Amelie und die Liebe unterm Regenschirm
ich eine Schönheit. Dadurch habe ich mich schön gefühlt und war sicher. Jetzt siehst du mich oft an, als wäre ich dir nicht schön genug. Das gibt mir das Gefühl, hässlich zu sein. Und das hemmt mich.«
Gregor hatte ihr aufmerksam zugehört. Er dachte eine Weile nach, ehe er auflachte. »So ein Quatsch! Amelie Lenz nicht schön genug für Gregor Freytag.« Er nahm sie in die Arme, drückte sie mit ungewohnter Zärtlichkeit an sich und raunte in ihr Haar: »Schlaf ein, amore . Schlaf ein mit mir.«
An einer Brust zu ruhen, die Gregor und dem Gamaschenmann zu gleichen Teilen zu gehören schien, war ein beglückendes Gefühl. Doch schon am nächsten Morgen – es war der fünfte nach ihrer Ankunft – machte Gregor das Glück wieder zunichte.
Er hatte ein langes und gereiztes Telefonat mit Mailand geführt. In sprudelndem Italienisch, dem Amelie wegen mangelnder Sprachkenntnis nicht viel entnehmen konnte. Dopodomani sei er wieder zurück, dann werde man ja sehen, dann könne man die ganze Angelegenheit besprechen, hatte er dem Teilnehmer am anderen Ende der Leitung versichert…Es handle sich um die Headhunter-Sache. Die würde, die müsse demnächst ein Ende haben, die Leute da seien nicht auszuhalten, erläuterte er Amelie. Dann verzog er sich an den Pool und versenkte sich in seinen Krimi.
An diesem Tag war die Hitze nahezu unerträglich. Selbst Gregor schien unter ihr zu leiden. Mittags stocherten sie lustlos in einem Salat, verzogen sich auf ihre Terrasse und lagerten flach atmend auf der Matratze in der Hoffnung, einschlafen zu können. Amelies Vorschlag, auf die Klimaanlage zurückzugreifen, lehnte Gregor ab. Und Amelie war zu lethargisch, um sich allein ans Einstellen derselben zu machen.
Irgendwann musste sie eingeschlafen sein. Als sie aufwachte, waren die Schatten tief. Ein leiser Wind erweckte den trügerischen Eindruck, es sei kühler geworden. Aus dem Hof mit dem Brunnen tönte Musik nach Art des Landes und rhythmisches Klatschen.
»Komm und sieh dir das an«, raunte Gregor. Er stand nackt an der Balustrade und starrte fasziniert in den Hof.
Amelie wickelte sich in ein Badetuch und trat neben Gregor. Vor einem der Appartements, die rund um den kleinen Hof lagen, saßen die vier Türken, die vor ein paar Tagen mit der interessanten Frau angekommen waren. Sie hatten ein Kofferradio zwischen sich stehen und klatschten den Takt zu einem Tanz, den die Türkin rund um den Brunnen vollführte.
»Ich habe mich nach ihr erkundigt.« Gregor wandte den Blick nicht von der Frau, während er sprach. »Sie ist eine berühmte Bauchtänzerin. Ein Star, man kennt ihren Namen in der ganzen Türkei. Die vier Knaben sind ihre Manager, Beleuchter, Trainer, vielleicht auch Lover, was weiß ich…«
Keine Lover, Mitarbeiter, entschied Amelie für sich. Die Männer beobachteten die Frau mit der kühlen Wachsamkeit von Profis. Im Gegensatz zu Gregor, dessen Augen vor Erregung glänzten.
Der Anblick der Tänzerin war in der Tat äußerst fesselnd. Über einem gelben Bikini trug sie ein durchscheinendes gelbes Hemd, das bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Ihre Haut hatte einen Stich ins Olivfarbene, ihr Körper war glatt und fest. Jede ihrer Bewegungen verriet athletisches Training und perfekte Beherrschung der Muskulatur. Und doch trat kein Muskel, keine Sehne hervor. Die Frau bewegte sich vom Kopf bis zu den Zehen in weichen Wellen. Alles an ihr, in ihr, schien um ihre Körpermitte zu kreisen. Ihre Darbietung war nicht vordergründig aufreizend. Sie ließ sich Zeit. Langsam baute sie eine erotische Spannung auf, der sich auch Amelie nicht entziehen konnte.
Gregor, der dicht neben ihr stand, atmete schwer. Sie sah ihn an, sein Gesicht glänzte, sein Brustkorb hob und senkte sich heftig, und er hatte eine Erektion. Als er Amelies Blick bemerkte, trat er rasch hinter sie, zog ihr das Badetuch weg, quetschte ihren nackten Körper an sich und versuchte sie von hinten zu nehmen.
»Bist du verrückt?! Ich will das nicht!«, zischte Amelie und wehrte ihn ab.
Gregor ließ sich nicht beirren. Er umschlang sie neuerlich und zog sie rückwärts gehend Richtung Matratze. »Hab dich nicht so. Dir hat’s doch auch gefallen«, flüsterte er ihr ins Ohr, während er sein Becken an ihr rieb.
Als sie an der Matratze standen, riss sich Amelie los und machte einen Satz von ihm weg. »So will ich dich nicht«, keuchte sie und sah ihn von oben bis unten an. »Das«, sagte sie und deutete auf seine Körpermitte, »das gilt doch
Weitere Kostenlose Bücher