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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verspätet der Gedanke gekommen, dass du dir ein neues Quartier suchen solltest. Wenn Vater von diesem Unterschlupf weiß, kennen ihn vielleicht auch andere.«
    »Gestern war ein Mann hier. Ein Fremder.«
    »Verflucht! Wie sah er aus?«
    »Ich war nicht hier. Mahira konnte ihn nicht näher beschreiben; das arme alte Mädchen ist blind wie ein Maulwurf und wird mit jedem Tag seniler.«
    »Damit ist der Fall erledigt. Wir verschwinden noch heute Nacht. Du hättest dieses Versteck verlassen sollen, sobald du davon erfuhrst.«
    »Dann hättest du nicht gewusst, wo ich bin.«
    »Und du wolltest sicherstellen, dass mir niemand auflauerte, als ich kam? David, bitte tu mir den Gefallen und riskiere nicht Kopf und Kragen für mich. Ich habe ohnehin schon genug auf dem Gewissen.«
    »Ich werde mein Bestes versuchen.« David legte eine Hand auf seine Schulter. »Wohin soll ich gehen?«
    »Das überlasse ich dir. In irgendein sicheres, ungezieferfreies Loch in der Kairoer Altstadt oder in Boulaq, nehme ich an. Verflucht, ich hasse es, dir das antun zu müssen.«
    »Beileibe nicht so sehr, wie ich es verabscheue.« David hatte seine wenigen Habseligkeiten eingesammelt und verknotete sie zu einem Bündel. »Weißt du, was ich am meisten vermisse? Ein schönes Bad. Ich träume davon, in Tante Amelias Badewanne zu liegen, bis zum Kinn in heißem Wasser.«
    »Nicht das Essen? Mutter wollte, dass ich dir ein Paket mit dem restlichen Truthahn und Plumpudding mitbringe.«
    »Fatimas Plumpudding?« David seufzte wehmütig. »Konntest du nicht eine Portion unter deinem Hemd verstecken?«
    »Ach, ja? Und wenn sie herausgerutscht wäre, als ich mich gegen Farouk zur Wehr setzte? Wie hätte ich das erklären sollen?«
    David verharrte auf halbem Wege in der Fensteröffnung und starrte ihn an. »Ich dachte, es wäre nichts passiert.«
    »Nichts von Bedeutung. Mach schon, ich werde ganz nervös.«
    David brachte ihn in dem kleinen Boot über den Fluss, das sie zu diesem Zweck erstanden hatten. Unterwegs schilderte Ramses ihm den Zwischenfall mit Farouk.
    »Eine logische Verhaltensweise, denke ich.« David legte sich in die Ruder. »Sie müssen ziemlich besorgt gewesen sein.«
    »Ja. Farouk ist der Einzige aus dem Haufen, der Kampfgeist besitzt. Der arme alte Asad war starr vor Schreck. Ich hoffe, ich kann ihn aus dieser Sache raushalten und zur Vernunft bringen. Im Grunde genommen ist er tapferer als Farouk, der ständig lamentiert und lügt.«
    Und du bist tapferer als ich, überlegte Ramses, während er beobachtete, wie sein Freund die Ruder bediente. Wenn ich eine Frau hätte, die mich vergötterte, und in Kürze ein Kind, würde ich kein solches Risiko auf mich nehmen.
    Sekundenlang durchbrach nur das leise Plätschern des Wassers ihr Schweigen. Dann sagte Ramses nachdenklich: »Heute Abend hat Farouk einen kleinen Fehler gemacht. Er behauptete, dass der Mann, der zuerst geschossen hat, ein Gewehr benutzte. Der erste Schuss stammte aber nicht von einem Gewehr, sondern von einer Pistole, genau wie alle weiteren, und falls Farouk auf jemand anders als mich zielte, dann ist er ein verdammt schlechter Schütze. Das ist kein hundertprozentiger Beweis; trotzdem denke ich, wir sollten Farouk in die liebenden Arme der Justiz überführen. Ich werde versuchen, ein Treffen mit Russell zu vereinbaren. Ich weiß, dass man uns nicht zusammen sehen sollte, dennoch werden wir es riskieren müssen.«
    »Warum?«, wollte David wissen. »Kannst du mir nicht erläutern, was du vorhast, und mich das übernehmen lassen?«
    »Ihn zu treffen ist für dich genauso riskant wie für mich«, führte Ramses aus. »Nur für den Fall, dass ich Russell nicht erreiche, oder falls … Das ist die perfekte Gelegenheit, Farouk aus dem Weg zu schaffen, ohne mich ins Spiel zu bringen. Wenn die Polizei eine Razzia in Aslimis Geschäft durchführte, könnte ich meine Verbündeten problemlos davon überzeugen, dass Aslimi letztlich zusammengebrochen ist und gestanden hat.«
    »Dann sollte man Aslimi besser in Schutzhaft nehmen.«
    »Ja, das ist Teil des Plans.« Ramses lachte leise. »Vermutlich würde ihn das verdammt erleichtern. Wenn ich den Türken am Dienstag treffe, werden wir eine alternative Kommunikationsbasis vereinbaren.«
    Die Strömung trieb sie flussabwärts, so dass sie in der Nähe von Gizeh anlegten. Eine Zeit lang blieben sie schweigend sitzen. Es war eine herrliche Nacht, mit einer schmalen Mondsichel in einem Meer von Sternen, und der Abschied fiel ihnen

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