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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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abnehmen könne, ein andermal, um zu sagen, dass sie sich um den Wein nicht kümmern müsse, den werde er mitbringen. Und ein drittes Mal, um zu fragen, ob sie nicht Lust hätte, mit ihm einen Imbiss zu Mittag zu nehmen. Keine Zeit, sagte Amelie, man werde sich erst am Heiligen Abend wiedersehen.
    »Wann?«, wollte Daniel wissen.
    Es klang erwartungsvoll, Amelie musste schmunzeln, ›wie ein Bub‹, dachte sie und fragte: »Wann ist denn das Christkind bei Ihnen zu Hause für gewöhnlich gekommen?«
    Einen Augenblick lang befürchtete sie, dass Bartenberg sie lächerlich finden würde. Zu ihrem Erstaunen schien er berührt.
    »Um sieben Uhr abends. Länger hätte ich es nicht ausgehalten.«
    »Also gut, dann um sieben.«
    Vier Tage vor Weihnachten war die Schmuckdesignerin Lilo Platzer im Laden erschienen, um Schränke und Stellagen zu vermessen. Amelie verstand sich gut mit ihr. Der Gedanke, dass die begabte, schicke, fröhliche Lilo inmitten ihres Spiegelkabinetts sitzen und hier arbeiten würde, war tröstlich.
    »Amelie, verkauf mir deinen Bären«, bat Lilo. Sie stand vor August, der in seinem Stühlchen lümmelte und sah nachdenklich auf ihn nieder.
    »Geht nicht«, grinste Amelie, »August und ich sind symbiotisch miteinander verbunden.«
    Lilo ließ nicht locker. »Er ist die ideale Auslagendekoration. Stell dir vor, wie toll das aussehen würde, wenn er mein Halsband mit den Mondsteinen tragen würde. Oder die Zwillingsarmbänder. Ich könnte auch einen Nasenring für ihn entwerfen…«
    »Nimmermehr«, sagte Amelie lachend, nahm den Bären hoch und drückte ihn an sich, als wäre er ein Kind. »Aber ich biete dir ein Tauschgeschäft an. Ein Nachziehpferd aus Thüringen, das du prima dekorieren kannst, gegen die kleine Brosche, die mir so gut gefällt, du weißt schon, das silberne Kleeblatt mit dem Goldrand.«
    Lilo war verwundert. »Ich dachte, du machst dir nichts aus Schmuck.«
    »Ist auch nicht für mich. Ist ein Abschiedsgeschenk«, sagte Amelie.
    Am selben Abend nahm sie August und sein Stühlchen mit ins Salettl. »Alle haben’s auf dich abgesehen, ich zieh dich besser aus dem Verkehr«, raunte sie ihm auf dem Heimweg in sein fadenscheiniges Plüschohr.
    Im Salettl herrschte Chaos. Im Vorraum stand die Schachtel mit dem Wein, den Daniel Bartenberg hatte liefern lassen. Der Christbaum, den Herr Zadrazil in ein Kreuz gezimmert und aufgerichtet hatte, stand ungeschmückt vor dem großen Fenster. Auf dem Tisch türmten sich Schachteln mit Kerzen und Christbaumschmuck, bunte Bänder und Seidenpapier. Über dem Fernsehstuhl hing das violette Angorajäckchen, und auf der Anrichte des flämischen Prachtschranks standen mit Weihnachtsbäckerei gefüllte Blechschachteln, die Lizzi Lenz vor ihrer Abreise nach Rom an ihre Tochter nach Wien geschickt hatte. Regieanweisungen zum Verzehr waren telefonisch ergangen. »Also Herzerl, der Lebkuchen ist noch hart, tu unbedingt einen halben Apfel in die Schachtel, das macht ihn weich. Und die Linzeraugen hab ich noch nicht gefüllt, mit Marillenmarmelade sind sie am besten, du weißt eh…Vanillekipferln hab ich die doppelte Menge g’macht, vielleicht kriegst doch einmal Besuch, mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass du Weihnachten allein bist…«
    Amelie rückte Augusts Stühlchen zurecht, setzte den Bären so, dass er ihr zusehen konnte, und wollte eben den Christbaumschmuck auspacken, als das Telefon klingelte.
    »Amelie, es ist etwas Schreckliches passiert!« Es war Uli, in höchster Erregung: »Eben hat man Ludwig mit der Rettung ins Spital gebracht! Verdacht auf Blinddarmdurchbruch! Ich überlebe es nicht, wenn ich ihn verliere.« Seine Stimme kippte.
    Zwölf Stunden später, Uli, erschöpft: »Er hat überlebt, ich verliere ihn nicht.«
    Weitere sechs Stunden später, Uli greinend: »Ludwig muss mindestens zehn Tage im Spital bleiben. Heilig Abend allein, das halte ich nicht aus. Komm zu mir, Hühnchen, ich koche uns Seezunge in Safransauce…«
    Amelie unterbrach ihn herzlos. »Geht nicht Uli, ich habe zu Weihnachten einen Gast.«
    Pause, interessierter Schnaufer, unverhohlene Neugier. »Wer ist es – der Seriöse? Ja?« Jäh einsetzender Frohsinn. »Großartig! Jetzt hast du zwei.«
    »Zwei was?«
    »Zwei Gäste. Den Seriösen und mich.«
    Amelie überlegte eine Weile, dann rief sie Daniel an, um ihm mitzuteilen, dass ihr alter Freund Uli Hahn sich ebenfalls für den Heiligen Abend angesagt habe.
    Bartenberg schien enttäuschend wenig enttäuscht.

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