American Psycho
Platin-American-Express-Karte auf die Rechnung. Seans Augen kleben an einem Hardbody an der Bar in Thierry-Mugler-Wolljerseykleid und Claude-Montana-Schal, der an einem Champagner-Tumbler nippt. Als unsere Kellnerin vorbeikommt, um die Rechnung und die Karte mitzunehmen, schüttle ich den Kopf, nein. Endlich fällt Seans Blick auf die Karte, sekundenlang, und ich winke die Kellnerin zurück und erlaube ihr, sie mitzunehmen.
Lunch mit Bethany
Heute treffe ich mich mit Bethany zum Lunch bei Vanities, dem neuen Bistro von Evan Kiley in Tribeca, und obwohl ich heute morgen fast zwei Stunden trainiert und vor der Mittagspause sogar im Büro Gewichte gestemmt habe, bin ich immer noch extrem nervös. Der Anlaß ist schwer auszumachen, aber ich sehe zwei mögliche Gründe. Entweder fürchte ich die Zurückweisung (obwohl ich nicht einsehen kann, warum: Sie hat mich angerufen, sie will mich sehen, Sie will mit mir essen, sie will wieder mit mir ficken), oder, die andere Möglichkeit, es hat was mit dem neuen italienischen Styling-Mousse zu tun, das ich trage, das mein Haar zwar voller wirken läßt und gut riecht, sich aber sehr pappig und unangenehm anfühlt, und das kann sehr wohl ein Grund sein, nervös zu werden. Damit uns beim Lunch nicht der Gesprächsstoff ausgeht, versuchte ich, eine schicke neue Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel Wok zu lesen, die ich gestern abend bei Barnes & Noble gekauft habe und deren junger Autor unlängst in der Fast-Track-Kolumne des New York Magazine lobend erwähnt wurde, aber jede Geschichte begann mit der Zeile »Wenn der Mond aufgeht wie eine große runde Pizza«, und ich mußte das schmale Bändchen wieder zurück ins Bücherregal stellen und mir einen J&B mit Eis, gefolgt von zwei Xanax, genehmigen, um mich von der Strapaze zu erholen. Ersatzweise schrieb ich Bethany ein Gedicht, ehe ich einschlief, und brauchte lange dafür, was mich überraschte, da ich ihr in Harvard immer Gedichte geschrieben hatte, lange, düstere, ehe wir uns trennten. Gott, denke ich bei mir, als ich, nur fünfzehn Minuten zu spät, bei Vanities eintrete, ich hoffe, sie ist nicht an Robert Hall, diesem stumpfen Arschloch, hängengeblieben. Während ich zu unserem Tisch geführt werde, komme ich an einem Spiegel vorbei und prüfe mein Spiegelbild – das Mousse macht sich gut. Das Thema der Patty Winters Show heute morgen war »Ist Patrick Swayze zynisch geworden?« Als ich mich hinter dem Maître d’ dem Tisch nähere, muß ich einen Moment anhalten (das alles geschieht in Zeitlupe). Sie sieht nicht zu mir her, und ich kann nur die Rückseite ihres Halses erkennen, ihr braunes Haar, das zu einem Knoten aufgesteckt ist, und als sie sich umdreht, um aus dem Fenster zu sehen, sehe ich kurz einen Teil ihres Profiles; sie sieht ganz wie ein Model aus. Bethany trägt eine Bluse aus Seidengaze und einen Seidensatin-Rock mit Krinoline. Eine jagdgrüne Handtasche aus Wildleder und Schmiedeeisen von Paloma Picasso steht vor ihr neben einer Flasche San Pellegrino auf dem Tisch. Sie schaut auf die Uhr. Das Pärchen am Nebentisch raucht, und nachdem ich mich hinter Bethany geschlichen habe, um sie mit einem Kuß auf die Wange zu überraschen, bitte ich den Maître d’ kühl, uns einen Tisch in der Nicht rauchersektion zu geben. Ich sage das umgänglich, aber doch so laut, daß die Nikotinsüchtigen mich hören können und hoffentlich leichte Beschämung über ihr abstoßendes Laster empfinden.
»Nun?« frage ich, die Arme verschränkt, ungeduldig mit dem Fuß tappend.
»Ich fürchte, wir haben keine Nichtrauchertische, Sir«, informiert mich der Maître d’.
Ich höre auf, mit dem Fuß zu tappen, und lasse langsam den Blick durchs Restaurant, durchs Bistro wandern, während ich mich frage, wie mein Haar wohl wirklich aussieht, und plötzlich wünsche ich, ich hätte das Mousse gewechselt, denn mein Haar fühlt sich anders an, seit ich es Sekunden vorher zuletzt gesehen habe, es fühlt sich anders an, als hätte es auf dem Weg von der Bar zum Tisch die Form geändert. Eine Welle der Übelkeit, die ich nicht unterdrücken kann, überläuft mich warm, aber da ich all dies träume, kann ich fragen: »Sie sagen also, es gibt hier keine Nichtrauchertische? Ist das korrekt?«
»Ja, Sir.« Der Maître d’, jünger als ich, tuntig, unschuldig, ohne Zweifel Schauspieler, setzt hinzu: »Tut mir leid.«
»Nun, das ist sehr … interessant. Das kann ich akzeptieren.« Ich greife in meine Gesäßtasche nach meiner
Weitere Kostenlose Bücher