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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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entlockte Amelie ein Schmunzeln. »In Wien. In meinem Salettl. Ich werde für August und mich einen Christbaum schmücken und laut Stille Nacht singen, weil niemand sonst da sein wird, den es stören könnte. Ich singe nämlich total falsch.«
    Er hatte sich ihr zugewandt und sah sie stirnrunzelnd an. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie Weihnachten allein sein werden?« Amelie nickte, es schien Bartenberg nicht einzugehen, er fragte beharrlich weiter. »Was ist mit Ihren Eltern?«
    »Die fahren nach Rom. Ein alter Wunsch meiner Mutter, einmal die Christmette in Santa Maria in Aracoeli erleben… Kennen Sie die Kirche? Über dem Kapitol. Toller Steinboden aus der Spätantike. Und die Seitenkapelle mit dem Santo Bambino , Sie wissen schon, das dicke, hölzerne wundertätige Barockbaby, dem Kinder aus der ganzen Welt ihre Weihnachtswünsche schreiben. Was? Sie kennen Aracoeli nicht? Sollten Sie aber!«
    Auf Rom stieg Bartenberg nicht ein. »Wie wäre es, Amelie, wenn Sie mich am Heiligen Abend einladen würden?«, schlug er locker vor, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. »Ich wäre nicht allein, Sie wären nicht allein…«
    Amelie sah argwöhnisch zu ihm auf. »Sie machen Witze.« Er schüttelte den Kopf. »Werden Sie denn nicht zu Ihrer Tochter fahren? Oder mit Ihrem Onkel feiern?«, fragte sie verdattert.
    »Weder noch. Anna fährt Weihnachten mit ihrer Mutter zum Tauchen in die Karibik. Mein Onkel flüchtet seit dem Tod seiner Frau zu Weihnachten aus Wien. Ich wiederum bleibe in Wien, weil hier eine für mich wichtige Angelegenheit läuft.«
    Amelie unterdrückte den Impuls, nach der Angelegenheit zu fragen. Sie zog ihre Mütze in die Stirn, barg die Fäuste in den Manteltaschen und lupfte unbewusst ihren linken Ellbogen, um Bartenberg das Unterhaken zu erleichtern. »Ich werde mir das mit dem Heiligen Abend durch den Kopf gehen lassen«, versprach sie unernst, »und ich werde es mit August besprechen. Denn wenn der nicht will, geht gar nix.«
    Dritter Adventsonntag. Am späten Vormittag rief Leopold Bartenberg an und fragte, ob sie ihm nicht die Freude machen wolle, zum Tee zu kommen. Ganz informell, nur Amelie, Freund Julius Hofeneder und er selbst. Die Anfrage sei so kurzfristig, dass es an eine Zumutung grenze. Aber er verlasse Wien am nächsten Tag für längere Zeit und habe einfach das Bedürfnis, vor seiner Abreise ihr liebes Gesicht noch einmal zu sehen.
    Als Amelie um siebzehn Uhr an der Bartenberg'schen Haustür läutete, öffnete der Hausherr persönlich. Statt eines Sakkos trug er eine saloppe Wolljacke. Das war sein einziges Zugeständnis an sonntägliches Nichtstun. Und statt des förmlichen Händeküssens nahm er sie an beiden Schultern, betrachtete ihr Gesicht und umarmte sie. »Welche Freude, meine Liebe! Kommen Sie, kommen Sie herein, der zweite alte Esel wartet auch schon auf Sie.«
    Hofeneder und Bartenberg machten ihr auf reizende altmodische Art den Hof. Amelie fühlte sich wohl, fast so, als wäre sie zu Hause. Als sie entdeckte, dass keines der schwarz-weißen Hausmädchen anwesend war und Bartenberg sich in die Küche aufmachte, um Tee aufzugießen, bot sie ihre Hilfe an. Er akzeptierte und beobachtete schmunzelnd, wie sie sich mühelos zurechtfand.
    Nach eineinhalb Stunden machte sie den Versuch aufzubrechen. Nicht etwa, weil sie gerne gehen wollte, sondern weil sie fand, dass der Anstand es verlangte. Das komme überhaupt nicht in Frage…das heiße, falls sie nichts vorhabe, insistierte Bartenberg. Und Amelie blieb.
    Gegen neunzehn Uhr fiel draußen eine Tür zu, jemand rumorte am Ende des langen Flurs, von wo aus eine Stiege nach oben führte. Amelie wusste, dass es Daniel war, noch ehe er den Raum betrat.
    Er machte nicht einmal den Versuch, Überraschung über ihre Anwesenheit zu heucheln. »Schön, dass Sie noch da sind«, sagte er und sprach kurz über ein Tennismatch in der Halle, das eben stattgefunden hatte. Peter Sattler und Anja gegen Mimi und ihn. Ja, sie hätten gewonnen, weil Mimi hervorragend gespielt habe, antwortete er auf die Frage seines Onkels. Dabei sah er Amelie zufrieden lächelnd an. Wie ein satter Kater, dachte sie und hätte zu gern gewusst, wer Mimi war.
    Es war der Wirkliche Hofrat, der wieder einmal sein zweitliebstes Steckenpferd ritt und das Gespräch auf die Familiengeschichte der Bartenbergs brachte. Leopold und Julius evozierten Schulbubenstreiche. Dabei kam die Rede auch auf Heinrich Bartenberg.
    »Wir haben unlängst von meiner Mutter gesprochen,

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