Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
die heikle Aufgabe anvertraut hätte, die Statue freizulegen. Man musste Vorsicht walten lassen, da die Gefahr bestand, dass sie ansonsten zerbrach. Selbst Stein – und diese bestand aus Sandstein, einem relativ weichen Material – konnte unter dem Druck nachrutschenden Sandes zerspringen.
    Da Nefret aufgeregt herumzappelte, bat ich sie, einige Schritte zurückzutreten. »Welcher König ist es?«, fragte sie. »Konntet ihr das in Erfahrung bringen?«
    »Schwerlich, mein Schatz. Falls es eine Inschrift mit dem Namen des Monarchen gibt, dann wird sie sich auf dem Rücken oder auf dem Sockel befinden. Nach dem Stil und der Handwerkskunst zu urteilen, scheint sie aus dem Alten Reich zu stammen.«
    »Bist du sicher, dass es sich um die Statue eines Königs handelt?«, warf Ramses ein.
    »Ja, dessen bin ich mir sicher. Sie trägt die NemesKrone und die Uräusschlange.«
    »Hmmmm«, brummte mein Sohn.
    »Ich hasse es, wenn du undefinierbare Geräusche von dir gibst«, schnaubte Nefret. »Was soll das heißen?«
    Daraufhin legte sich Ramses’ Stirn in Falten – ein ebenso undefinierbarer und frustrierender Kommentar. Bevor sie reagieren konnte, tauchte Emersons Kopf auf. »Ramses!«
    »Sir?« Ramses eilte zu ihm und reichte ihm unterstützend eine Hand.
    Emersons gerötetes Gesicht und seine blitzenden Augen dokumentierten mir, dass er vorübergehend alles außer der Entdeckung verdrängt hatte. Er brüllte Befehle und die Männer stoben in sämtliche Richtungen. Als wir unser Mittagessen einnahmen, war uns klar, dass der Fund bemerkenswerter war als erwartet. Es handelte sich um eine sitzende Statue, beinahe lebensgroß und in hervorragendem Zustand.
    »Es ist Chephren«, behauptete Nefret, die darauf bestanden hatte, hinabgelassen zu werden, um sich die Statue einmal anzusehen.
    »Wie kommst du darauf?«, erkundigte ich mich. »Sie sieht aus wie Ramses.«
    Vorübergehend nicht in der Lage, sich zu äußern, da er sich den Mund mit Brot und Käse voll gestopft hatte, verdrehte Ramses spöttisch die Augen.
    »Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Dioritstatue von Chephren, die Mariette entdeckte«, gestand ich. »Emerson, setz dich und hör auf herumzuzappeln! Nimm noch ein Gurken-Sandwich.«
    Meinen Versuch, ihn festzuhalten, ignorierend, sprang Emerson auf und bedachte eine Gruppe von Leuten, die sich dem Schacht genähert hatte, mit einer Schimpftirade. Sie waren zu viert, ausstaffiert wie Touristen mit blauen Sonnenbrillen und grünen Sonnenschirmen; die Männer trugen Tropenhelme, die Frauen voluminöse Schleier, und sie versuchten, an Selim und Daoud vorbeizukommen, die Wache hielten.
    Emersons beeindruckende Erscheinung und seine sehr unflätigen Bemerkungen führten zu ihrem spontanen Rückzug.
    »Das ist die Krux des arbeitenden Archäologen«, sagte mein Gatte und setzte sich erneut. »Ich frage mich, wie viele Idioten noch einen Blick riskieren wollen.«
    »Die Nachricht von solchen Entdeckungen verbreitet sich rasch«, räumte ich ein, während ich ein weiteres Sandwich nahm. »Und jeder will der Erste sein, der sie gesehen hat. Das ist ein Grundzug der menschlichen Natur, mein Schatz. Nimm noch ein Gurken-«
    »Du hast sie alle gegessen«, entgegnete Emerson, während er das Innenleben der restlichen Sandwiches inspizierte.

    Meine Vermutung traf zu; die Nachricht von unserer Entdeckung verbreitete sich wie ein Lauffeuer, so dass wir gezwungen waren, mehrere Männer in der näheren Umgebung zu postieren, die die Besucher verscheuchten. Am Spätnachmittag musste sogar Emerson einräumen, dass wir die Statue an diesem Tag nicht mehr würden bergen können. Da es bereits dämmerte, wäre jeder weitere Versuch unverantwortlich gewesen.
    Erneut bot sich Selim an, Wache zu halten. Diesmal lehnte Emerson nicht ab. »Du und Daoud und sechs oder sieben weitere Männer«, befahl er.
    »Meinst du, dass das reicht?«, fragte ich.
    »Mich eingeschlossen, ist es mehr als genug.«
    »Ja, ja.« Daoud nickte bekräftigend. »Kein Räuber würde es wagen, den Vater der Flüche zu bestehlen.«
    »Oder Daoud, der berühmt ist für seine Kraft und ge nauso gefürchtet von den Missetätern«, sagte Ramses in seinem blumigsten Arabisch. »Trotzdem werde ich heute Nacht bei euch bleiben, sofern es gestattet ist.«
    »Ich auch«, ereiferte sich Nefret.
    »Keinesfalls«, erwiderte Emerson, auf Grund dieses Angebots aus seinen archäologischen Überlegungen gerissen. »Liebster Professor,« bettelte Nefret und himmelte ihn mit

Weitere Kostenlose Bücher