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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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»Fein«, sagte er, »Ihre Freunde sind meine Freunde.«
    Am Tag vor Weihnachten stand sie endlos beim Einkaufen an und kam erst nach zehn Uhr zum Laden. Vor der Tür trippelte bereits eine Dame auf und ab. Sie war ungehalten. Man habe schließlich seine Zeit nicht gestohlen, manche Leute hätten es offenbar nicht mehr nötig, Geschäfte zu machen…schimpfte sie, aber sie kaufte. Den ganzen Tag über tröpfelte Kundschaft herein. Amelie hätte zufrieden sein können. Stattdessen zappelte sie vor Ungeduld, weil zu Hause noch so viel zu tun war. Punkt sechs zog sie den Rollbalken herunter und hetzte nach Hause. Wie Mutter, dachte sie. Wie alle Mütter. Rennen um diese Zeit atemlos durch die Gegend, sind am Heiligen Abend erschöpft und glücklich, wenn die Feiertage vorüber sind.
    Daheim stellte sie die Suppe auf, bereitete die Kaiserschöberln zu, bereitete den Lachs vor und rührte die Senfsauce an. ›Nicht schlecht, Amelie Lenz.‹ Oberskren und Mohr im Hemd blieben für morgen. Dann machte sie sich ans Christbaumschmücken. »Was wollen wir dazu hören, August?«, wandte sie sich an den Bären, der sie anglitzerte. »Die Brandenburgischen Konzerte ? Harnoncourt mit dem Concentus musicus. Ideal, was? Nicke, wenn du einverstanden bist.« Sie legte die CD ein, kletterte von der Musik beflügelt die Leiter auf und nieder und schmückte die Tanne mit zinnenen Weihnachtsmotiven aus der Offizine Lenz , Christbaumkugeln, Bienenwachskerzen und kleinen roten Äpfeln. Als sie fertig war, tanzte sie, von ihrem Werk entzückt, von einem Bein aufs andere. »Da wird der Neffe Augen machen, gelt, Augustle. Und wenn er keine macht, hat er keine im Kopf.«
    Zuletzt der Tisch. Die Glasplatte schien ihr zu kühl für den Anlass. Tischtücher besaß sie nicht. Auf der Suche nach einer Lösung durchwühlte sie die Schränke im Vorzimmer und stieß auf eine weiße, bislang unbenützte Pikeedecke, die ihr Lizzi für heiße Wiener Sommer mit auf den Weg gegeben hatte. Amelie warf sie versuchsweise über den Tisch, der Stoff fiel schwer und reichte bis auf den Boden, sehr dekorativ sah das aus. Dazu das Geschirr von Amelie der Älteren, weiß mit breitem kobaltblauem Rand – »na ich sag’s ja, ich bin ein Genie!«, versicherte sich Amelie die Jüngere, kicherte, fühlte sich beschwingt und war von Vorfreude erfüllt.
    In dieser Nacht schlief sie zum ersten Mal seit langem tief und traumlos, als hätte sie keine Sorgen und keine ungewisse Zukunft.
    Der 24. Dezember. Er verlief in keiner Hinsicht so, wie Amelie noch bis vor einer Woche gedacht hatte. Weder hielt sie den Laden bis zum Abend offen, um last-minute -Käufern eine Chance zu geben – sie sperrte um vierzehn Uhr gnadenlos zu. Noch zählte sie Schritte. Und die Christmette im Dom war unter den gegebenen Umständen erst recht keine Option mehr, wer weiß, was um Mitternacht sein würde…
    Als sie dem Salettl zustrebte, rief ihr die Zadrazil nach. »Hoit, Fräu’n Lenz, woaten S’! I hob wos fir Ihna.«
    Die Hausmeisterin verschwand in ihrer Wohnung, erschien gleich darauf mit einem Blumenstrauß und kam in getragenem Schritt auf Amelie zu.
    »So wos von nan Strauss hob i mei Lebtog no nia gsegn. Is um a Zwöfe für Ihna ogebn worn. I sog nur ans: nobö, nobö, nobö.« Im Gesicht der Frau Pepi mischten sich Begeisterung, freundliche Neugier und listige Erwartung zu einem eindrucksvollen physiognomischen Ganzen.
    Amelie nahm den Strauß entgegen. Weiße Amaryllis, vergoldetes Blätterwerk, ein zauberhaftes Arrangement.
    »A Koatn is a dabei.« Die Zadrazil zupfte an dem kleinen Kuvert, das an der Verpackung hing. Ihre Hoffnung, Amelie werde das Briefchen vor ihren Augen öffnen, erfüllte sich nicht. Amelie nickte bloß und ging ins Haus.
    Die Blumen waren von Bartenberg. Sein Name auf der Visitenkarte war durchgestrichen, auf die Rückseite hatte er Es freut sich ungemein auf diesen Abend, Ihr D.B. geschrieben. Als ihr durch den Kopf schoss, dass sie keine passende Vase für den Strauß besaß, öffnete Amelie rasch die Tür, um der Hausmeisterin einen Hilferuf nachzuschicken. Letzteres erwies sich als überflüssig, die Frau stand immer noch im Hof, als hätte sie gewusst, dass Amelie sie brauchen würde.
    »Frau Pepi, ich hab keine passende Vase…«
    »Des wern mia glei hom.« Die Zadrazil warf sich in die Brust und verschwand. Nach zehn Minuten klopfte sie an der Tür. An ihren Busen presste sie eine hübsche, glatte Bodenvase. »Die is am Dochbodn gwesn. Wia die

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