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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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mit einem Korkenzieher aus Sterlingsilber, den Peter Radloff mir zur Feier des Heatherberg-Deals gekauft hatte. In meinem Badezimmer hole ich die Axt heraus, die ich in der Dusche verstaut hatte, schmeiße zwei Fünf-Milligramm-Valium, die ich mit einem Zahnputzglas Plax runterspüle, gehe dann ins Foyer, wo ich den billigen Regenmantel überziehe, den ich am Mittwoch bei Brooks Brothers besorgt habe, und nähere mich Owen, der sich neben der Stereoanlage im Wohnzimmer gebückt hat, um meine CD-Sammlung durchzuforsten – das Apartment ist hell erleuchtet, die Jalousien sind geschlossen. Er richtet sich auf und geht langsam rückwärts, nippt an seinem Weinglas, läßt das Apartment auf sich wirken, bis er sich endlich auf einem weißen Aluminium-Klappstuhl niederläßt, den ich vor Wochen bei Conran’s Jubiläumsausverkauf erstanden habe, und schließlich bemerkt er die unter ihm ausgelegten Zeitungen – USA Today, W und die New York Times –, die den Boden bedecken, um den Parkettboden aus weißer Eiche vor Blutflecken zu schützen. Ich gehe mit der Axt in einer Hand auf ihn zu, mit der anderen schließe ich die Knöpfe meines Regenmantels.
    »Hey, Halberstam«, fragt er und schafft es, beide Worte zu nuscheln.
    »Ja, Owen«, sage ich im Näherkommen.
    »Warum liegen da, ehm, die ganzen Zeitgeist-Blätter überall auf dem Boden?« fragt er schläfrig. »Hast du einen Hund? Einen Chow oder so?«
    »Nein, Owen.« Ich gehe langsam um den Stuhl herum, bis ich direkt vor ihm stehe, genau in seinem Sichtfeld, und er ist so betrunken, daß er noch nicht mal die Axt richtig sieht, er bemerkt noch nicht mal, wie ich sie hoch über dem Kopf schwinge. Auch nicht, daß ich’s mir anders überlege und sie auf Taillenhöhe senke, sie fast wie einen Baseballschläger halte, als wartete ich auf den nächsten Ball, der zufälligerweise Owens Kopf ist.
    Owen hält inne, sagt dann: »Jedenfalls, Iggy Pop habe ich immer gehaßt, aber seit er so kommerziell geworden ist, gefällt er mir viel besser als –«
    Die Axt trifft mitten ins Gesicht, bevor er den Satz beenden kann, die dicke Klinge fährt seitwärts in seinen offenen Mund und bringt ihn zum Schweigen. Pauls Augen schauen zu mir auf, drehen sich unwillkürlich nach hinten, dann wieder zu mir, und plötzlich versuchen seine Hände, nach dem Griff der Axt zu schnappen, aber der Schock des Schlags hat ihm alle Kraft genommen. Zuerst kommt kein Blut, auch kein Geräusch außer dem der Zeitungen, die unter Pauls strampelnden Füßen knistern und zerreißen. Kurz nach dem ersten Schlag beginnt langsam Blut aus den Mundwinkeln zu sickern, und als ich die Axt herausziehe – Owen fast am Kopf aus dem Sessel reiße – und ihm wieder ins Gesicht hacke, daß es aufplatzt, während seine Arme im Nichts rudern, schießt Blut in zwei bräunlichen Fontänen heraus und befleckt meinen Regenmantel. Das wird begleitet von einem gräßlichen kurzen Zischen, das aus den Wunden in Pauls Schädel kommt, dort, wo Fleisch und Knochen nicht länger zusammenhalten, und darauf folgt ein obszönes Furzen, hervorgerufen von Teilen des Gehirns, das durch den plötzlichen Unterdruck aus den Wunden im Gesicht quillt, rosa und feucht schimmernd. Im Todeskampf fällt er zu Boden, sein Gesicht grau und blutig, außer einem Auge, das unkontrolliert blinzelt; sein Mund ein verzerrter rosaroter Mischmasch aus Zähnen, Fleisch und Kieferknochen, die Zunge hängt aus einem offenen Riß an der Backe, nur noch gehalten von etwas, das wie ein dicker roter Faden aussieht. Nur einmal schreie ich ihn an: »Scheißdämlicher Hund. Scheißarschloch.« Ich stehe wartend da, auf den Riß über dem Onica starrend, der Hausmeister war immer noch nicht da. Es dauert fünf Minuten, bis Paul endgültig tot ist. Weitere dreißig, ehe er aufhört zu bluten.
    Ich nehme ein Taxi zu Owens Apartment auf der Upper East Side, und während der Fahrt durch den Central Park, in der Stille dieser drückenden Juninacht auf dem Rücksitz des Taxis, fällt mir schlagartig auf, daß ich immer noch den blutigen Regenmantel trage. Ich schließe sein Apartment mit den Schlüsseln auf, die ich der Leiche aus der Tasche genommen habe, und als ich drin bin, tränke ich den Mantel mit Feuerzeugbenzin und verbrenne ihn im Kamin. Das Wohnzimmer ist sehr dürftig eingerichtet, minimalistisch. Die Wände sind aus weißgetünchtem Beton, außer einer Wand, die eine großformatige technische Zeichnung bedeckt, ganz schön trendy, und die Wand zur Fifth

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