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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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In manchen Gegenden zwang der bloße Anblick jenes heiklen Objekts einen Missetäter in die Knie. Da ich allerdings keinerlei Gefahrensituation befürchtete, trug ich an besagtem Tag keines dieser schweren schwarzen Ungetüme, sondern apartes Maisgelb, passend zu meiner Garderobe.
    Nefret und ich verbrachten einen erfolgreichen Einkaufsbummel. Ich kaufe genauso ungern Bettwäsche wie andere Leute, aber was sein muss, muss sein. Kinderkleidung für die Zwillinge zu kaufen war bedeutend angenehmer, obwohl Nefret bei der Vielzahl der von mir ausgewählten Rüschenkleidchen und Matrosenanzüge ihr Veto einlegte. Zu Recht – sogar Fatima hatte sich geweigert, die unzähligen Röcke zu bügeln, die Charla in einer Woche durchbrachte.
    Nach einem Tee im Groppi’s fuhren wir ins Hotel zurück; wie von uns erbeten, waren die Einkäufe bereits dort angeliefert worden. Der Sufragi hatte sämtliche Päckchen in den Salon gestellt, und wir sahen sie der guten Ordnung halber durch, als Ramses zurückkehrte.
    »Habt Ihr alles bekommen?« Er ließ sich in einen Sessel plumpsen.
    »Ja, mein Lieber, danke der Nachfrage«, versetzte ich. »Wo ist dein Vater?«
    »Ist er noch nicht zurück?«
    »Nein, aber ich dachte, ihr zwei wolltet gemeinsam etwas unternehmen.«
    »Sah das so aus?«
    »Hör auf damit«, fuhr ich ihn an. Einkaufsbummel zehren an den Nerven (ein Grund, weshalb die Männer dergleichen den Frauen überlassen), und Ramses’ Unart, auf Fragen mit Gegenfragen zu reagieren, trug ein Übriges dazu bei.
    »In Ordnung, Mutter, Vater ist auf eigene Faust losgezogen; er wollte nicht, dass ich ihn begleite, und er hat mir auch nicht verraten, was er vorhat.«
    »Hmmmm«, murmelte ich. »Und was hast du gemacht?«
    Ramses’ belustigtes Grinsen schwand. Diesmal ließ sich eine direkte Antwort nicht vermeiden. »Ich habe Rashad aufgesucht.«
    Nefret ließ den winzigen Kinderschuh fallen, den sie gerade inspizierte. »Aber doch wohl nicht allein!«, entfuhr es ihr.
    »Nein, mit einigen hundert Touristen, Verkäufern, Händlern und etlichen Bürgern von Kairo«, antwortete Ramses. »Ich dachte, er würde noch in demselben Raum wie damals hausen, als ich von einem Kamelrücken durch sein Fenster eingestiegen bin. Das erwies sich als korrekt, aber er war nicht zu Hause.«
    »Wieso wolltest du zu ihm?«, erkundigte ich mich.
    Ramses lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. »Ich wollte wissen, warum er nach Kairo zurückgekehrt ist und wo sich sein früherer Anführer aufhält. Sollte Wardani irgendein neues Manöver planen, versucht er womöglich, David wieder anzuwerben.«
    »Aber er weiß doch sicher, dass David ihn schon einmal hintergangen hat«, sagte ich skeptisch. »Er würde ihm nicht mehr trauen, oder?«
    »Das weiß man nie«, meinte Ramses. »Wardani ist ein Pragmatiker. Wenn er es so einschätzt, dass David der Sache dienlich sein kann, vergisst er frühere Indiskretionen vielleicht.«
    »Davon können wir nicht ausgehen«, wandte ich ein. »Trotzdem ist das kein Grund zur Besorgnis. Hast du schon deinen Tee gehabt, mein Junge? Nefret und ich waren zur Teezeit im Groppi’s, aber wenn du möchtest, sage ich dem Sufragi Bescheid.«
    »Danke, ich werde auf Vater warten.«
    Wir warteten eine Weile. Als Emerson endlich auftauchte, befand er sich in einem – selbst für sein Empfinden – ungewöhnlich ramponierten Zustand. Er hatte keine Kopfbedeckung aufgehabt – er verlegte sie so oft, dass ich nicht mehr darauf bestand, dass er eine trug – und sein Haar stand in alle Richtungen ab. Seine Krawatte war gelöst, sein Mantel offen und sein Hemd gesprenkelt mit einer dunklen, öligen Flüssigkeit.
    »Gute Güte, was ist denn mit dir passiert?«, empörte ich mich. »Das sieht aus wie Öl. Bist du hingefallen?«
    »Was?« Emerson spähte auf seine Brust. »Öl? Fallen?
    Nein. Doch. Wieder ein Hemd ruiniert, was, mein Schatz?«
    Er lachte, laut und wenig überzeugend.
    »Möchtest du Tee, Emerson?«, forschte ich.
    »Nein, nein, lasst uns im Suk essen gehen, ja?« Ich hatte ein Abendessen im Shepheard’s eingeplant, in der Erwartung, Bekannte zu treffen und das Neueste zu erfahren, aber dieses kleine, eheliche Zugeständnis machte mir nichts aus. Emerson verabscheut elegante Hotels, förmliche Kleidung und die meisten meiner Bekannten.
    Also zogen wir die entsprechenden Sachen für die schmutzigen Gassen und Gebäude im Khan el-Khalili an, und ich wechselte den Schirm.
    »Doch nicht der Degenschirm!«,

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