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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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war nicht geplant, aber da sie ihn nun einmal gefasst haben, werden sie ihn so schnell nicht gehen lassen. Inzwischen kennen wir das Motiv. Es lässt sich auf jeden von euch anwenden – und auch auf mich.«
    Er ging nochmals zum Barschrank und schüttete sich Whisky ins Glas. Ich hätte auch noch einen vertragen können. Wir hatten das Thema bewusst umgangen, doch jetzt ließ es sich nicht länger verdrängen.
    »Tut mir aufrichtig Leid«, sagte ich widerstrebend. »Ich hatte so gehofft, sie wäre unschuldig.«
    Sethos schnellte zu mir herum. »Sie wirkt so naiv, nicht wahr? Diese kindlichen Sommersprossen und die samtbraunen Augen … Wenn es dich tröstet, Amelia, sie hat auch mich reingelegt.«
    Ich gewahrte die schmerzvolle Miene, die er mühsam zu überspielen suchte, was auch Evelyn nicht entging. Sie trat zu ihm und umarmte ihn freundschaftlich. »Vielleicht hat man sie gezwungen, lieber – äh …«
    Ihre mitfühlende Art und das Stolpern über seinen Namen waren einfach zu viel für ihn. »Meine liebe Evelyn. Möchtest du, dass ich dir meinen richtigen Namen verrate?«, prustete er los.
    »Nein, lass nur, wenn du nicht willst.«
    »Seth.«
    »Wie bitte?«, japste ich. »Nicht Gawaine oder George oder Milton oder …«
    Ausgelassen prostete Sethos mir zu. »Du hast eine begnadete Fantasie, Amelia. Was meinst du, woher ich mein Pseudonym habe? Meine Eltern gaben mir einen achtbaren biblischen Vornamen, doch als ich feststellte, wie ähnlich er dem eines altägyptischen Pharao ist, konnte ich einfach nicht widerstehen. Und wie passend! Sethos, ein Jünger des Seth, Gott des Sturms und des Chaos, Erzfeind seines großmütigen Bruders …« Er brach zähneknirschend ab. »Ramses, nimm dir verflucht noch mal was zu trinken oder sag irgendwas oder setz dich wenigstens hin! Du machst mich nervös, stehst da wie ein Ölgötze. Wir bekommen sie schon wieder zurück.«
    Vielleicht war es der Gedanke an die andere junge Frau, die liebende Tochter, die Sethos niemals zurückbekommen würde, dass Ramses die eiserne Selbstbeherrschung verlor.
    »Es tut mir so Leid«, fing er an.
    Darauf fauchte Sethos ihn an: »Ich brauche dein Mitgefühl nicht. Ich brauche Informationen. In den nächsten Stunden können wir nichts anderes tun als reden. Ich nehme nicht an, dass jemand schlafen gehen möchte. Gibt es noch irgendwelche Zweifel an den Beweggründen für diese unsäglichen Vorkommnisse?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Sobald ich erkannt hatte, dass das Motiv Rache für Berthas Tod war, passte jeder Vorfall exakt in das Raster. Der erste – den ich bis vor kurzem schlichtweg übersehen habe – war Hassans Ableben, besser gesagt, seine plötzliche Hinwendung zur Religion. Was hatte er angestellt, dass er auf einmal meinte, sühnen zu müssen?«
    Ramses nickte. »Selim hat es ähnlich formuliert. Ich hab es genauso verdrängt. Hassan gehörte zu den Männern, die an dem Tag mit uns in Kurna waren, als Abdullah starb und Bertha … Meinst du, Hassan hat den tödlichen Schuss auf sie abgefeuert?«
    »Wenn nicht, so hat er es jedenfalls geglaubt oder für sich in Anspruch nehmen wollen – war es doch eine rühmliche Tat für jeden, der Abdullah verehrte und die althergebrachten Rituale hoch hielt: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Erinnerst du dich noch an den Brief, den du uns vorgelesen hast, von einem Mann an seine verstorbene Frau? Würde mich nicht wundern, wenn Hassan ähnlich gedacht hätte. Auch er hatte seine Frau verloren, und er spürte die Beschwerden des Alters. Schuldgefühle und die Hoffnung auf Vergebung ließen ihn den Schutz eines heiligen Mannes suchen – obwohl er sich erst einen erfinden musste! Die meisten anderen sind tot, außer …«
    »Selim und Daoud«, keuchte David. »Gütiger Himmel. Sie hatte keine Schwierigkeiten damit, Hassan umzubringen – eine seiner Mahlzeiten zu vergiften – aber ich mag nicht glauben …«
    »Selim und Daoud«, eröffnete Sethos schonungslos, »waren die nächsten. Sie spielte mit ihnen Katz und Maus. Keiner der Anschläge war tödlich, aber jeder hätte es sein können. Die Angriffe auf sie persönlich waren nur gestellt, um unseren Verdacht zu zerstreuen. Martinelli scheint mir ein Ausrutscher. Ich habe keine Ahnung, warum sie es auf ihn abgesehen hatte. Soweit ich weiß, haben sie sich nie kennen gelernt.«
    »Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die du noch nicht weißt«, murmelte ich. El-Gharbis Enthüllungen schienen wegen unserer augenblicklichen Katastrophe ins Abseits

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