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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Norden schlossen die Tore ihres Lagers und zogen sich hinter ihre Holzmauer zurück.
    Der Kriegstrupp der Skraelinge fiel in jener Nacht über sie her – fünfhundert Mann gegen dreißig. Sie kletterten über die Palisade, und im Laufe der folgenden sieben Tage töteten sie jeden der dreißig Männer, auf dreißig verschiedene Arten. Und die Seeleute fielen in Vergessenheit, vergessen von der Geschichte und von ihrem Volk.
    Die Palisade wurde von den Kriegern niedergerissen und das Dorf abgebrannt. Auch das Langboot, das man kieloben hoch aufs Kiesufer gezogen hatte, verbrannten sie in der Hoffnung, die bleichen Fremden besäßen nur dieses eine Boot und sie könnten, wenn sie es nur vollends zerstörten, sicher gehen, dass keine weiteren Nordmänner ihre Küsten heimsuchen würden.
    Das alles geschah mehr als hundert Jahre bevor Leif der Glückliche, Sohn Eriks des Roten, dieses Land neu entdeckte und ihm den Namen Vinland gab. Seine Götter warteten bereits auf ihn, als er an Land ging: der einarmige Tyr, der graue Odin, seines Zeichens Galgengott, und Thor, der Donnergott.
    Sie waren da.
    Sie warteten.

4
    Let the Midnight Special
Shine its light on me
Let the Midnight Special
Shine its ever-lovin’ light on me
      – ›The Midnight Special<, Traditional
     
     
    Shadow und Wednesday frühstückten in einem Country Kitchen gegenüber dem Motel. Es war acht Uhr morgens, und die Welt war kalt und neblig.
    »Sind Sie immer noch bereit, Eagle Point zu verlassen?«, fragte Wednesday. »Falls ja, hätte ich dann nur noch ein paar Telefonate zu führen. Heute ist Freitag. Freitag ist ein freier Tag. Ein Frauentag. Morgen ist Samstag. Am Samstag gibt es viel zu tun.«
    »Ich bin bereit«, sagte Shadow. »Hier hält mich nichts mehr.«
    Wednesday stapelte sich diverse Frühstücksfleischsorten auf den Teller. Shadow nahm etwas Melone, einen Bagel und eine Packung Frischkäse. Sie suchten sich einen Tisch und ließen sich dort nieder.
    »Das war ja vielleicht ein Traum, den Sie da letzte Nacht hatten«, sagte Wednesday.
    »Ja«, sagte Shadow. »Kann man wohl sagen.« Lauras Schlammspuren waren noch am Morgen auf dem Teppich zu sehen gewesen; sie führten von seinem Zimmer zur Empfangshalle und durch die Tür nach draußen.
    »Na dann«, sagte Wednesday. »Übrigens, warum werden Sie eigentlich Shadow genannt?«
    Shadow zuckte die Achseln. »Ist einfach ein Name«, sagte er. Die eingenebelte Welt vor der großen Glasscheibe war zu einer Bleistiftzeichnung geworden, ausgeführt in einem Dutzend verschiedener Grautöne mit nur einigen wenigen Tupfern von Stahlrot oder reinem Weiß. »Wie haben Sie Ihr Auge verloren?«
    Wednesday schaufelte sich ein halbes Dutzend Scheiben Speck in den Mund und wischte sich dann mit dem Handrücken das Fett von den Lippen. »Hab es nicht verloren«, sagte er. »Ich weiß noch genau, wo es ist.«
    »Wie sieht denn der Plan aus?«
    Wednesday machte ein nachdenkliches Gesicht. Er putzte mehrere leuchtend rosafarbene Stücke Schinken weg, pflückte sich ein Fitzelchen Fleisch aus dem Bart und ließ es auf den Teller fallen. »Der Plan sieht wie folgt aus: Morgen Abend werden wir mit einer Reihe von Personen zusammentreffen, die eine herausragende Stellung auf ihrem jeweiligen Gebiet einnehmen – lassen Sie sich von ihrem Benehmen nicht einschüchtern. Wir werden uns an einem der bedeutendsten Orte im ganzen Land treffen. Anschließend werden wir sie bewirten. Ich muss sie für mein anstehendes Projekt gewinnen.«
    »Und wo befindet sich dieser bedeutendste Ort?«
    »Das werden Sie schon sehen, mein Junge. Einer der bedeutendsten, sagte ich. Die Meinungen darüber sind verständlicherweise geteilt. Ich habe meinen Kollegen eine Nachricht zukommen lassen. Auf dem Weg dorthin machen wir Halt in Chicago, da ich noch Geld besorgen muss. Das Unterhaltungsprogramm, das wir auf die Beine stellen müssen, wird mehr Bargeld beanspruchen, als ich momentan zur Verfügung habe. Danach geht’s weiter nach Madison.« Wednesday zahlte, und sie gingen über die Straße zurück zum Motelparkplatz. Wednesday warf Shadow die Autoschlüssel zu.
    Shadow fuhr zum Freeway, der aus der Stadt hinausführte.
    »Werden Sie sie vermissen?«, fragte Wednesday. Er blätterte sich durch eine Mappe mit Landkarten.
    »Die Stadt? Nein. Ich bin hier nie richtig heimisch gewesen. Als Kind war ich nie lange an einem Ort, und hier bin ich erst hergekommen, als ich in den Zwanzigern war. Das hier ist Lauras Stadt.«
    »Wollen wir

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