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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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David.
    »Hmph.« Emerson kratzte sich sein Kinngrübchen. Er sah Harriet Petherick nicht zwangsläufig in Gefahr, sorgte sich aber um seinen Sohn, dessen riskante Manöver ihm nicht neu waren. Wenigstens übte David einen mäßigenden Einfluß aus, und er hätte Ramses nie im Stich gelassen.
    »Was ist mit unserem Freund Karnowsky?« wollte der Professor wissen.
    »Katschenowsky«, korrigierte Ramses. »Er ist kompetent und vertrauenswürdig, trotzdem möchte ich lieber dabeisein, wenn er an den Papyri arbeitet.«
    »Mir wäre es auch lieber, wenn er nicht allein hier arbeitet«, setzte ich schnell hinzu. »Zu seinem eigenen Besten, meine ich; dann verdächtigt ihn auch niemand, falls wieder etwas Unvorhergesehenes passiert.«
    »Etwas Unvorhergesehenes wie ein Mordversuch oder ein Diebstahl?« Sethos hatte längere Zeit geschwiegen. Anders als Ramses frühstückte er ausgiebig.
    »Etwas in der Richtung«, bekräftigte ich. »Was hast du für Pläne?«
    Sethos betupfte sich mit der Serviette behutsam die Mundwinkel. »Vermutlich kann ich mich hier nützlicher machen. Wenn David ihn begleitet, hat er ausreichenden Schutz.«
    »Ich pack eben ein paar Sachen zusammen.« Ramses schob seinen Stuhl zurück. »Nefret, hilfst du mir kurz?«
    Schweigend und schmollend ging sie mit ihm. Sethos schmunzelte. »Er nimmt sich meine kleinen Scherze viel zu sehr zu Herzen. Wirklich schade, daß er mich nicht leiden kann.«
    »Du mußt ihn ja auch ständig ärgern«, krittelte ich.
    »Ambivalenz«, erklärte Sethos. »Unterbewußt mag ich den Jungen wirklich sehr.«
    Das war zuviel für Emerson. Er sprang auf und warf seine Serviette auf den Tisch. »Dann kannst du ja heute für ihn Steine schippen.«
    »Und welche Exkavation?« wollte ich wissen. »KV 55 oder das Westtal oder Deir el-Medina?«
    »Das Westtal natürlich.«
    Das »natürlich« hätte er sich sparen können. Mir schwante dunkel, was Emerson vorhatte. Wenn er wenigstens die Güte gehabt hätte, mich einzuweihen oder um meine Unterstützung zu bitten, aber nichts dergleichen. Also schnaubte ich vielmeinend.
    »Ich kann dir da nicht helfen.« Sethos schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich bin schließlich kein Exkavator.«
    »Aber die besten Objekte aus KV 55 herausschmuggeln, das konntest du«, konterte Emerson. »Dann hilfst du Peabody eben beim Schuttsieben.«
Aus Manuskript H
    »Findest du, daß ich mich falsch verhalten habe?« erkundigte sich Ramses vorsichtig.
    »Ich hab dieses ganze Gerede über Ambivalenz und irgendwelche Psychosen offen gestanden sowieso nicht kapiert«, räumte David ein.
    »Doch, doch du verstehst das sehr gut, du willst es nur nicht wahrhaben. Genau wie Vater. Man braucht kein Psychologe zu sein, um ein völlig normales menschliches Verhaltensmuster nachzuvollziehen. Kinder lieben ihre Eltern, verweigern sich aber ihrer Autorität. In gewisser Weise ist Adrian Harriets Kind. Er ist quasi alles, was ihr noch geblieben ist. Also kämpft sie für ihn wie eine Löwin um ihr Junges.«
    Sie trafen zu früh am Bahnhof ein. Das hatte Ramses so eingeplant, weil er noch ein Schwätzchen mit Kofferträgern und Schaffnern halten wollte. Mit ihrem zwanglosen Plauderton brachten die beiden jungen Männer mehr aus den Leuten heraus als die Polizisten mit ihren Verhören. Die Ägypter hatten verständlicherweise eine tief verwurzelte Abneigung gegen die Polizei.
    Einer der Kofferträger erinnerte sich an die Pethericks. Das hatte er der Polizei auch wahrheitsgemäß berichtet, allerdings teilte er Ramses weitere Informationen mit, die er den Behörden geflissentlich vorenthalten hatte. »Sie hatten nur zwei kleine Gepäckstücke bei sich. Der Gentleman sagte keinen Ton. Sie übernahm das Reden und hielt ihn die ganze Zeit am Arm fest, bis sie ihm schließlich ins Abteil half. Was ist das für ein Benehmen von einer Frau? Sie hatte das Geld. Eine Frau, die das Geld verwaltet, ist wie ein Kamel ohne Treiber.«
    »Vielleicht ist er ein Invalide«, gab einer der Zuhörer zu bedenken. »Allah sei gnädig mit ihm.«
    Nach einem zusätzlichen Bakschisch bekamen sie ein Abteil für sich allein, trotzdem war es eine lange, eintönige Reise. »Pittoreske« Dörfer aus Nilschlammziegeln und schlichte Minarette, Palmenhaine und Wasserbüffel, die in irgendwelchen Tümpeln herumplatschten, hatten den Reiz des Neuen längst verloren. Um sich die Langeweile zu vertreiben, befragten sie die Schaffner an den verschiedenen Bahnhöfen. In Kena, Achmim und Assiut hatte niemand

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