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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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weitermachen. Wir müssen heute früh aufhören, um uns auf die Fantasia vorzubereiten.«

    Sie hatten diskutiert, ob sie die Kinder mitnehmen sollten oder nicht. Allein bei dem Gedanken, dass die drei kleinen Rangen im Dunklen neben gähnenden Grabschächten, flackernden Fackeln und halbwilden Hunden herumtollten, sträubten sich Ramses’ Nackenhaare, und er war froh, als seine Mutter entschied: »Das steht völlig außer Frage. Dolly wird uns begleiten, die anderen aber nicht.«
    »Ist das nicht ein bisschen ungerecht?«, gab Nefret zu bedenken, als Lia skeptisch dreinblickte – zweifellos malte sie sich Evvies Reaktion aus.
    »Es wäre ungerecht gegenüber Dolly. Man darf ihn nicht dafür bestrafen, dass die Kleineren kaum zu bändigen sind. Kinder ihres Alters sind nun mal wie kleine Raubtiere.«
    Das fasste weder Lia noch Nefret sonderlich gut auf. Seine Mutter hatte die Vandergelts eingeladen, vorab bei ihnen vorbeizuschauen. Während der Fantasia würde es keine alkoholischen Getränke geben, und Cyrus liebte ein belebendes Gläschen Whisky. Sie fuhren ganz stilvoll vor, die Kutsche gezogen von zwei Grauschimmeln. Cyrus, Bertie und Walter saßen zu Pferd, zu Ehren Selims in ihrer besten Reitgarderobe. Von daher bot die Kutsche mit Katherine genügend Platz für einige der anderen Damen, die, wie Cyrus ihnen schmeichelte, doch so schlank und rank seien.
    »Nehmen wir doch das …«, hob Emerson an. »Nein, Emerson, das können wir nicht«, sagte seine Frau scharf. »Du hast Selim versprochen, er darf das Automobil fahren.« Nach einem anerkennenden Blick über die Gruppe entschied sie knapp: »Evelyn und Sennia und ich werden die Kutsche nehmen.«
    »Ich habe ja bereits demonstriert, dass ich keine gute Reiterin bin«, murmelte Maryam verschämt. »Ich hoffe, ich mache keine Umstände. Vielleicht sollte ich besser bei den Kindern bleiben.«
    »Aber nein, meine Liebe, es wird Ihnen gefallen«, erwiderte Emerson galant. Sie sah lächelnd zu ihm auf, ihre langen Wimpern flatterten.
    Ihr Vater achtete nicht auf sie. Er unterhielt sich mit Cyrus. Sein Gepäck war offenbar per Bahn eingetroffen; er trug maßgeschneiderten Tweed und Reitstiefel, sein Haar jetzt ein graumeliertes Braun. Es würde, mutmaßte Ramses, weiterhin unnatürlich schnell ergrauen.
    Nachdem die Sonne untergegangen und die Rufe der Muezzins verstummt waren, bereiteten sie sich auf den Aufbruch vor. Sennia, die sich irgendwie ägyptisch kleiden wollte, zwängte sich in eine Robe, die Nefret mitentworfen hatte; sie erinnerte frappierend an eine Miniatur-Hathor ohne Ohren und Krone, ganz in Weiß und mit Glasperlen geschmückt. Dolly, sehr schick in seinem besten Anzug, sollte mit seinem Vater reiten.
    »Wo ist Selim?«, wollte Emerson wissen. »Hat er sich anders entschieden? Wenn er nicht fahren will …«
    »Nein, Emerson! Er hat alles bestens organisiert. Er macht eine ganz große Sache daraus.«
    Ihr eigenes Eintreffen war nicht weniger beeindruckend. Fackelträger empfingen sie auf halber Strecke, Horden von Kindern begleiteten sie den Hügel hinauf. Selim und Daoud begrüßten sie an der Tür und führten sie ins Haus, wo ein reichhaltiges Mahl aufgetischt war. Rabia und Taghrid hatten vermutlich den ganzen Tag gekocht. Dolly thronte im Schneidersitz neben seinem Vater und verfolgte jede seiner Bewegungen. Er kannte die entsprechenden Verhaltensregeln, wollte aber nichts falsch machen. Sogar die Vandergelts aßen vergnügt lächelnd mit den Fingern. Walters Brillengläser beschlugen ständig.
    Nachdem sie hungrig zugelangt hatten, gingen sie nach draußen. Fackeln und Freudenfeuer spendeten Licht in der heraufziehenden Dunkelheit. Daouds Haus, das früher Abdullah gehört hatte, grenzte an einen der wenigen offenen Dorfplätze. Als Ehrengäste bot man ihnen Sitzgelegenheiten vor dem Haus, worauf die Vorstellung begann.
    Tänzer und Sänger, Musikanten und Magier wechselten sich ab. Selim schnappte Ramses’ Blick auf, zwinkerte und wandte sich ab. Die besten Geschichtenerzähler von Luxor präsentierten ihr Können.
    Eine Hand zupfte an Ramses’ Ärmel. Maryam saß hinter ihm. »Was sagt er da?«, flüsterte sie.
    Die zuckenden Flammen verliehen ihren Wangen einen rosigen Schimmer, tanzten in ihren Augen. Es schien ihr zu gefallen; er brachte es nicht über sich, sie zum Schweigen zu ermahnen, obwohl Gespräche verpönt waren während der Veranstaltung. »Es ist nur ein Märchen über eine Prinzessin und einen Zauberer. Ich werde es dir

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