American Psycho
Avenue hin ist mit einem langen Streifen Kunst-Kuhfell verkleidet. Darunter thront eine schwarze Ledercouch.
Ich schalte auf dem Panasonic-Fernseher mit 8o-Zentimeter-Bildröhre Late Night with David Letterman ein, gehe dann zum Anrufbeantworter, um Owens Ansage zu ändern. Während ich die alte lösche (Owen gibt alle Nummern an, unter denen er zu erreichen ist – einschließlich des Seaport, Herr im Himmel – während im Hintergrund geschmackvoll Vivaldis Vier Jahreszeiten läuft), frage ich mich laut, wohin ich Paul schicken soll, und nachdem ich einige Minuten hin und her überlegt habe, beschließe ich: London. »Ich schicke den Arsch nach England«, gackere ich, während ich den Fernseher leiser stelle, und spreche dann die neue Ansage auf Band. Meine Stimme ist der von Owen sehr ähnlich, und für jemand, der sie über Telefon hört, sind sie wahrscheinlich identisch. David Letterman hat’s heute mit dämlichen Tierkunststückchen. Ein Deutscher Schäferhund mit Mets-Kappe schält und ißt eine Orange. Das wird zweimal wiederholt, in Zeitlupe.
Einen handgearbeiteten Sattlerleder-Koffer mit khakifarbenem Bezug, extraschweren Stoßecken und goldenen Schließen von Ralph Lauren packe ich mit einem doppelreihigen Sechsknopf-Anzug aus reiner Wolle mit steigenden Revers und Kreidestreifen und einem Navy-Suit aus Wollflanell, beide von Brooks Brothers, zusammen mit einem aufladbaren Mitsubishi-Elektrorasierer, einem silberbeschlagenen Schuhanzieher von Barney’s, einer Tag-Heuer-Sportuhr, einer schwarzen Ledergeldscheintasche von Prada, einem Sharp Handy-Kopierer, einem Sharp Dialmaster, seinem Paß in der schwarzen Lederhülle und einem Reisefön von Panasonic ein. Außerdem klaue ich für mich selbst einen tragbaren Toshiba-CD-Player, in dem noch eine der CDs mit der Originalaufnahme von Les Misérables steckt. Das Bad ist ganz in Weiß gehalten, bis auf die gesprenkelte Tapete an einer Wand. Ich schmeiße alles an Toilettenartikeln, was noch fehlen könnte, in eine Mülltüte.
Zurück in meinem Apartment ist der Körper bereits in Leichenstarre, und nachdem ich ihn in vier billige Frotteetücher gewickelt habe, ebenfalls von Conran’s Jubiläumsausverkauf, stecke ich Owen kopfüber und vollständig bekleidet in einen Daunenschlafsack von Canalino, schließe den Reißverschluß und ziehe ihn mühelos in den Aufzug, dann durch die Lobby, vorbei am Nachtportier und um die Ecke, wo mir Arthur Crystal und Kitty Martin über den Weg laufen, die gerade vom Dinner im Café Luxembourg kommen. Glücklicherweise geht Kitty Martin eigentlich mit Craig McDermott, der über Nacht in Houston ist, also halten sie sich nicht auf, obwohl Crystal – der taktlose Arsch – mich fragt, wie man ein weißes Dinnerjackett zu tragen hat. Nachdem ich ihn kurz abgefertigt habe, halte ich ein Taxi an, schaffe es, den Schlafsack lässig auf den Rücksitz zu werfen, springe rein und gebe dem Fahrer die Adresse in Hell’s Kitchen. In dem verlassenen Gebäude trage ich den Körper vier Stockwerke hoch durchs Treppenhaus bis auf meine Etage und lege Owens Körper in eine übergroße Porzellanwanne, ziehe ihm seinen Abboud-Anzug aus und übergieße den Körper, nachdem ich ihn gründlich naß gemacht habe, mit zwei Beuteln Kalk.
Später, so um zwei rum, im Bett, kann ich nicht einschlafen. Evelyn erwischt mich auf Call-waiting, während ich mir das Gequassel unter 976-TWAT anhöre und mir auf Video die Patty Winters Show von heute morgen ansehe, bei der es um Mißgeburten geht.
»Patrick?« fragt Evelyn.
Ich warte, verkünde dann mit dumpfer Stimme: »Hier spricht Patrick Bateman. Es ist mir leider nicht möglich, Ihren Anruf anzunehmen. Also hinterlassen Sie mir bitte eine Nachricht nach dem Pfeifton …« Ich warte, füge dann hinzu: »Schönen Tag noch.« Ich halte wieder inne, betend, daß sie’s geschluckt hat, ehe ich ein klägliches »Biep« hervorbringe.
»Ach laß das, Patrick«, sagt sie gereizt. »Ich weiß, daß du’s bist. Um Himmels willen, was soll der Blödsinn?«
Ich halte das Telefon auf Armeslänge von mir, werfe es dann auf den Fußboden und knalle es gegen den Nachttisch. Ich presse einige der Nummern in der Hoffnung, mit einem Freizeichen belohnt zu werden, wenn ich den Hörer wieder aufnehme. »Hallo? Hallo?« sage ich. »Ist da jemand? Ja?«
»Hör um Gottes willen damit auf. Laß es bitte sein«, jault Evelyn.
»Hi Evelyn«, sage ich munter, mein Gesicht zur Fratze verzerrt.
»Wo warst du heute abend?«
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