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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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an seinem Vater zu üben, da er, genau wie sein unverbesserlicher Onkel, für sein Talent zur Tarnung berüchtigt war und derartige Aktionen in seiner Jugend ausgiebig genossen hatte.
    »Die Dame hat sich den Fluch nur ausgedacht, Daoud«, antwortete er.
    Daoud zog eine betrübte Miene. »Kein Fluch? Keine Verwünschungen? Aber wieso errichtet ihr dann diesen Wachposten?«
    Selim lachte. »Mein geschätzter Vater Abdullah hätte jetzt vermutlich geantwortet: ›Vorbeugen kann nie schaden.‹«

    Wenn Fatima sich etwas vorgenommen hatte, verwendete sie ihre gesamte Energie darauf. Folglich verdonnerte sie eine Abordnung von Männern dazu, Ziegel zu formen für das Wächterhaus – wie sie es nannte. Bis zu dessen Fertigstellung mußte der halbblinde Wasim an der Straße in einem provisorischen Unterstand Wache halten. Als ich am Spätnachmittag aufbrach, begrüßte er mich mit einem breiten Grinsen, das seine braunen Zähne enthüllte.
    »Nein, Sitt, ich habe alles, was ich brauche.« Er deutete auf einen Wasserkrug, Wasserpfeife und den Teppich, auf dem er hockte. »Vertrau mir, ich lasse keinen Dieb passieren!«
    Neben ihm auf dem Teppich lag ein Gewehr. »Wer hat dir denn das erlaubt?« erkundigte ich mich mit einem gestrengen Blick auf das heikle Objekt.
    »Was ist ein Wachposten ohne Waffe?« Als er meinen skeptischen Gesichtsausdruck bemerkte, setzte er rasch hinzu: »Sie ist nicht geladen, Sitt. Sie dient lediglich der Abschreckung. Fatima hat es mir erlaubt!«
    »Ach so. Wasim, du weißt, daß du die Leute nicht erschrecken darfst. Du hältst sie hier an und erkundigst dich höflich, was sie wollen. Wenn es Freunde von uns sind, läßt du sie passieren. Fremde fragst du nach ihrem Namen, und dann informierst du mich oder Fatima.«
    »Oh ja, Sitt, ich verstehe. Ich lasse keinen Dieb passieren.«
    Erst auf dem Rückweg zum Haus dämmerte mir, daß er den Begriff »Dieb« zweimal verwendet hatte. Natürlich hätte mir klar sein müssen, daß unsere Leute über den »Schatz« tratschten. Und nicht nur sie. Vermutlich hatte Mrs. Petherick ihre haarsträubende Geschichte jedem erzählt, der sie hören wollte!
    Als die jungen Emersons von ihrem Freitagsausflug zurückkehrten, nahm Elia, das Kindermädchen, sich gleich der schmuddeligen, mit Leckereien vollgestopften und übermüdeten Kleinen an. Es wurde bereits dunkel; funkelnde Sterne schimmerten über Luxor, und Ramses servierte den obligatorischen Whisky.
    »Wer hat Wasim erlaubt, eine Waffe zu tragen?« erkundigte sich mein Sohn nicht ohne Kritik in der Stimme. »Er wird noch jemanden umbringen, so schlecht, wie seine Augen sind.«
    »Sie ist nicht geladen.«
    »Hat er das gesagt?« Ramses nahm einen entspannenden Schluck aus seinem Glas. Ein Nachmittag mit den Kindern war anstrengend. »Nun gut, hoffen wir das Beste. Vielleicht erschießt er ja irgendeinen neugierigen Journalisten.«
    »Woher weißt du, daß die Presse über unseren sogenannten Schatzfund informiert ist?«
    »Wenn nicht, müßten sie blöd, blind und taub sein. Mrs. Petherick hat unermüdlich an der Informationsverbreitung gearbeitet. Würde mich nicht überraschen, wenn sie den Zeitungen noch vor ihrer Abreise aus England Interviews gegeben hat. Die Dorfbewohner haben von der Statue erfahren und spekulieren wie üblich über deren Wert. Daoud und Selim waren bereits bestens unterrichtet, und ich habe ihnen unsere Begegnung mit den Petherick-Kindern geschildert.«
    Er spähte zu Fatima, die geräuschlos die Öllampen entzündete. Sie senkte den Kopf und murmelte etwas von Kareem.
    »Ist schon in Ordnung«, beschwichtigte Ramses. »Die Geschichte verbreitet sich leider wie ein übler Virus.« Er schaute durch die Sichtblenden zu dem kleinen Unterstand, wo unser Wachmann, eingehüllt in sanften Kerzenschein, auf seinem Teppich thronte. »Das war eine gute Idee, Fatima. Vielleicht sollten wir einen weiteren Burschen im Hof postieren.«
    »Du glaubst doch nicht etwa, daß hier eingebrochen wird, oder?« hakte ich nach.
    »Ich glaube, man sollte kein Risiko eingehen.«
Aus Manuskript H
    Ramses hätte nicht zu sagen vermocht, warum er sich unbehaglich fühlte. Eigentlich war seine Mutter die Spezialistin für irgendwelche Vorahnungen, doch schien sie nichts Außergewöhnliches wahrzunehmen. Sie ging zur gewohnten Zeit ins Bett und überließ es Fatima, sämtliche Türen und Fenster zu schließen. Ramses machte die Runde mit ihr, die er später mit Nefret im eigenen Haus wiederholte. Die

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