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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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tragisch, Uli und Daniel lachten Tränen.
    Es war Uli, der vorschlug, den Tisch zu verlassen und Amelies »Orient« vor den Christbaum zu verlegen. Er stieg auf den Hängeboden, warf die großen bunten Kissen herunter und arrangierte sie mit ein paar Handgriffen zu einem Lager, das einem Beduinenscheich zur Ehre gereicht hätte. In die Mitte stellte er das silberne Tablett mit Lizzis Weihnachtsbäckerei, Gläser und die Weinflasche.
    »Suleika, ich bitte«, sagte er und wies Amelie den Platz in der Mitte an. Sie spielte mit, neigte ihren Kopf, berührte Brust, Mund und Stirn leicht mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand, als wäre sie eine Orientalin, und ließ sich geschmeidig in die Kissen sinken. Uli schlüpfte aus seinen Schuhen und hockte sich an ihre rechte Seite. Beide sahen zu Daniel auf. Er stand da und betrachtete sie, als wären sie spielende Kinder.
    Eine Situation, in der man Gefahr läuft, lächerlich zu wirken. Stehen bleiben oder hinsetzen? Hinsetzen mit Schuhen oder ohne? Sich auf das Orient-Theater einlassen oder gegensteuern?
    Daniel Bartenberg hatte damit offenbar kein Problem. Ohne Hast verließ er das Zimmer, man hörte ihn in der Küche rumoren, als er wiederkam, hatte er seine Jacke abgelegt und seine Schuhe ausgezogen und brachte eine frisch geöffnete Flasche Wein aus dem Eisschrank mit.
    »Wer will gleich wieder aufstehen, wenn er einmal sitzt«, sagte er und grinste entspannt, füllte die halb leeren Gläser auf und ließ sich auf die Amelie bereits bekannte Weise aus dem Stand mit gekreuzten Beinen auf das Kissen zu ihrer Linken nieder.
    »Sapperlot.« Uli war beeindruckt. »Sie sollten zum Zirkus gehen. Auch am Theater könnte man sie brauchen.« Er musterte Daniel eingehend, runzelte die Stirn und hieb sich mit der flachen Hand aufs Knie. »Jetzt hab ich’s. Ich denke schon den ganzen Abend darüber nach, wem Sie ähnlich sehen. Depardieu! Sie sehen aus wie Gérard Depardieu!« Die Erkenntnis schien ihn zu beglücken, während Amelie versucht war, das Urteil zu entschärfen.
    »Machen Sie sich nichts draus«, sagte sie, »Uli sucht in jedem Menschen so lange die Ähnlichkeit mit einem Schauspieler, bis er sie findet. Das ist sein Tick. Von mir behauptet er, ich sähe aus wie Anne Bennent.«
    Langsam wandte sich Bartenberg Amelie zu. Er forschte in ihrem Gesicht, ließ sich dafür Zeit und lächelte schließlich vor sich hin, als habe er ein Geheimnis entschlüsselt. Gleich darauf verwickelte er Uli mühelos, quasi in fließendem Übergang, in ein Gespräch über Theater und Film.
    Amelie lehnte in den Kissen und hörte zu. Sie lauschte den Stimmen der beiden Männer und verglich ihre Gesten und ihre Mimik. Hier der lebhafte, wepsige Uli, da der beherrschte, kraftvolle, wachsame Daniel. Der eine ein ewiger Bub, der andere ein spannender Mann.
    Sie musste den Faden verloren haben, Uli und Daniel waren offenbar bei einem Thema angelangt, das beide gründlich amüsierte. Sie lachten viel, schienen sich in irgendeiner Sache völlig einig und beschlossen, sich zu duzen. Noch eine Flasche wurde entkorkt.
    »Was ist mit dir und Amelie? Wieso seid ihr immer noch per Sie?«, krähte der gar nicht mehr nüchterne Uli.
    Daniel sah Amelie hintergründig lächelnd in die Augen und schwieg.
    Sie spürte die Wärme seines Körpers über gut einen Meter Zwischenraum hinweg und fand seinen Blick beunruhigend erotisch.
    Es ging auf Mitternacht zu, als Uli wahrheitsgemäß erklärte, er habe einen Schwips und müsse jetzt aufbrechen. Den Abschied vollzog er erstaunlich schnell.
    »Ich muss morgen früh meinen Lebensmenschen besuchen und ihm halbwegs nüchtern gegenübertreten. Amelie, du bist die Größte, Liebste, Beste, es war ein wunderbares Weihnachtsfest.« Er machte einen Schwenk zu Daniel, der keinerlei Anstalten traf, sich ebenfalls zu verabschieden, legte ihm die Hand auf die Schulter und murmelte: »Pass mir gut auf mein Hühnchen auf.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, antwortete Daniel Bartenberg leise. Als Amelie wieder ins Zimmer trat, hatte sich die Stimmung verändert. Weg war die Schwerelosigkeit der letzten zwei Stunden, es war plötzlich so still. Eine Stille, wie sie im Konzertsaal herrscht, wenn der Dirigent den Taktstock hebt und die Zuhörer gespannt darauf warten, dass in der nächsten Sekunde, die Musik anheben wird. Piano? Forte? Fortissimo?
    Daniel stand vor Augusts Stühlchen und sah auf den Bären hinunter. Amelie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, er hatte ihr

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