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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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den Rücken zugewandt. Kurzer Nacken, ausladende Schultern, breiter Rücken, der sich zur Körpermitte hin jäh verjüngte. ›Gewalttätig‹, schoss es Amelie durch den Kopf, ›er wirkt gewalttätig, ist ja auch Boxer‹. Instinktiv machte sie einen Schritt rückwärts.
    Sie hatte den Eindruck, dass Daniel wusste, was sie tat, obwohl er sie nicht sehen konnte. Er stand da wie zuvor. Sachte wuschelte er Augusts Kopf. Sie hörte ihn leise, aber entschlossen ceterum censeo sagen. Dann wandte er sich nach ihr um.
    Sein Gesicht war ernst. Die Furchen auf seiner Stirn, die verflachten, wenn Daniel lachte, wirkten jetzt tief und verstärkten den Eindruck innerer Sammlung. Sein Brustkorb hob und senkte sich sachte.
    »Nachdem Sie mir das Du nicht angetragen haben, werde ich es jetzt tun«, sagte er ruhig.
    Amelie fühlte sich zunehmend beklommen, ihre Stimme gickste. »Sie meinen, wir sollten…Sie wollen Bruderschaft trinken?«
    Er antwortete nicht, trat langsam auf sie zu, wie Zeitlupe kam es ihr vor. Ihr Herz pumperte laut, aus ihrem Kopf schien alles Blut abwärts zu sacken.
    Sie wusste nicht, dass ihre Augen immer größer wurden und ihre Brauen erwartungsvoll still standen. Sie wich nicht zurück, als er seine Arme nach ihr ausstreckte, um ihren Körper mit Bedacht an den seinen zu ziehen. Und es war nichts Spielerisches in der Art, wie sein Mund sich auf den ihren legte.
    Wie sie auf die Kissen unter dem Christbaum gekommen waren, hätte Amelie später nicht mehr zu sagen gewusst. Mit Sicherheit war es ohne Eile, ohne Drängen geschehen. Und nichts Hastiges, Begieriges war in der Art, wie Daniels Hände über ihren Körper wanderten und seine Lippen über ihre Augen, ihre Schläfen, die Stirn glitten, den Hals suchten, zu ihrem Mund zurückkehrten.
    Ohne Eile streifte er das Jäckchen von ihren Schultern. Als er Amelies bloße Haut berührte, sog er den Atem ein, aber seine Hände, die sich um ihren Busen schlossen, blieben sanft und geduldig. Als warte er darauf, dass Amelie ungeduldig würde. Als wolle er es ihr überlassen, das Tempo zu bestimmen.
    Amelie atmete heftiger. Ihre Hände wurden rastloser, glitten hastiger über Daniels Brustkorb, über seine Rippenbogen, schoben sich unter seinen Pullover, fanden seine nackte Haut und blieben einen Augenblick still darauf liegen, als hätten sie nicht erwartet, was sie fanden.
    »Ha«, machte sie. Es war ein entzückter Laut. Seine Haut war glatt und geschmeidig. Sie zerrte an seinem Pullover, versuchte ihn über Daniels Kopf zu ziehen und traf dabei den Christbaum. Zweige schwankten, ein paar Tannennadeln rieselten, einer der kleinen roten Äpfel fiel.
    »Ich denke jetzt ist’s Zeit für einen Ortswechsel«, sagte Daniel grinsend. Er stand auf, ergriff Amelies ausgestreckte Hände und zog sie in einem Schwung in die Höhe. Sie landete in seinen Armen, ihre nackten Oberkörper schmiegten sich aneinander. Amelie tastete nach seiner Hand.
    »Komm«, sagte sie und zog ihn Richtung Hängeboden.
    Sobald sie zwischen den Laken lagen, bestimmte Daniel das Tempo, und Amelie folgte ihm. Er liebte sie mit einer Sicherheit, als wären ihm die Geheimnisse ihres Körpers längst vertraut. Und Amelie gab sich ihm so rückhaltlos hin, als wäre sie in der Liebe noch niemals am Weg zurückgelassen worden.
    Später das wunderbare, mit nichts zu vergleichende Gefühl satten Friedens. Dicht an Daniels Körper geschmiegt, dämmerte sie vor sich hin. Er lag auf dem Rücken, hatte beide Arme um sie geschlungen, sein Mund war in ihrem Haar.
    »Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?«, fragte er in die Stille.
    »Nein. Aber es macht nichts. Weil ich es weiß«, murmelte Amelie, küsste die Stelle über seinem Nabel und schlief ein.
    Es war noch Nacht, als sie aufwachte. Sie tastete nach Daniel. Wo er gelegen hatte, war das Bett noch warm, aber er lag nicht mehr neben ihr. Erschrocken fuhr sie in die Höhe. Als sie ihn unten rascheln hörte, legte sie sich zurück und schlief wieder ein.
    Als sie das nächste Mal wach wurde, dämmerte es. Daniel lag neben ihr, er hatte sie an sich gezogen, einen Arm und ein Bein über sie gelegt und atmete leise und gleichmäßig an ihrem Nacken. »Ich liebe dich auch«, hörte sie sich zu ihrem Erstaunen halblaut sagen. Was sie daran erstaunte, waren nicht die Worte, sondern die Gewissheit, dass es so war, wie sie sagte. Sie dehnte ihren Körper wie eine Katze. Unmittelbar darauf kam ihr die Idee mit August: eine Morgengabe für Daniel, ceterum

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