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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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München, Hermann werde in Zukunft als freier Schriftsteller arbeiten, Rosemarie weiter an der Münchner Uni tätig sein…
    »Wie geht es deinem Buch?«, unterbrach ihn Amelie, die glaubte, kein weiteres Wort ertragen zu können.
    »Beendet«, orgelte Hermann. »Erscheint im Frühjahr. Rosemarie und ich fahren demnächst zur Frankfurter Buchmesse, sehen, was da so läuft, im nächsten Herbst soll ich da ja als Autor des Hauses präsentiert werden.«
    ›Hehehe, dieses Lachen, wie habe ich es bloß so viele Jahre ertragen können…‹ Abrupt streckte Amelie Hermann die Hand entgegen. »Alles Gute für die Zukunft, ich muss jetzt gehen«, sagte sie, nickte Rosemarie zu und verließ fluchtartig den Laden. Er wird denken, dass ich ihn noch nicht verschmerzt habe, dass mich seine Heirat kränkt, ich war unhöflich, ich habe die Beherrschung verloren, und ich habe kein Buch für den Abend, haderte Amelie auf dem Heimweg mit sich. Freilich kam es jetzt oft vor, dass Amelie mit sich haderte.
    Kraftlos machte sie sich daran, die von Lorenz verordneten unumgänglichen Maßnahmen in die Tat umzusetzen. Sie kündigte den Mietvertrag per Jahresende. Dann setzte sie eine Anzeige in die »Presse«, um einen Mieter für das Geschäft zu finden, der am verspiegelten Interieur ihres Ladens Interesse haben könnte und bereit wäre, ihr eine Ablöse dafür zu bezahlen. Schließlich entwarf sie einen Schlachtplan, ihre Ware betreffend. Wertlosere Objekte nach Möglichkeit verkaufen, den Rest mit einem seiner Lieferwagen nach Salzburg transportieren, hatte Lorenz vorgeschlagen. Nur August, ein paar ihrer liebsten Kinderbücher und einige ihrer mechanischen Blechspielzeuge würden zu ihr ins Salettl übersiedeln. Wobei die Frage war, wie lange sie das Salettl würde halten können. Nicht auszudenken, wenn sie auch das aufgeben müsste.
    Ende September schneite der Hofrat herein. Amelie kniete vor den geöffneten Schränken und war dabei, eine Gesamtaufstellung ihrer Ware zu machen. ›Ich liebe diese Vielfalt, kein Stück gleicht dem anderen, jedes hat eine Geschichte, zu jedem habe ich eine Beziehung.‹ Mit Wehmut und Entzücken betrachtete sie ihren Fundus an kleinen hölzernen Puppen, die in der Hauptsache aus Gröden stammten, als der Wirkliche durch die Tür zwitscherte.
    »Küss die Hände, meine Gnädigste.« Frisch sah er aus. Als wäre er eben vom Land in die Stadt zurückgekehrt. »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen«, setzte er rasch hinzu, als er Amelie umgeben von bunten Figürchen auf dem Boden hocken sah.
    Amelie stand auf. »Ein Mensch wie Sie kommt nie ungelegen«, sagte sie und lächelte mit Mund und Augen, weil sie meinte, was sie sagte. Hofeneder tat ihr wohl. »Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    Wie zurzeit immer und überall war auch im Gespräch mit dem Wirklichen der 11. September causa prima . Grauenhafte Geschichte, unabsehbare Folgen, ganz abgesehen von den Einzelschicksalen. Übrigens – auch Leopold Bartenberg sei außer sich vor Sorge gewesen, denn er habe seinen Neffen exakt um diese Zeit in New York vermutet. Einer von Daniel Bartenbergs Klienten habe seine Büros im World Trade Center…
    Der Hofrat hielt inne, schüttelte betroffen den Kopf und korrigierte sich: »Gehabt, muss man jetzt wohl sagen. Schrecklich, das alles… Aber Glück im Unglück: Daniel ist in Chicago aufgehalten worden.«
    »Mein Gott, ja, was für ein Glück«, pflichtete Amelie ihm bei.
    Der Hofrat blieb noch eine Weile beim Thema. Kam ins Philosophieren über den Begriff der kriegerischen Auseinandersetzung einst und jetzt. Stellte fest, dass ihm die Schlachten von ehedem – Auge in Auge mit dem Feind – anständiger erschienen als die tückischen Terroranschläge von heute. Und landete auf diesem Umweg bei Königgrätz. Ob er eine Bestellung an die Offizine Lenz durch Amelie aufgeben dürfe, er benötige einen preußischen Geschützzug mit »Protzenwagen«, österreichische Infanterie in Präsentierstellung und ungarische Infanterie in Marsch.
    »Aber gerne, Herr Hofrat«, nickte Amelie und zückte einen Bestellblock der väterlichen Firma. »Leider nicht mehr lange«, fügte sie nach kurzem Bedenken hinzu. »Zum Jahresende werde ich meinen Laden schließen.«
    Der Hofrat riss die Augen auf und starrte sie an. »Ja meine Liebste, Beste, wieso denn das?«, hauchte er sichtlich konsterniert.
    Amelie starrte auf den Block, dann sah sie in Hofeneders Gesicht. Es lag so viel ehrliche Bestürzung darin, dass sie fast lächeln

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