann: »Wie hast du es herausgefunden?«
    »Dass du in irgendeiner Form für den Geheimdienst tätig bist? Jedenfalls nicht durch irgendeinen unbeabsichtigten Hinweis deinerseits, falls dich das beruhigt. Ich wusste, dass du dich nicht vor deiner Pflicht drücken würdest, wie gefährlich und unangenehm sie auch sein mochte.«
    Ramses’ Mundwinkel zuckten. Er wandte den Kopf ab. »Tut mir Leid«, sagte ich. »Ich versuche, dir nicht wehzutun.«
    »Du hast mir nicht wehgetan. Allerdings ist mir klar, dass du es noch tun wirst. Ich kann es nicht riskieren, dass ein Arzt das behandelt, was offensichtlich eine Schussverletzung ist.«
    »Diese Verletzungen stammen nicht von einer Kugel«, erwiderte ich und zuckte zusammen, als ich eine weitere Schicht Verband durchtrennte und eine Reihe aufklaffender Schnitte genau oberhalb seines Schlüsselbeins entdeckte.
    Ramses kniff die Augen zusammen und versuchte, an Nase und Kinn vorbei nach unten zu schielen. »Nein, diese nicht«, murmelte er.
    »Verflucht«, knurrte ich, während ich das letzte Stück Verband aufschnitt. An der Herkunft des blutigen Lochs in seinem Oberarm bestand leider kein Zweifel. »Wo bist du heute Abend gewesen?«
    »Man sollte mich an der Bar im Shepheard’s vermuten. Die Stammgäste ignorieren die von ihnen missachteten Leute lediglich, aber sie schießen nicht auf sie.«
    »Du könntest auf dem Heimweg überfallen worden sein – von einem Räuber.«
    »Du weißt doch genau –« Vor Schmerz hielt er den Atem an und Seshat legte gebieterisch eine

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