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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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hörte er Donnergrollen, und ein einzelner Regentropfen klatschte schwer auf die Windschutzscheibe.
    Daher legte sich unwillkürlich ein Lächeln auf Towns Gesicht, als er die Frau erblickte, die die Straße entlangging. »Gott sei Dank«, sagte er laut und hielt neben ihr an. Per Daumendruck ließ er das Beifahrerfenster herunter. »Ma’am? Entschuldigen Sie bitte. Ich hab mich irgendwie verfahren. Können Sie mir sagen, wie man von hier zum Highway kommt?«
    Sie sah ihn durchs offene Fenster an und sagte: »Tja, ich glaube nicht, dass ich es richtig beschreiben kann. Aber ich könnte Sie hinführen, wenn Sie möchten.« Sie war blass, und ihr nasses Haar war lang und dunkel.
    »Steigen Sie ein«, sagte Town. Da gab es für ihn kein Zögern. »Als Erstes müssen wir aber mal tanken.«
    »Danke«, sagte sie. »Die Mitfahrgelegenheit kommt mir gerade recht.« Ihre Augen waren erstaunlich blau. »Da liegt ein Stock auf dem Sitz«, sagte sie verwirrt.
    »Schmeißen Sie ihn einfach nach hinten. Wo wollen Sie denn hin?« fragte er. »Gute Frau, wenn Sie mich zu einer Tankstelle und dann auf eine Schnellstraße lotsen können, dann fahr ich Sie bis vor Ihre Haustür.«
    »Danke«, sagte sie. »Aber ich glaube, ich muss weiter als Sie. Wenn Sie mich bis zur Schnellstraße mitnehmen, wäre ich Ihnen schon dankbar. Vielleicht kann mich da dann ein Trucker mitnehmen.« Während sie das sagte, lächelte sie, ein bübisches, entschlossenes Lächeln. Es war dieses Lächeln, das die Sache entschied.
    »Ma’am«, sagte er. »Bei mir können Sie besser mitfahren als bei jedem Trucker.« Er konnte ihr Parfüm riechen. Es war ein schwerer, zu Kopf steigender, süßlicher Duft wie von Magnolien oder Flieder, aber das störte ihn nicht.
    »Ich will nach Georgia«, sagte sie. »Das ist ein weiter Weg.«
    »Ich fahre nach Chattanooga. Ich nehme Sie so weit mit, wie ich kann.«
    »Ähm«, sagte sie, »wie heißen Sie?«
    »Man nennt mich Mack«, sagte Mr. Town. Wenn er sich in Bars mit Frauen unterhielt, ließ er manchmal die Bemerkung folgen: »Und wer mich richtig gut kennt, nennt mich auch Big Mack.« Damit hatte es jetzt keine Eile. Sie hatten eine lange Fahrt vor sich und noch jede Menge Zeit, sich näher kennen zu lernen. »Und wie heißen Sie?«
    »Laura«, verriet sie ihm.
    »Nun, Laura«, sagte er. »Ich bin mir sicher, wir werden uns ganz ausgezeichnet verstehen.«
     
    Der dicke Junge fand Mr. World im Regenbogenzimmer – einem von Wänden umgebenen Abschnitt des Pfads, dessen Fensterglas mit durchsichtigen Plastikplanen in Grün, Rot und Gelb bedeckt war. Mr. World lief ungeduldig von Fenster zu Fenster und blickte dabei abwechselnd auf eine goldene, eine rote, eine grüne Welt hinaus. Sein Haar war rötlich orange und extrem kurz geschoren. Er trug einen Burberry-Regenmantel.
    Der dicke Junge hustete. Mr. World sah auf.
    »Entschuldigen Sie? Mister World?«
    »Ja? Läuft alles nach Plan?«
    Der dicke Junge bekam einen trockenen Mund. Er fuhr mit der Zunge über die Lippen und sagte: »Ich habe alles eingeleitet. Für die Helikopter fehlt mir nur noch die Bestätigung.«
    »Die Hubschrauber werden da sein, wenn wir sie brauchen.«
    »Gut«, sagte der dicke Junge. »Gut.« Er stand da, sagte weiter nichts, machte aber auch keine Anstalten, sich zu entfernen. Er hatte eine Beule auf der Stirn.
    Nach einer Weile sagte Mr. World: »Kann ich sonst noch was für Sie tun?«
    Pause. Der Junge schluckte und nickte. »Sonst noch was«, sagte er. »Ja.«
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn wir uns dafür zurückziehen?«
    Der Junge nickte erneut.
    Mr. World führte den Jungen in sein Kommandozentrum: eine feuchte Höhle mit einem Diorama, das betrunkene Kobolde beim Schwarzbrennen mit einem Destillierapparat zeigte. Ein Schild davor verbot den Touristen, diese Höhle während der Restaurationsarbeiten zu betreten. Die beiden Männer setzten sich auf Plastikstühle.
    »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte Mr. World.
    »Ja. Okay. Genau, zwei Sachen. Okay. Erstens. Worauf warten wir? Und zweitens. Zweitens ist schwieriger. Also gut. Wir haben die Gewehre. Genau. Wir haben die Feuerkraft. Und die andern. Die haben beschissene Schwerter und Messer und Scheißhämmer und Steinäxte. Und, was weiß ich, Wagenheber. Wir dagegen haben intelligente Bomben, verdammt noch mal.«
    »Die wir aber nicht einsetzen werden«, erklärte der andere.
    »Ich weiß. Das sagten Sie schon. Das ist mir klar. Und das ist ja auch machbar. Aber. Na ja, seit

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