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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Vorhängen hatte Nefret nur wenig verändert, allerdings stellte ich mit einiger Verblüffung fest, dass mein Porträt ersetzt worden war durch eine der Skizzen von Tetisheris Grab.
    »Hattet ihr es satt, dass ich ständig von der Wand auf euch hinunterstarrte?«, erkundigte ich mich lachend, zum Zeichen, dass das nur einer meiner kleinen Scherze war.
    Ramses setzte sich sogleich neben mich. Er legte einen Arm um meine Schultern. »Was ist denn?«, merkte ich entsetzt auf. »Warum tust du das?«
    »Weil er dich liebt und glücklich ist, dich zu sehen«, warf Nefret ein. Ramses war ein wenig rot geworden.
    »Oh«, entfuhr es mir. »Nun, mein lieber Junge, ich bin genauso glücklich, dich zu sehen.«
    »Wir sind alle glücklich über unser Wiedersehen«, erklärte Emerson. »Warum also explizit darauf hinweisen? Was zum Teufel hast du mit dem Porträt deiner Mutter angestellt, Ramses?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, entgegnete sein Sohn.
    »Dann werde ich meine zuerst erzählen«, erklärte ich. »Ich glaube, ihr seid auf dem Laufenden, was unsere Abenteuer in Kairo betrifft, mit Ausnahme des letzten am vergangenen Sonntag.«
    Sie gestanden mir, auch darüber informiert zu sein, da Sennia Ramses einen schillernden Bericht ihres Abenteuers geliefert hatte. Um Bertie nicht unnötig aufzuregen, hatte ich sie eigentlich gebeten, kein Wort darüber zu verlieren, und war davon ausgegangen, dass diese Ermahnung eine übereilte Enthüllung gegenüber den Anwesenden verhindern würde; das traf gewissermaßen zu. Sie hatte es nur Ramses erzählt, den sie kurz beiseite genommen hatte. Ich gestattete Emerson, die Ergebnisse unserer Ermittlungen vorzutragen, dieweil ich einigen Gurkensandwiches zusprach.
    »Er nannte sich ›der Meister‹«, sagte Ramses mit seltsam tonloser Stimme.
    »Ganz offensichtlich ist das der Fall«, meinte Emerson mit derselben Stimme. Vater und Sohn fixierten sich. Ich habe nie glauben wollen, dass sich komplexe Botschaften mittels Blicken austauschen lassen – einmal abgesehen von Emerson und mir –, aber Ramses’ angespannte Züge verzogen sich zu einem Grinsen.
    »Keine Sorge, Vater. Er hat ein perfektes Alibi.«

    Unmöglich, in einigen wenigen Sätzen den Effekt dieser simplen Stellungnahme oder die Zusammenhanglosigkeit des sich daran anschließenden Gesprächs zu vermitteln. Wie Ramses später gestand, hatte er sich den Kopf zerbrochen, wie er uns die Neuigkeit behutsam näher bringen könnte. Ich kann nicht sagen, dass sie mich völlig überraschend traf. Selbstverständlich hatte ich diese Möglichkeit bereits ins Kalkül gezogen. Was mich am meisten schmerzte, war nicht die Unaufrichtigkeit meiner Kinder, sondern die Emersons.
    »Du hast es gewusst!«, kreischte ich zutiefst gekränkt. »Du hast es von Anfang an gewusst! Emerson, wie konntest du mir das verschweigen?«
    Emerson hub an: »General Maxwell …«
    »Hat dich zur Geheimhaltung verdonnert? Solche Zusagen dürfen, sollten, können nicht das Vertrauensverhältnis zwischen Mann und Frau tangieren!«
    Mein Bemühen, ihn in die Defensive zu drängen, blieb erfolglos – Gott sei Dank. Ich halte nichts von einem Duckmäuser als Ehemann, denn Emerson wirkt besonders attraktiv, wenn er wütend ist. Seine Wangen nahmen einen vorteilhaften, gesunden Rotton an und sein Kinngrübchen zuckte.
    »Verfluchter Unsinn!«, schnaubte er hitzig. »Sein Überleben war ein Militärgeheimnis und außerdem, Amelia, geht dich das verflucht noch mal nichts an.«
    Ich wollte schon genauso gereizt reagieren, als Ramses sich räusperte. »Verzeiht mir die Unterbrechung, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ihr habt das Schlimmste noch nicht erfahren. Wir brauchen euren Rat.«
    Der Hinweis kam zeitlich geschickt. Ich war beileibe noch nicht fertig mit Emerson, indes sollten wir diese Diskussion besser unter vier Augen weiterführen. Und als ich »das Schlimmste« hörte, vermochte ich nur noch zuzustimmen, dass ein Kriegsrat dringend erforderlich wurde.
    Emerson schien es enorm zu erleichtern, dass Sethos nicht der Mann sein konnte, der hinter Sennias Entführung stand. Einer solchen Schandtat hätte ich ihn nie für fähig erachtet, aber offenbar hatte ich größeres Vertrauen zu Emersons Bruder als er. Die Erkenntnis, dass Sethos seine kriminellen Aktivitäten wieder aufgenommen hatte, war enttäuschend, kam aber nicht gänzlich unerwartet. Die Neuigkeit, dass ihn ein skrupelloser, neuer Konkurrent bedrohte, lieferte Anlass zur Sorge, war aber in

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