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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Hell erleuchtete Touristendampfer säumten den Kai.
    Am Anlegeplatz der Isis war bereits ein anderes Schiff vor Anker gegangen. Als Sabir uns kommen sah, machte er die Leinen los.
    »Wie ist der Stand der Dinge?«, erkundigte ich mich, als ich in sein Boot stieg.
    »Bertie sollte zum Haus zurückkehren und die anderen informieren, während ich auf den Zug wartete. Jedenfalls wissen wir, dass die Isis flussabwärts fährt; Bertie wollte der Polizei in Hammadi und Kena telegrafieren, nach ihr Ausschau zu halten.«
    Starr wie eine Statue, die Hände gefaltet, murmelte Ramses: »Sinnlos. Man braucht sie doch nur irgendwo kurz anzulanden, die Fahrlichter auszustellen und im Schutz der Dunkelheit ein paar Veränderungen vorzunehmen. Ein neuer Name, eine andere Flagge und sie ist kaum wieder zu erkennen.«
    David ließ sich durch den überlegten Ton genauso wenig beirren wie ich. »Ramses, tut mir Leid. Ich hätte …«
    »Was hättest du? Dich trifft keine Schuld. Niemand hat Schuld.«
    Bei unserer Rückkehr war das Haus hell erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum, sämtliche Familienmitglieder waren auf den Beinen und – wie mir schien – auch ein Gutteil der Bewohner von Gurneh. Manche stapften auf und ab, alle redeten durcheinander, und einige wenige putzten ihre Flinten. Waffenbesitz war Ägyptern untersagt, gleichwohl drückten die Behörden ein Auge zu, wenn es sich um einen verantwortungsbewussten Zeitgenossen handelte. Obgleich ich kein Freund von Feuerwaffen bin, fand ich den Anblick beruhigend.
    Evelyn stürmte als Erste aus dem Haus. Sie schlang ihre Arme um mich. »Gott sei Dank, jetzt bist du in Sicherheit, Amelia.«
    »Ich war nie in Gefahr, meine Liebe«, erwiderte ich, mich sanft befreiend. »Dafür bleibt jetzt keine Zeit. Wir müssen … Ramses, wo willst du hin?«
    »Bin gleich zurück.«
    Ich sah ihm nach, wie er sich mit langen Schritten entfernte, und konnte ihn einfach nicht zurückrufen. Er musste sich mit eigenen Augen überzeugen. Er ging zu den Kindern.
    Die anderen warteten im Salon. Cyrus, Katherine und Bertie, Walter und Lia, Gargery, Daoud und Kadija und Fatima und …
    »Selim!«, entrüstete ich mich. »Geh sofort wieder ins Bett.«
    Seine braune Gesichtshaut war ein bisschen blasser als sonst, doch er war angekleidet, und sein ordentlich gewickelter Turban verbarg den Verband. »Im Bett liegen, während Emerson und Nur Misur in Gefahr sind? Mein geschätzter Vater würde sich im Grab herumdrehen.«
    »Stimmt.« Daoud nickte. »Dem Himmel sei Dank, dass du wieder hier bist, Sitt Hakim. Du wirst uns sagen, was wir tun sollen.«
    Das Magendrücken ließ etwas nach, als mein Blick durch den Raum glitt. Tatkräftigere Verbündete hätte ich mir kaum wünschen können. Ich wusste, ich würde Selim in seinem Bett anbinden müssen, folglich ließ ich ihn gewähren. Er hatte ein Messer im Gürtel, Daoud auch. Cyrus hatte sich ein Pistolenholster umgeschnallt. Ich schwankte zwischen Lachen und Weinen, als ich sah, dass Evelyn meinen Degenschirm umklammert hielt. Sie alle würden auf meinen kleinsten Befehl hin reagieren. Wenn ich nur wüsste, welches Kommando ich ihnen geben sollte! Nach außen hin vollkommen ruhig, war ich innerlich so aufgewühlt, dass ich nicht mehr logisch denken konnte.
    Um ein bisschen Zeit zu schinden, nahm ich mir einen Stuhl und fragte: »Wo ist Sethos?«
    »Irgendwo unterwegs«, erwiderte Cyrus. »Meinte, er könne nicht länger herumsitzen, kann ich verflixt gut nachvollziehen.«
    Ramses und Sethos mussten sich draußen begegnet sein, denn sie kamen zusammen ins Haus. »Ah, da bist du ja.« Sethos nickte mir zu. »Hat dir denn keiner einen Whisky-Soda angeboten?«
    Cyrus entschuldigte sich überschwänglich. »Heiliger Bimbam, wie konnte ich das vergessen! Brauchen Sie auch einen, Ramses?«
    Ramses schüttelte den Kopf. »Was wir brauchen, ist Mutters berühmt-berüchtigter Kriegsrat.«
    Alle blickten erwartungsvoll zu mir. »Zunächst einmal«, hob ich an und nahm Cyrus das Glas ab, »berichtet ihr uns, was ihr unternommen habt. Sie haben telegrafiert, Bertie?«
    Bertie nickte. Er sah entsetzlich elend aus.
    Sethos hatte sich ebenfalls einen Whisky eingeschenkt. Ich nahm an, dass es nicht sein erster war. »Das war obligatorisch, bringt aber vermutlich nicht viel. Ich habe mir erlaubt, ein paar von euren Arbeitern loszuschicken. Sie informieren die Dörfer von hier bis Hammadi, und stromaufwärts bis Esna, für den Fall, dass sie den Kurs ändern.«
    »Ein richtiger

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