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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wahrheitsgemäß. »Sag dem Mudir, dass wir hier waren und wiederkommen werden.«
    »Kann ich jetzt Fragen stellen?«, wollte Jumana wissen. »Ich habe viel dazu zu sagen.«
    »Dessen bin ich mir sicher«, meinte Ramses. »Nefret, was hältst du von einer Rast?«
    Eine Hand schützend über ihre Augen gelegt, spähte sie über die Anhöhen. »Vielleicht war es eins von den Arbeitergräbern, in das der Dieb eingedrungen ist.«
    »Lansing beteuerte, es läge hinter dem Tempel, aber vielleicht hat er sich geirrt. Sollen wir einen Blick riskieren?«
    Jamil, der die Wasserflaschen trug, schob die Tasche auf seine linke Schulter. »Der Aufstieg ist anstrengend und es gibt nichts zu sehen«, verkündete er. »Die Gräber sind leer.«
    »Du bist drin gewesen, stimmt’s?« Ramses’ Stimme klang keineswegs vorwurfsvoll. Grinsend zwirbelte Jamil seinen geliebten Schnurrbart.
    »Ich und viele andere, Bruder der Dämonen.«
    »Wahr ist’s, ’s ist schade, und schade, dass es wahr ist«, murmelte Ramses. Er unterzog sich nicht der Mühe einer Übersetzung; für Jamil war Shakespeare ohnehin ein Buch mit sieben Siegeln. An Nefret gewandt fuhr er fort: »Weigall hat letztlich alle bedeutenden Gräber mit Toren versehen, aber erst, nachdem die Reliefs zerstört waren.«
    Der Aufstieg war nicht sonderlich anstrengend, aber steil und langwierig; sie mussten über das lose Geröll am Fuße der Klippen klettern, und als sie schließlich die verfallenen Überreste einer kleinen Pyramide aus Nilschlammziegeln erreichten, kamen Ramses plötzlich Bedenken. »Es ist vertane Zeit. Ich habe keine neueren Anzeichen auf Vandalismus feststellen können und vielleicht befinden wir uns auch gar nicht an der richtigen Stelle.«
    »Lasst uns ein bisschen ausruhen, bevor wir zurückgehen.« Nefret ließ sich anmutig in den Schneidersitz nieder und wandte sich an Jamil. »Kein aufregendes Gebiet. All diese armen, kleinen verfallenen Pyramiden! Nicht einmal Mutter würden sie vom Hocker reißen! Wo sind die Gräber der saitischen Prinzessinnen?«
    »Die was? Ach die.« Ramses reichte Jumana eine der Wasserflaschen. »Das waren nicht die ursprünglichen Gräber der adligen Damen.«
    »Wo hat man sie dann bestattet?«
    »In Medinet Habu. Dort kann man immer noch ihre Tempel besichtigen oder Teile davon. Die Grabstätten selbst sind leer. Zwei der Sarkophage wurden den ganzen Weg bis hierher auf den Berg geschleppt, von Leuten, die sie für ihre eigenen Bestattungen verwenden wollten.«
    Als er bemerkte, dass Jumana an seinen Lippen hing, als würde er Perlen der Weisheit verströmen, seufzte er und besann sich auf seine pädagogische Pflicht. »Die Prinzessinnen waren die Hohepriesterinnen des Amun im Theben der letzten Dynastien. Sie trugen die Titel Gemahlin des Gottes Amun und Bewunderer der Götter …«
    »Bewunderin«, sagte Nefret mit vollem Mund.
    »Es liegt mir fern, einer Dame ihre weibliche Endung zu missgönnen«, erwiderte Ramses, »aber ich finde diesen Titel entsetzlich umständlich. Wie auch immer, diese Damen waren Töchter oder Schwestern des Pharaos, dem Zölibat unterworfen … äh … sie mussten unverheiratet bleiben, denn sie waren die Bräute Gottes. Jede von ihnen erwählte eine Nachfolgerin, die auch eine königliche Prinzessin war.«
    »Dann waren sie also sehr mächtig und sehr, sehr reich«, murmelte Jumana. »Wenn sie nicht mehr in ihren Gräbern oder ihren Sarkophagen in Medinet Habu liegen, wo sind sie denn dann?«
    »Eine gute Frage«, gestand Ramses. »Vor 3000 Jahren wurden die meisten königlichen Grabstätten ausgeraubt und die Mumien geschändet. Die Priester sammelten die Überreste ein und versteckten diese in dem königlichen Versteck in Deir el-Bahari und in dem Grab von Amenophis II. Aber das geschah 500 Jahre vor dem Tod der letzten Gottesgemahlin und ihrer Bestattung in Medinet Habu.«
    »Vielleicht«, wandte Jumana mit leuchtenden Augen ein, »wurden auch ihre Gräber ausgeraubt und ihre Leichen in ein geheimes Versteck gebracht, wie das in Deir el-Bahari.«
    Sie war ein gewieftes kleines Geschöpf, und der Glanz in ihren dunklen Augen vermittelte etwas, was seine Mutter als eine starke Vorahnung gewertet hätte. Er hoffte, er hatte kein erblich bedingtes Interesse an der Jagd nach Gräbern in ihr geweckt. Nefret dachte dasselbe; er vernahm ihr Kichern. Er war heilfroh, dass sie es erheiternd fand. Ihn übermannte eine Schreckensvision, wie Jumana das riesige Ruinengebiet am Westufer durchstreifte – auf

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