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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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Riesentitten und einem Les-Misérables -Programm in einer Hand, bekleidet mit einem langen Abendkleid aus mattem Rayon-Jersey von Michael Kors für Bergdorf Goodman, Schuhen von Manolo Blahnik und vergoldeten Ohrgehängen von Ricardo Siberno, bleibt stehen, um hallo zu sagen, und obwohl ich sie nicht verschmähen würde, ignoriert Sean ihre einladende Haltung und lehnt es ab, mich vorzustellen. Während der Begegnung ist Sean ausgesprochen rüpelhaft, trotzdem geht sie lächelnd weg und winkt mit einer behandschuhten Hand. »Wir sind noch bei Mortimer. Später.« Er nickt, auf mein Wasserglas starrend, winkt dann einen Kellner heran und ordert einen Whisky pur.
    »Wer war das?« frage ich.
    »Ein Schätzchen, das in Stephens war.«
    »Wo hast du sie kennengelernt?«
    »Poolspielen bei M.K.« Er zuckt die Achseln.
    »Ist sie eine du Pont?« frage ich.
    »Warum? Willst du ihre Nummer?«
    »Nein, ich wollte nur wissen, ob sie ’ne du Pont ist.«
    »Schon möglich. Weiß nicht.« Mit etwas, das aussieht wie ein achtkarätiges Goldfeuerzeug von Tiffany, zündet er sich eine neue Zigarette an, eine Parliament. »Vielleicht ist sie eine Freundin von einer der du Ponts.«
    Ich versuche, vor mir zu rechtfertigen, daß ich hier sitze, heute, mit Sean, im Dorsia, aber mir fällt kein triftiger Grund ein. Nur diese immer wiederkehrende Null fließt ins Bild. Nach dem Dinner – die Gerichte sind winzig, aber köstlich; Sean rührt nichts an – sage ich ihm, daß ich Andrea Rothmere bei Nell’s treffen will und er schnell bestellen soll, falls er noch Espresso oder Dessert haben will, weil ich Mitternacht downtown sein muß.
    »Warum so eilig? So hip ist Nell’s auch nicht mehr.«
    »Na ja.« Ich sinke zusammen, raffe mich aber schnell wieder auf. »Wir wollten uns da nur treffen. Eigentlich gehen wir ins« – mein Hirn arbeitet rasend, landet irgendwo – »Chernoble.« Ich nehme noch einen Schluck Champagner aus meinem Tumbler.
    »Großes Gähnen. Ganz großes Gähnen«, sagt er und läßt den Blick durch den Raum schweifen.
    »Oder Contraclub East. Ich weiß nicht mehr.«
    »Out. Steinzeit. Prähistorisch.« Er lacht zynisch.
    Gespannte Pause. »Woher willst du das wissen?«
    »Rock’n’Roll.« Er zuckt die Achseln. »Muß man mit leben.« »Tja, Sean, wo gehst du denn hin?«
    Antwort wie aus der Pistole geschossen: »Petty’s.«
    »Ach ja«, murmele ich, hatte ganz vergessen, daß es schon aufhat.
    Er pfeift irgendwas, raucht eine Zigarette.
    »Wir gehen zu einer Party bei Donald Trump«, lüge ich.
    »Irre aufregend. Wahnsinnig aufregend.«
    »Donald ist ein netter Kerl. Du solltest ihn kennenlernen«, sage ich. »Ich … kann dich vorstellen.«
    »Ach nee?« fragt Sean, vielleicht hoffnungsvoll, vielleicht auch nicht.
    »Ja, klar.« Oh, schon gut.
    Also, wenn ich die Rechnung bekomme … mal sehen … zahlen, ein Taxi zurück zu meiner Wohnung nehmen, dann ist es fast Mitternacht, was mir nicht mehr genug Zeit läßt, die Videos von gestern zurückzugeben, wenn ich also nicht erst zurück zu mir fahre, kann ich einfach reingehen und ein neues Video ausleihen, obwohl, heißt es nicht auf meinem Mitgliedsausweis, daß man nur drei auf einmal mitnehmen kann? Das bedeutet also, da ich gestern zwei ausgeliehen habe (Der Tod kommt zweimal und Blond, Hot, Dead), daß ich noch eins ausleihen könnte, aber ich hatte vergessen, daß ich außerdem unter die Gold-Circle-Mitgliedschaft falle, was bedeutet, daß ich, wenn ich in den letzten sechs Monaten (mindestens) tausend Dollar dagelassen habe, in jeder beliebigen Nacht so viele Videos ausleihen kann, wie ich will, andererseits habe ich zwei nicht zurückgegeben, was bedeuten könnte, daß ich gar keins mehr ausleihen kann, Gold-Circle-Mitglied oder nicht, ehe ich die beiden nicht zurückgegeben habe, aber –
    »Damien. Du bist Damien«, glaube ich Sean murmeln zu hören.
    »Was sagst du?« frage ich und schaue auf. »Ich hab nicht verstanden.«
    »Schön braun«, seufzt er. »Ich sagte: schön braun.«
    »Oh«, sage ich, in Gedanken immer noch beim Video-Problem. Ich schaue runter – wohin, auf meinen Schoß? »Ehm, danke.«
    »Rock’n’Roll.« Er drückt die Zigarette aus. Rauch kräuselt sich aus dem Kristallaschenbecher, vergeht dann.
    Sean weiß, daß ich weiß, daß er uns wahrscheinlich bei Petty’s einschleusen kann, dem neuen Norman-Prager-Club auf der Fifty-ninth, aber ich werde ihn nicht fragen, und er wird’s mir nicht anbieten. Ich lege meine

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