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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Samtjackett.«
    »Ach du meine Güte, wie pittoresk«, sagte ich, da ich besagten Herrn auf Grund seiner ungewöhnlichen Haarfarbe mühelos erkannte. »Ob er einen Kilt trägt, was meinst du?«
    »Vermutlich. Das würde zur Jacke passen.«
    Da mein Lesepublikum die Oper selbstverständlich kennt, werde ich die Darbietung nicht im Einzelnen beschreiben. Als der Vorhang fiel, begleitet von dem donnernden Krachen, das die verurteilten Geliebten lebendig in ihrem Grab einschließt, stimmten wir alle in den Beifall ein, außer Emerson, der nervös herumzappelte. Wenn er gekonnt hätte, wäre er im Anschluss an den letzten Musikakkord zum Ausgang gestürmt. Ich halte das für unhöflich und unpatriotisch, deshalb sorge ich dafür, dass er während der Vorhangrufe und »Gott schütze den König« sitzen bleibt.
    Cyrus schlug vor, dass wir irgendwo ein kleines Abendessen einnehmen sollten, doch da es bereits spät war und ich wusste, dass Emerson noch vor Sonnenaufgang auf den Beinen sein würde, verabschiedeten wir uns von den Vandergelts und stiegen in unser Automobil.
    »Du kannst mich vor dem Semiramis rauslassen, Selim«, sagte Nefret.
    »Mit wem isst du zu Abend, Nefret?«, entfuhr es mir.
    Ich rechnete mit einem Rippenstoß von Emerson. Stattdessen räusperte er sich geräuschvoll und brummte: »Du brauchst ihr nicht zu antworten, Nefret. Äh – es sei denn, du willst es.«
    »Es ist kein Geheimnis«, erwiderte Nefret. »Mit Lord Edward Cecil und Mrs Fitz und einigen aus ihrer Clique. Ich glaube, Ihr kennt Mrs Canley Tupper?«
    Ich kannte sie. Wie die anderen aus dieser »Clique« – Lord Edward nicht ausgenommen – war sie oberflächlich und dumm, aber nicht bösartig.
    »Und«, fügte Nefret hinzu, »vielleicht auch Major Ewan Hamilton.«

    In dieser Nacht fand ich keinen Schlaf, obwohl Emerson selig und geräuschvoll an meiner Seite schlummerte. Als wir uns zur Ruhe begaben, war weder Nefret noch Ramses heimgekehrt. Wo waren sie und was taten sie – und mit wem? Ich wälzte mich von einer Seite zur anderen, aber es war Besorgnis und nicht etwa physisches Unbehagen, was mir zu schaffen machte. In gewisser Weise waren die Kinder als Heranwachsende wesentlich weniger problematisch gewesen. Wenigstens hatte ich in jener Zeit das Recht, Verbote auszusprechen und sie über ihre Pläne auszufragen. Nicht, dass sie meine Anweisungen immer befolgt oder wahrheitsgemäß geantwortet hätten …
    Das geräuschlose Auftauchen des Eindringlings gab mir keinerlei Warnsignal. Er war auf dem Bett, näherte sich langsam und unaufhaltsam meinem Kopf, ehe ich ihn bemerkte. Ein schweres Gewicht legte sich auf meinen Brustkorb und etwas Kaltes und Feuchtes berührte meine Wange.
    »Was ist?«, flüsterte ich. »Wie bist du hier hereingekommen?«
    Keine hörbare Reaktion, lediglich ein festerer Stupser gegen mein Gesicht. Als ich mich bewegte, glitt das Gewicht von mir, und die schemenhafte Silhouette verschwand. Ich schlüpfte aus dem Bett, ohne, wie ich glaubte, Emerson aufzuwecken. Lediglich mit Morgenmantel und Hausschuhen bekleidet, strebte ich zur Tür. Die Katze war bereits dort. Sobald ich öffnete, schlüpfte sie hinaus.
    Eine Lampe brannte auf einem Tisch in der Eingangshalle. Ich schnappte sie mir. Seshat führte mich durch den Eingangsbereich, hin und wieder zurückspähend, ob ich ihr auch folgte.
    Die einzige Möglichkeit, wie sie in unser Schlafzimmer gelangt sein konnte, war durch das Fenster. Einer ihrer bevorzugten Spaziergänge war der Weg über die Balkone, die unter den Fenstern der ersten Etage verliefen. Wie erwartet verharrte sie vor Ramses’ Zimmertür und spähte zu mir hoch.
    Behutsam klopfte ich an die Tür. Keine Reaktion. Ich drückte auf die Klinke.
    Die Tür war verschlossen.
    Nun, das hatte ich erwartet. Ramses hatte stets auf die Einhaltung seiner Intimsphäre geachtet und das war natürlich sein gutes Recht.
    In weiser Voraussicht hatte ich mir einige Tage zuvor einen Schlüssel angeeignet, der in Ramses’ Zimmertür passte. Ich besaß auch einen für Nefrets Tür. Ich hatte es nicht für erforderlich gehalten, diese Tatsache gegenüber den Betroffenen zu erwähnen, weil sie mit ziemlicher Sicherheit andere Sicherheitsvorkehrungen getroffen hätten, die nicht so leicht zu überwinden gewesen wären. Selbstverständlich hatte ich nicht im Traum daran gedacht, diese Schlüssel zu benutzen, es sei denn in dringenden Notfällen. Und ein solcher war nun eindeutig eingetreten. Ich drehte den Schlüssel

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