Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
Vom Netzwerk:
Logistikproblem anzunähern, als ihr plötzlich Brandgeruch in die Nase stach. Sie sprang auf, lief in die Küche und sah zum Haupthaus hinüber. Zwei der altersblinden schmutzstarrenden Fenster zum Souterrain standen offen, Rauchschwaden drangen heraus.
    »Feuer!«, schrie Amelie und stürzte auf den Hof. »Es brennt!«
    »San des Se, Fräu’n Lenz?« Dumpf tönte die Stimme der Josefine Zadrazil just aus den Räumen, in denen es offenbar brannte.
    »Jesus, Frau Pepi! Sind Sie da unten?! Ich ruf die Feuerwehr«, quiekte Amelie in Panik.
    »Lossn S’ des!«, rief die Zadrazil aus den Eingeweiden des Hauses. »Is ois in Urdnung, i tua ja nur Papier vabrenna in da Woschkuchl.«
    Waschküche? Amelie pirschte sich an die verdächtigen Fenster und versuchte die Hausmeisterin auszumachen. Vergeblich. Zu viel Rauch. »Wir haben eine Waschküche?«, rief sie zur Zadrazil hinunter.
    Die Hausmeisterin hustete eine Weile, ehe sie antwortete. »Kloa. Is oba scho laung aussa Betrieb. I zeig’s Ihna. Kumman S’ eina. Durch die Köllatia, Gangl grodaus, erste Tia links, wo’s aussaraucht bin i.«
    Am Ende eines langen dunklen Ganges stand eine Tür offen. Schwaches Licht einer matten Glühbirne. Ein großer trister Raum, mehrere Waschtröge, die vor sich hin moderten. Ein gewaltiger gemauerter Herd, aus dem Flammen schlugen. Davor die rauchumwölkte Zadrazil, einen Schürhaken schwingend, neben ihr riesige Haufen von Karton und Altpapier, womit sie das Feuer fütterte.
    »Das ist ja ein Höllenfeuer, Frau Pepi«, sagte Amelie ehrfürchtig.
    »Muass ollas weg, des gonze Glumpert. Weil mia bauen ja um«, grummelte die Zadrazil und stopfte neuerlich Brennbares in den Ofen.
    Auf diese Weise erfuhr Amelie, dass sich auch in ihrem bislang unberührt vor sich hinschlummernden Wohnwinkel allerlei ändern würde.
    »Do herunt mochn’s a Biro, den Dochbo’n baun’s a aus, do kumman Luxuswohnunga auffe. An Lift baun’s a ei.«
    Fort und fort räsonierte die Frau Pepi über die Sinnhaftigkeit von Umbauten im Allgemeinen und den hier bevorstehenden im Besonderen. Es hänge halt alles am Geld, das letzte Mauseloch wolle die Hausverwaltung finanziell nützen, mit der Idylle sei es bald ein für alle Mal vorbei.
    »Oba«, schloss die Hausmeisterin triumphierend, »mi trifft’s nimma. Weu i geh vuan naxtn Summa in die Rentn.«
    Amelie ließ die Waschrumpel, die sie in einem der Tröge entdeckt und interessiert untersucht hatte, fassungslos sinken. »Was? Sie wollen in Pension gehen? Aber Sie sind doch gar nicht alt!«
    »I bin fünfasechzg, Fräu’n Lenz, i bin rheimatisch, da Mo hot Zucka, mir zwa san vabraucht. Zeit zan Gehn.« Josefine Zadrazil klagte nicht, sie stellte sachlich fest.
    Betroffen nagte Amelie an ihrer Unterlippe. Der Schein des Herdfeuers ließ Licht und Schatten über das Gesicht der Frau Pepi tanzen. ›Sie ist tatsächlich alt, wieso ist mir das früher nie aufgefallen‹, dachte Amelie gerührt. »Das Haus ist ohne Sie nicht vorstellbar«, sagte sie leise.
    »Oba jo, Fräu’n Lenz. Jeda Mensch ist ersetzlich,« erwiderte die Hausmeisterin überzeugt. »Und wos i waß, wern die kan Hausmasta mehr nehma, die angaschirn a Putzfirma. Kummt eana büliga.«
    Sie stopfte den letzten Stapel alter Zeitungen in den Ofen und sah sich um. »Samma fertig? Is no wos do zan Vabrenna?« Ihr Blick fiel auf die Waschrumpel, die Amelie immer noch in den Armen hielt. »Gebn S’ her de Rumpö, Fräu’n Lenz, die vabrenn ma jetz’ a.«
    Amelie zögerte. »Ist es nicht schad drum, Frau Pepi? So etwas ist fast eine Antiquität, ein Unikum.«
    Die Zadrazil war unerbittlich, herrisch streckte sie ihre Hand nach der Rumpel aus. »Her damit, eine ins Feia. Vo die Sochn, die kan Sinn mehr mochn, muass ma se trenna.«
    Die Rumpel wollte nicht recht Feuer fangen. Während die Frau Pepi sich abmühte, sie in Brand zu setzen, lauschte Amelie den letzten Worten der Hausmeisterin nach. Sachen, die keinen Sinn mehr machen, Sachen die keinen Sinn mehr machen… Plötzlich wusste sie’s. »Frau Pepi, lassen Sie das Feuer nicht ausgehen, ich muss auch etwas verbrennen«, rief sie ihr zu.
    Sie rannte durch den dunklen Gang über den Hof ins Salettl. Riss alle Schranktüren auf, durchwühlte Wäsche, Pullover, Handtaschen, bis sie fand, was sie suchte. Die Gamaschen.
    Als sie über den Hof zur Waschküche lief, fiel ihr plötzlich noch etwas ein. Sie rannte zurück. Die Akte X, wo hatte sie die bloß hingeräumt? In einer der Schubladen von

Weitere Kostenlose Bücher